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Das israelische Volk und der mosaische Glauben

„Werdet Ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern und Ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein.“ (Exodus 19, 5-6)

Das Alte Testament ist nicht ausschließlich eine Erbauungsschrift für viele gläubige Menschen, sondern gleichzeitig auch Chronik des Geschehens im „fruchtbaren Halbmond“, jenem mächtigen Gürtel Kulturland, das die Wüste Arabiens umfasst mit Ur am östlichen und Jerusalem am westlichen Ende. Dieser Raum umschloss einst die großen Zivilisations-Zentren der alten Welt von der Steinzeit bis zur griechisch-römischen Kultur. Zahlreiche Forscher haben den Beweis erbracht, dass die in der Bibel enthaltenen Aufzeichnungen der historischen Wahrheit entsprechen. Das Alte Testament enthält zahlreiche geschichtliche Nacherzählungen, welche die alten Juden zum Teil von anderen Völkern übernommen hatten. Die in der Bibel angeführte Sintflut ist nichts anderes als eine Nacherzählung des „Gilgamesch-Epos“, einer der schönsten Heldengeschichten des Altertums, das, in 300 Vierzeilern auf zwölf massiven Tontafeln eingekerbt, aus den Schlammschichten Mesopotamiens in der Gegend der ehemaligen Stadt Ur wieder zutage gebracht wurde. Der mosaische Glaube projiziert zahlreiche Ereignisse der antiken Welt auf das kleine Kanaan. Sehr oft treten die Israeliten stellvertretend für andere Völker in das Rampenlicht der Weltgeschichte. Die Juden sind das einzige Volk auf dieser Erde, das die Bibel nicht nur als Erbauungslektüre, sondern auch als nationale Geschichtsquelle besitzt.

„Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Sklavenhause herausgeführt habe; du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ So steht es geschrieben unter Exodus 20, 2-3 in der Bibel. Ursprünglich waren die Israeliten ein semitisches Hirtenvolk. Sie mögen schon früh ihre Eigenart betont haben, aber das Leben mit und unter anderen Völkern zwang sie auch zu Konzessionen. Bereits Isaaks Weib, Rebekka, war eine Syrerin. Simson verliebte sich in eine der Philistertöchter. Ruth, Davids Großmutter, war eine Moabiterin. Die zahlreichen Frauen, Nebenfrauen und Mägde der israelitischen Könige, mit denen sie Kinder zeugten, waren keineswegs immer Israelitinnen. Selbst Salomo war der Sohn einer Hethiterin. Maßgebenden Anteil an der Erhaltung der völkischen und rassischen Eigenart der Juden hatte der Prophet Daniel, der durch seine Traumdeutungen am babylonischen Hof Einfluss erlangte, obgleich er demonstrativ die Andersartigkeit seines Volkes durch strene Einhaltung der Speisegesetze betonte.

Vertrag mit Gott: Worin unterschied sich die mosaische Religion im Altertum von allen Kulturen der Mittelmeer- und Nahostvölker? Es war nicht nur der Monotheismus, der Glaube an einen einzigen und allmächtigen Gott. Es war vielmehr der Glaube, dass das Volk der Israeliten mit seinem Gott einen Bund geschlossen habe und von Ihm als stellvertretend für die ganze Menschheit ausgewählt sorden sei. Das wiederum ist ein ungeheures und wohl einmaliges Ereignis in der Geschichte der Antike. Gott war keine Vermaterialisierung, keine Verkörperlichung, sondern eine rein geistige Erscheinung. Deshalb gab es keine jüdische Malerei, keine Bildhauerei, kein Kunstschaffen. Selbst der Tempel Salomos war mit zehn Metern Breite und dreißig Metern Länge ein bescheidenes Bauwerk im Vergleich zu den prachtvollen Tempelbauten in Karnak, Mari, Baalbek und Babylon. Der Israelit fühlt sich im Bunde mit Gott durch die Zwiegespräche zwischen dem Herrn und Moses auf dem Berg Sinai. Vielleicht geht aber der Gedanke der Auserwähltheit, der sich mit den Bestrebungen der Absonderung von anderen Völkern vollzog, in seinem Keim bis auf Abraham zurück. Als Sarai den Isaak zur Welt brachte, gebot Gott, dass Abraham seine Magd Hagar, mit der er ein Kind gezeugt hatte, verjage, „denn nur von Isaak sollen die Nachkommen abstammen“

