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Sigismund Freud – der gottlose Jude

Als Sigismund Freud am 6. Mai 1856 in Freistadt in Mähren, heute Pribor, damals Teil der Österreichisch Ungarischen Monarchie auf die Welt kam, hätte ihm keiner geweissagt, dass er einmal einer der bedeutendsten Denker, Menschenversteher und Traumdeuter der Welt werden würde. Seinen zweiten Namen „Schlomo“ erhielt er nach dem kurz zuvor verstorbenen Grossvater. Der Name leitet sich sowohl vom Wort „shalom“ = Frieden ab, steht aber auch für den weisen König Salomon. Freud ist die Übersetzung des hebräischen Wortes „Simcha“. In Anlehnung an den Feiertag „Simchat Tora“ bietet Ernest Jones, sein Biograf, die Deutung (um ganz bei Freud zu bleiben) von „Der weise Mann, der sich an den Lehren freut“ an. Freuds Vater Yacov hat die passende Namenswahl getroffen! (Ernst Jones; Das Leben und Werk von Sigmund Freud; Verlag Hans Huber Bern 1960)

Sigismund Freud. Foto: Archiv

Sigismund Freud. Foto: Archiv

Seine Familie, die in einem ziemlich desolat aussehenden Haus gewohnt hat, muss gross gewesen sein. Das Bild zeigt den Zustand, wie wir ihn im Sommer 1995 vorfanden. Glauben wir den Berichten von Freud, so hat die Familie nur ein Zimmer im ersten Stock bewohnt. Kaum vorstellbar.

Freuds’ Mutter, Amalia, geb. 1835, heiratete Yacov im Jahr 1855. Ihr Mann brachte zwei Söhne mit in die Ehe, Emanuel 1832 und Philipp 1836. Emanuel war bei der Geburt von Sigmund bereits selber Vater eines einjährigen Sohnes, dem bald eine Tochter folgte.

Die Ehe seiner Eltern war nach seiner Geburt noch mit sieben weiteren Kindern gesegnet, zwei Buben, von denen einer im ersten Lebensjahr verstarb und fünf Mädchen, von denen vier in einem KZ ermordet wurden. Nur eine Tochter, Anna, überlebte den Krieg.

Die familiäre Situation, in der die Mutter drei Jahre jünger als der älteste Bruder und nur ein Jahr älter als der zweite Bruder war, seine eigene Stellung als Nachzügler einerseits, als ältester Bruder andererseits, jüngerer Onkel eines einjährigen Neffen und gleichzeitig selber Neffe von fünf Onkeln muss für das Kind verwirrend gewesen sein. Das Bezugssystem innerhalb der Familie entsprach so ganz und gar nicht der gesellschaftlichen Norm. Heute im Zeitalter von selbstverständlichen Patchworkfamilien löst eine solche Konstellation weit weniger Irritationen aus, ist sie doch vielerorts schon die Regel geworden.

Mit Amalia und Yacov, Sigmund und den beiden nachgeboren Geschwistern müssen in einem Zimmer (ich gehe davon aus, es muss eine Etage gewesen sein) zwei Erwachsene und ein bis drei Kinder gelebt haben.

Nicht genug damit, zum wirtschaftlich zwar nicht rosig, aber doch offensichtlich ausreichend bestellten Haushalt gehörte auch noch „die prähistorische Alte“ wie Freud die Kinderfrau später benannte.

Ihr hat Freud seine Erfahrungen mit dem Katholizismus zu verdanken. Von ihr lernte er bei zahlreichen Messbesuchen, was es mit Himmel, Hölle, Erlösung und Auferstehung auf sich hatte. Als eifriger Schüler stellte er die erlebten Szenen nach den Messbesuchen daheim nach und predigte „wie es der liebe Gott auch macht“. Die Eltern wird es nicht weiter gestört haben, seine Mutter bezeichnete sich selber als gänzlich areligiös, und auch sein Vater hatte sich schon lange vom orthodox-chassidischen Elternhaus abgewandt.

