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Wiedersehen mit Brundibar: Adaption der Kinderoper „Brundibár“ Dokumentarfilm

Die Berliner Jugendtheatergruppe „Die Zwiefachen“ inszeniert eine Adaption der Kinderoper „Brundibár“. Jene Oper von Hans Krása und Adolf Hoffmeister wurde im Konzentrationslager Theresienstadt über 50 Mal aufgeführt und zu Propagandazwecken missbraucht. Danach hatte man fast alle Mitwirkenden nach Auschwitz deportiert und ermordet. Mit der Umsetzung des Materials setzen sich die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler, die alle schwierige soziale Hintergründe haben, auch mit der Geschichte des Stückes auseinander. Sie treffen die einzige Überlebende des Kinderensembles des ehemaligen KZ Theresienstadt, Greta Klingsberg und reisen mit ihr nach Theresienstadt. Sie diskutieren, erzählen und arbeiten aktiv und sehr persönlich an dem Thema Erinnerungskultur.

Aufführung der Kinderoper Brundibar im KZ-Theresienstadt. Foto: Archiv

Mitwirkende der Kinderoper Brundibar im KZ-Theresienstadt. Foto: Archiv

Umsetzung

Der Film geht individuell und künstlerisch der Frage nach, wie man Menschen verständlich machen kann, was geschehen ist, was Holocaust bedeutet und wie man mit der Geschichte umgehen kann. Durch die Begegnung mit der Holocaust-Überlebenden und Darstellerin der damaligen Kinderoper, Greta Klingsberg, wird Geschichte real und erfahrbar. Wolfspergers Dokumentarfilm kommt ihr und einigen der jungen Schauspieler/innen sehr nah. Die Kamera beobachtet sie stets behutsam, anstatt sie zu verfolgen. Dabei sind mehrere Erzählstränge miteinander verwoben: Erstens die Theaterarbeit, zweitens die persönlichen Hintergründe der Schauspieler/innen sowie der Holocaust-Überlebenden und schließlich die Geschichte der Oper und des Holocaust selbst. Der Film ist mit historischem Material der NS-Propaganda, privaten Fotografien und der Opernmusik zu einem nahegehenden Dokumentarfilm montiert.

http://www.brundibar-derfilm.de/

Was sind die Ziele und wer die Zielgruppe?

Der Film richtet sich aufgrund seiner Thematik letztlich an jedermann. Im Film setzen sich Jugendliche selbst mit dem Holocaust auseinander, ohne dass ihnen Fakten vorgekaut werden. Daher sind besonders Jugendliche angesprochen, die sich mit dem Thema befassen möchten.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Es bietet sich an, über Erinnerungskultur zu sprechen und darüber, auf welche Art man dieses Teils der deutschen Geschichte gedenken kann oder sollte, wie junge Generationen erreicht werden könnten – vor allem wenn Zeitzeugen in naher Zukunft nicht mehr da sind. Auch Fragen, die sich die Jugendlichen im Film stellen, können zur Diskussion gestellt werden: Hätte ich mitgemacht? Was oder wer ist deutsch? In künstlerischen Fächern können Komposition, Text und Geschichte der Oper und ihrer Adaptionen erörtert werden. Die Schicksale von Komponist und Autor sind weitere Ansatzpunkte. Darüber hinaus sollte über die Verwendung der Kinderoper-Aufnahmen von 1944 für den NS-Propagandafilm „Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“ diskutiert und dabei auf die Inszenierung und Wirkung von (Film-) Bildern allgemein eingegangen werden.

Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?

In weiten Teilen der Filmförderung ist man offenbar der nicht ungefährlichen Meinung, dass das Thema Holocaust nicht mehr genug Quote bringt und daher „auserzählt“ ist – Zitat aus einem Ablehnungsbescheid: „Die Kommission ist der Ansicht, dass der Film aufgrund […] seinem bereits oft behandelten Thema nur schwer eine ausreichend große Zielgruppe erreichen könnte […].“ So kam erst nach der Fertigstellung von „Wiedersehen mit Brundibar“ eine Teilfinanzierung (u.a. durch WDR, arte, Anne Frank Fonds) zustande, die aber die Gesamtkosten nicht abdeckt.
Regisseur und Produzent Douglas Wolfsperger nahm dabei in Kauf, sich für dieses Herzensprojekt mit 30.000 Euro zu verschulden.
Daher lässt sich die Produktion der DVD nur durch Crowdfunding realisieren.

Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?

Die Finanzierung soll der Produktion der DVD mit einer Auflage von 1000 Stück dienen. Zusätzlich zur DVD soll ein ausführliches Booklet mit Begleitmaterial und Hintergrundinformationen zum Film erstellt werden, das jedem Exemplar beigelegt wird.
Die anvisierte Fertigstellung der DVD ist Anfang September 2015.
Im Falle einer Überfinanzierung wird das Begleitmaterial ausgedehnt und die Auflage entsprechend aufgestockt.

Wer steht hinter dem Projekt?

Douglas Wolfsperger
Douglas Wolfsperger ist der Regisseur und Produzent des Films „Wiedersehen mit Brundibar“. Der Wahlberliner zeichnete sich zuletzt für die Kino-Dokumentarfilme „Doppelleben“ und „Der entsorgte Vater“ verantwortlich.
Er wurde unter anderem mit dem Bayerischen Filmpreis, dem Ernst-Lubitsch-Preis der deutschen Filmkritik und dem Prix Europa ausgezeichnet.
Mit „Wiedersehen mit Brundibar“ gelang ihm der Sprung in die Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis.