Gott als eine geistige Erscheinung, der Bundesgedanke mit dem Herrn und die Vorstellung der Auserwähltheit sind somit die maßgeblichen Fundamente für die physische Erhaltung des Judentums als einziges Volk der Antike über einen Zeitraum von mehr als 4000 Jahren bis in unsere Tage. Israel fühlt sich nicht nur als Volk, sondern als Jahwes Volk..! Moses verkündete einst dem Volk am Berg Sinai die Zehn Gebote. Darüber hinaus gab der Herr Moses vom Offenbarungszelt aus eine Fülle von Vorschriften über die verschiedenen Opfer: Brand-, Speise-, Dankes-, Sühne- und Schuldopfer. Der äußere, formale Rahmen der Religionsausübung ist für den Israeliten wo wichtig wie der Inhalt, „…denn ich, Dein Gott bin ein eifersüchtiger Gott“. Josue gab eine ganze Reihe weiterer Gesetze. Sie mussten blindlings befolgt werden. Ein Mann, der am Sabbat Holz sammelte, wurde auf Gottes Geheiß zu Tode gesteinigt. Saul sollte die Amalekiter „mit Mann, Weib und Kind, mit all ihren Herden und mit ihrem König Agag“ ausrotten. Er aber schonte Agag und die besten Tiere. Gott zürnte Saul und ließ den Amalekiter-König durch Samuel umbringen. Der Herr erschlug den Uzza, weil er aus Achtlosigkeit beim Stürzen eines Rindes die Bundeslade festhielt, um zu verhindern, dass sie auf den Boden fiel und zu Schaden kam.

Gott hatte befohlen, die Bundeslade nicht anders als an den Tragstangen zu berühren. Jephta, der die Ammoniter schlug, hatte dem Herrn als Brandopfer versprochen, was ihm nach glücklicher Heimkehr als erstes aus der Tür seines Hauses entgegenkomme. Es war sein einziges Kind, an dem er in der Folge aus Treue zu Jahwe sein Gelübde zu vollziehen hatte. Es ist weniger der ethische Inhalt einer Handlung, der nach dem mosaischen Glauben beurteilt wird, sondern es sind deren Folgen. Strafen für die Gottlosigkeit sind ebenso häufig wie die Duldung unmoralischer Handlungen, sofern letztere die absolute Stellung Gottes nicht berühren. Die Starrheit des Gesetzes hängt zusammen mit der Unerbittlichkeit Jahwes in allen Bereichen des Lebens. Alle jüdischen Propheten traten für die Einhaltung der Gesetze ein oder gaben neue. Hier unterscheidet sich der israelitische Formalismus von der Ethik der Hellenen und vom geistigen Gehalt des Christentums. Durch 613 Ge- und Verbote wurde die Sonderstellung des Judentums gegenüber seiner Umwelt begründet. Die geistlichen Führer erkannten die Gefahr der physischen Vernichtung, in der sich das Exiljudentum befand. Um ihr zu  begegnen, drohten sie den Gläubigen mit furchtbaren Strafen für den Fall, dass sie die Gesetze, welche das Judentum von den anderen Völkern absonderten, missachteten. Das 28. Kapitel des Deuteronomismus enthält eine Zusammenfassung dieser Drohungen, die Jahwe den Ungläubigen verheißt. Der Katalog der Verwünschungen und Plagen übertrifft alles, was Menschen je angedroht wurde, selbst das Inferno Dantes.

In der späteren Diaspora, nach dem Untergang Jerusalems, entstanden eine ganze Reihe neuer, strenger Gesetze für die Speisen, für die Heiligung des Sabbats, für die religiösen Feste. Sie mussten zwangsläufig die Juden von den anderen Völkern absondern, sie erst ghettoreif machen. Das Ghetto selbst ist nicht primär aus der Abneigung der Gastvölker gegen die Juden entstanden, sondern aus der bewussten Dissimilierung der geistigen und politischen Führer des Judentums, das während mehr als 2000 Jahren über alle Welt zerstreut lebte, die Sprache, oft auch Sitten und die Bräuche der Gastvölker annahm und doch sein eigenes Volksbewusstsein aus der Tradition der mosaischen Religion und dem Wissen um die Andersartigkeit bewahrte. Thora und Ritualbestimmungen überdauerten den Islam, das Mittelalter, die Neuzeit und selbst die technische Revolution bis in die heutige Zeit hinein.

Das Land, worauf Du ruhst, will ich Dir und Deinem Stamme geben“, sagt der Herr zu Jakob, und er führt ihn zurück in das Land Kanaan. Wie ein roter Faden ziehen sich durch das Alte Testament die Landverheißungen. Immer handelt es sich um eine kleine Landbrücke zwichen dem Berg Hermon und der Sinai-Halbinsel, zwischen Meer und Wüste. In den biblischen Landverheißungen wurzelt auch der moderne Zionismus, wurzelt die Gründung des Staates Israel, wurzeln die jüdischen Ackerbaukolonnen, die Bewässerungs-, Entsumpfungs- und Aufforstungspläne der zeitgenösssischen Israelis.

Von Rolf v. Ameln

Redaktion Israel-Nachrichten.org

 

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Von am 13/07/2014. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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