So ist es auch kein Wunder, als Freud viele Jahre später, er ist schon längst mit Martha Bernays, aus dem Hause eines orthodoxen Rabbiners aus Hamburg verheiratet, während eines Ferienaufenthaltes in Tirol das Läuten den Kirchenglocken in einen Traum hineinnahm und als Trauminhalt „Der Papst ist gestorben“ wählte.

1859 verliess die Familie Freiburg und kam, nach einem Zwischenaufenthalt in Leipzig 1860 in Wien an. 1873 legte er am Leopoldstädter Realgymnasium seine Matura ab. Statt anschliessend, wie eigentlich geplant, Jus zu studieren, schrieb er für sich das Studium der Medizin ein.

Als hervorragender Student, der aussergewöhnliche Leistungen erbrachte, gelang es ihm relativ früh, ein Forschungsstipendium zu erhalten. In den Jahren 1876/77 erforschte er während einiger Monate die Hoden von Aalen am meereskundlichen Institut in Triest, damals ebenfalls noch Teil der k. u. k. Monarchie.

Oder, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Er suchte sie zwar, fand die aber nicht. Wen die erstaunlichen Erkentnisse über das Geschlechtsleben von Aalen interessiert, kann sich hier ausgiebig informieren.

Seine abschliessenden Erkenntnisse waren Gegenstand der ersten Veröffentlichung des jungen Wissenschaftlers. Der etwas sperrige Titel lautete: „Beobachtungen über Gestaltung und feineren Bau der als Hoden beschriebenen Lappenorgane des Aals.“ (Arbeiten aus dem Zoologisch-Vergleichend-Anatomischen Institute der Universität Wien, 7 – 1877). Freud haderte mit seinem Aufenthalt in Triest dermassen, dass er später nie mehr darüber schrieb, im Gegenteil, dass er alles vernichtete, was an Unterlagen noch in seinem Besitz war.

Dass er sich, zurückgekehrt aus Triest verpflichtet sah, vor der „Gesellschaft der Ärzte in Wien“ seinen ersten Vortrag zu halten, als kleines Dankeschön und Beleg seiner erfolgreichen Arbeit, darf getrost als Gerücht betrachtet werden.

Diesen ersten Vortrag hielt er erst im Jahr 1886. Es war der Beginn einer ganzen Vortragsreihe zum Thema „Hysteria virilis“. Das Thema war in Wirklichkeit nicht ganz so aufsehenerregend, wie uns die Freud Biografen wissen lassen wollen. Freud wird auch kaum darauf bestanden haben, dass er beim männlichen Teil der Menschheit eine Hysteria = Gebärmutter gefunden habe. Diese galt seit dem Altertum schon bei Plato und Hippokrates als Sitz der Hysterie. Sie trat, so die damalige Meinung, ausschliesslich bei sexuell unbefriedigten Frauen auf, wanderte im Körper herum und löste, in Verbindung mit dem Gehirn die typischen Symptome auf. Dass die ehrwürdigen Herren der Ärztegesellschaft damit nichts zu tun haben wollten, ist durchaus verständlich!

Freud nutzte seine Zeit in der Salpetière in Paris, um von den neuesten Erkenntnissen profitieren zu können, die der Hysterieexperte Jean-Marie Charcot gewonnen hatte. Er änderte die Bezeichnung der Krankheit allerdings in Konversionsneurose ab. Damit wollte er darauf hinweisen, dass der Kranke psychische Störungen in körperliche Symptome umwandelte.

In diesen Forschungen, die er erstmals in der Therapie von Bertha Pappenheim, besser bekannt unter dem Alias Anna O. anwandte und die er 1895 unter die Titel „Studien zu Hysterie“ veröffentlichte, wird oftmals die Geburtsstunde der Psychoanalyse gesehen.

Vieles im Leben und Werken Sigmund Freuds bleibt auch heutigen Psychoanalytikern unverständlich.

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von Esther Scheiner

 

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Von am 10/05/2016. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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