Greta Klingsberg
Greta Klingsberg, geborene Hofmeister, kam am 11. September 1929 in Wien zur Welt. Wenige Monate nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland flohen ihre Eltern mit einem illegalen Transport nach Palästina. Sie und ihre Schwester Trude sollten nachkommen. Aber es kam anders. Die Mädchen wurden 1942 von den Nationalsozialisten in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort verloren sich die beiden Schwestern, denn die Schlafräume waren nach Jahrgängen eingeteilt.
Plötzlich ganz allein, half der Dreizehnjährigen die Musik, dem schrecklichen Alltag in Theresienstadt zu entfliehen. Sie bekam die Hauptrolle in der Kinderoper „Brundibár“.
http://www.mut-zum-leben-filmprojekt.org/die-protagonisten/greta-klingsberg/index.html

Die Zwiefachen
„Die Zwiefachen“ wurden 1999 auf Initiative von Uta Plate gegründet. Damals warb Uta Plate in betreuten Jugendwohnprojekten für eine Theatergruppe. Viele Jugendliche kamen mit, einige blieben, „Die Zwiefachen“ waren geboren. Und mit ihnen der Wunsch, etwas zu erzählen, was ihnen nahe ist. Die Theaterarbeit an der Berliner Schaubühne gibt ihnen die Bühne als Plattform, dies auszudrücken. Kein Casting bestimmt die Aufnahme, sondern allen gemeinsam ist eine Biografie, geprägt von Rückschlägen und wenig Unterstützung.
Die Arbeit reicht von Tanz bis Gesang, von Schreiben bis Improvisieren und bietet ihnen Chancen und Möglichkeiten, die sie bisher selten hatten. Es geht darum, den Akteuren Theater als vielschichtiges Ausdrucksmittel zugänglich zu machen, damit sie ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Ideen in Szene setzen und in einem öffentlichen Diskurs verhandeln können. Die Produktionen werden an der Schaubühne und auf nationalen und internationalen Festivals präsentiert.
http://www.schaubuehne.de/de/seiten/zwiefache.html

Uta Plate
Uta Plate wurde 1968 in Schleswig geboren. Kulturpädagogik-Studium an der Universität Hildesheim, im Anschluss Leitung der afrikanisch-deutschen Theatergruppe Rangi Moja. Ihre Publikation „Fremd bleiben“ beschreibt die interkulturelle Theaterarbeit (Koautorin Wiebke von Bernstorff, IKO-Verlag, 1997). 1996–99 am Theater Nordhausen Leitung und Regie des Projekts „Theater im Knast“ an einer Jugendstrafanstalt. Entwicklung von Theaterstücken sowohl mit Senioren im Altersheim als auch mit Kindern in Asylheimen. Seit der Spielzeit 1999/2000 Theaterpädagogin an der Schaubühne. Hier vermittelt Uta Plate dem Publikum über Workshops und Publikumsgespräche einen inhaltlichen Einstieg in die Inszenierungen und kooperiert mit Schulen. Am Haus leitet sie außerdem das Jugendtheaterprojekt „Die Zwiefachen“ für Jugendliche, die aus sozial benachteiligtem Umfeld kommen. Die Stücke werden über Improvisationen, Schreib- und Bewegungsworkshops gemeinsam entwickelt. In einigen internationalen Kooperationen hatten „Die Zwiefachen“ die Möglichkeit, mit Jugendlichen aus England, Brasilien und Ungarn zu arbeiten. Im Rahmen des Festivals Contacting The World (Liverpool/2008) konnten sie ihre Kollaboration mit dem Aahoran Theatre aus Nepal präsentieren. Zudem gibt Uta Plate international Theater- und Bewegungsworkshops, u. a. in Santiago de Chile, Beijing, Istanbul, Helsinki, Ramallah und Alexandria (Rumänien). Am BACKA Theater in Göteborg erarbeitete sie Anfang 2013 das Stück „Run For Your Life“ mit zehn Jugendlichen und fünf Schauspielern aus Eritrea, Iran, Irak, Marokko und Schweden.
https://www.schaubuehne.de/en/people/uta-plate.html/ID_Taetigkeit=13

Norbert Ochmann
Norbert Ochmann ist musikalischer Leiter bei „Nach Brundibar“ und seit 1995 begeisterter und begeisternder Chorleiter und auch außerhalb der Probenzeiten ein engagiertes Mitglied der Studiosi Cantandi und des Tonkollektivs HTW. Nach seiner Kindheit im Ostallgäu und der schulischen Ausbildung im Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen begann er 1989 seine musikalische Studienzeit in Berlin, die er als diplomierter Tonmeister, Dirigent und Chorleiter abschloss. Inzwischen ist er Leiter diverser Chöre in und um Berlin, hat das Berliner Bach Consortium gegründet und das Kinderopernprojekt Opera Bambini ins Leben gerufen. Mit Studiosi Cantandi und dem Tonkollektiv HTW hat Norbert Ochmann in den letzten Jahren große Werke wie Ein deutsches Requiem (Brahms), Die Schöpfung (Haydn), die Matthäuspassion (Bach), The Armed Man – A Mass for Peace (Karl Jenkins) oder das Weihnachtsoratorium (Bach) einstudiert und aufgeführt.

Zur Crowdfunding-Seite des Projekts…

Von Thomas Wirth

für Redaktion Israel-Nachrichten.org

 

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Von am 26/06/2015. Abgelegt unter Featured. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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