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Zeitgeschichte in den Israel Nachrichten: „Neuer Vorwärts“ schreibt in seiner Ausgabe vom 16. August 1936

Die Intervention der NSDAP in Spanien / Fünf verschiedene Organisationen und gut 750 gut organisierte deutsche Faschisten entfalteten in ganz Spanien ihre konterrevolutionäre Tätigkeit. – Die reaktionäre Presse Spaniens unterstützte die propagandistische Tätigkeit der Nazis. Ein riesiges Organisationsnetz des deutschen Faschismus ist in Barcelona aufgedeckt worden. In drei verschiedenen Zentren entfaltete der deutsche Faschismus durch die NSDAP und in vier anderen Deckorganisationen, von denen die „Deutsche Arbeitsfront“ und der „Club Germania“ die bekanntesten sind, und mit ihrem Bestand von 750 Mitgliedern seine Tätigkeit. In drei Regionen und 27 Ortsgruppen in ganz Spanien, auf den Balearen und in Spanisch-Marokko verbreitete der deutsche Faschismus sein Propagandamaterial, das er von Deutschland aus über die Grenzen und von den deutschen Schiffen aufs spanische Land schmuggelte. Aus vielen beschlagnahmten vertraulichen Rundschreiben der NSDAP geht klar hervor, daß die deutschen Konsularbehörden in ganz Spanien ihre Vollmachten mißbrauchten und die schon seit Jahren offiziell aufgelöste NSDAP unterstützten. Die spanische reaktionäre Presse bildete dabei das dritte Glied im Bunde. In einem Schriftwechsel der Auslandsorganisation der NSDAP, Hamburg, und der NSDAP-Ortsgruppe Malaga ist schwarz auf weiß zu lesen:

Herrn
Pressereferent Zeberer
Auslandsorganisation der NSDAP,
Hamburg.
Sehr geehrter Herr Parteigenosse!
Ich nehme an, daß die vom Pressewart dieser Ortsgruppe in der hiesigen Tagespresse fortlaufend veröffentlichten Arbeiten Ihnen im Ausschnitt durch die Landesleitung übermittelt werden und Sie demzufolge über unsere Propagandaarbeit am Platz genügend orientiert sind. Mir Rücksicht darauf, daß wir trotz mehrfacher Anforderung von der Landesleitung kein Propagandamaterial erhalten können, dem Pressewart jedoch neuerdings vom Landespresseamt nahegelegt wird, dasselbe direkt von Hamburg zu beziehen, gestatte ich mir mit Gegenwärtigem Sie persönlich zu bitten, veranlassen zu wollen, daß uns alle I. E. in Frage kommenden Schriften zugesandt werden, die dem Pressewart als Unterlagen für seine Aufsätze dienen könnten. (Besprechungen, Statistiken, Gesetze, Vorträge usw.) Wir rechnen mit den drei bedeutendsten Zeitungen am Platze für die Veröffentlichungen unserer Arbeiten, so daß wir unsere Tätigkeit auf diesem Gebiet noch weiter ausbauen können, vorausgesetzt, daß der Pressewart die nötigen Unterlagen erhält. Die Postsendungen sind zu richten an die Deckadresse: Consulado Aleman 33b…
Heil Hitler!
Ortsgruppenleiter: H. D. Helms.

Man ist in Barcelona jetzt dabei, alles belastende Material zu sichten und ein spanisches „Braunbuch“ gegen das gemeinsame Treiben der Nationalsozialisten, der Gestapo, der Deutschen Konsulatsbehörden und der spanischen reaktionären Presse herauszugeben. Heute kann schon gesagt werden, daß dies die größte Anklageschrift werden wird, die jemals gegen den deutschen Faschismus und seine Querverbindungen mit den reaktionären Kräften aller Länder geschleudert worden ist..!
Und weiter zitiert das Blatt ein Schreiben:

Deutsches Generalkonsulat für Spanien
Rundschreiben Nr. 65
I. Nr. 465/35 Barcelona, den 11. Juli 1935.
An der Kenntnis von Einbürgerungen Reichsangehöriger in einen fremden Staat besteht zur Zeit in Deutschland ein erhöhtes Interesse. Das Auswärtige Amt hat daher angeordnet, diesen Einbürgerungen ein besonderes Augenmerk zuzuwenden und über alle bekannt werdenden Fälle zu berichten.
Ich darf bitten, die Einbürgerungen von Deutschen in den spanischen Staat mit besonderer Aufmerksamkeit zu verfolgen und unter möglichst genauer Einhaltung vorstehender Richtlinien über jeden bekannt werdenden Fall geflissentlich umgehend an das Generalkonsulat zu berichten.
gez. Koecher.

Mit Hilfe einer faschistischen Organisation spioniert also das Deutsche Generalkonsulat interne spanische und persönliche Angelegenheiten aus, um darüber nach Deutschland zu berichten. An dieser Stelle fordert der deutsche Konsul sogar direkt zur Auslieferung deutscher Nazigegner auf, wie folgendes Rundschreiben beweist:
Deutsches Generalkonsulat für Spanien
R. Nr. 11/36
II 2 i Melzl Barcelona, den 16. Januar 1936
Vertraulich!
Gewarnt wird vor dem angeblichen Ludwig Melzl (dem Juden Blumenstock) geboren am 18.2.1900 in München, von Beruf Mechaniker, Gestalt groß, Augen und Haare braun.
………………………………………………………………………………….

Bei Melzl soll es sich um einen gefährlichen „Agent Provocateur“ handeln, dessen deutsche Reichsangehörigkeit zweifelhaft ist. Es wird gebeten, etwaigen Heimschaffungsanträgen des Melzl statt zu geben, damit er den deutschen Behörden zugeführt werden kann. Bei Auffinden des Melzl ist der Konsulatsabteilung der deutschen Botschaft in Madrid zum Aktenzeichen Ko. 31 b v 7. 1. 36 sofort Nachricht zu geben.
gez. Koecher.

Weiter heißt es: Die deutschen Faschisten haben im Verein mit ihrem Konsul am 6. Juni 1936 in Barcelona den Grundstein gelegt zu einem „braunen Haus“, in welches nach Fertigstellung nicht weniger als 9 faschistische Körperschaften ihren Einzug halten sollten. In dem ersten Gutachten über das Bauvorhaben (mit einem Kostenvoranschlag von 570.000 Peseten) heißt es:
„Der Ortsgruppenleiter der NSDAP“

Von Rolf von Ameln

 

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Von am 19/10/2016. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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