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Wenn unser Hirn streikt

Stellen Sie sich vor, Sie machen an einem sonnigen Frühlingstag einen Spaziergang durch das benachbarte Naturschutzgebiet. Schließen Sie doch bitte kurz die Augen und versetzen sich in diese, oder eine ähnliche Situation. Was nehmen Sie wahr? Das leise Rauschen des Frühlingswindes in den Blättern, vielleicht das melodische Murmeln eines Baches, die angenehme Wärme auf der Haut, die sonnenhellen Farben der Frühlingsblumen, das Blau des Himmels, den Geruch der frisch aufbrechenden Erde, den weichen Boden auf dem Sie gehen. All das löst ein Gefühl von Wohlbefinden aus. Hin und wieder kommt das Summen einer Biene oder Hummel dazu, das fröhliche Zwitschern eines Vogels und vielleicht das leise Knacken eines Zweiges. Wenn Sie viel Glück haben, dann können Sie auch einen Frosch bei seinen Balztänzen sehen und hören.

Nach einem solchen Spaziergang werden Sie entspannt und glücklich nach Hause kommen. Ihr Gehirn wird nicht überreizt sein.

Und nun stellen Sie sich einen Besuch am Times Square in New York vor. Autos, Busse, Musik, großformatige Werbung an den Hochhäusern, der Geruch von Asphalt und Benzin, Lichtblitze, schnelle Bewegungen, ungewollte Berührungen, das Schrillen von Polizeipfeifen, Hupen, Geräusche von gasgebenden und bremsenden Fahrzeugen, Menschen die rufen, brüllen, flüstern, drängeln, stoßen, Schweiß- und Angstgeruch. Die Eindrücke knallen im Bruchteil von Sekunden auf Sie ein, würden Sie jeden einzelnen bewusst wahrnehmen, innerhalb von wenigen Minuten wären Sie ein Wrack. Das gesunde menschliche Hirn filtert die zahlreichen ungewollten Einflüsse aus dem Bewusstsein heraus und lässt nur die Einflüsse die Wahrnehmungsschranke passieren, die wichtig sind, die verarbeitet werden müssen.

Und trotzdem, wer behauptet, der Aufenthalt am Times Square oder ähnlichen Orten würde nicht den Blutdruck und Adrenalinspiegel nach oben treiben, der hat einfach schon den Kontakt zu sich selber verloren.

Dr. Noga Cohen. Foto: BenGurionUni

Dr. Noga Cohen. Foto: BenGurionUni

Dr. Noga Cohen von der Ben Gurion Universität in Beer Sheva hat ein Forschungsprogramm abgeschlossen, in dem sie nachweisen konnte, dass bei einem computerunterstützten Lernprogramm das menschliche Gehirn in der Lage ist, emotionale Informationen zu vernachlässigen, resp. gänzlich auszuschalten, wenn sie für das Alltagsleben nicht relevant sind. Die Studie wurde mit 26 gesunden Teilnehmern durchgeführt und doppelt abgesichert. Die Ergebnisse wurden mit einem bildgebenden Magnetresonanzscan belegt, der den Forschern die Möglichkeit gab, im gleichen Test mehrere Hirnbereiche zu überwachen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen eine klare Beeinflussung der Hirnreaktion auf Aussenreize.

Dr. Noga Cohen und ihr Team wünschen sich, auch nachweisen zu können, dass das PC unterstützte Training Patienten mit ausgeprägten Angststörungen und Depressionen helfen kann, aber auch für die Patienten hilfreich sein kann, die bei Reizüberflutungen im Alltag mit einem gefährlichen Blutdruckanstieg reagieren.

Dr. Noga Cohen hofft, dass sie ihre Forschungen auf einer breiteren Basis weiterführen kann, um mit diesen erfolgversprechenden Ergebnisse den Menschen helfen zu können, die im ganz normalen Leben von den krankmachenden Folgen der Reizüberflutung betroffen sind.

Von Esther Scheiner

 

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Von am 14/01/2016. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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