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Die Verwertbarkeit des Begriffes Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus war die größte politische und soziale Katastrophe im Zwanzigsten Jahrhundert. Seine Alleinstellung beruht nicht so sehr auf die Zahl der Toten und dem unermesslichen Leid, sondern auf den noch nie dagewesenen Versuch, ein ganzes Volk systematisch auszurotten. Und dennoch stellt sich die Frage: Warum hieß diese Bewegung „Nationalsozialismus?“ Bereits im 19. Jahrhundert wurde in unterschiedlichsten politischen Zirkeln über „Nationalismus“ und „Sozialismus“ diskutiert, die Kombination und gemeinsame Deutung beider Begriffe versucht. Dass sich diese Wortverbindung von „Nationalismus“ und „Sozialismus“ im 19. Jahrhundert fand, hatte nichts damit zu tun, dass sich Anton Drexlers Deutsche Arbeiterpartei – DAP – den Namen Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei – NSDAP – zulegte. Vielmehr übernahm die DAP den Begriff des Nationalsozialismus von ihrer österreichischen Partnerin, die sich seit dem Jahre 1918 als Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei – DNSAP – bezeichnete.

Sie ging auf eine Abspaltung der internationalistisch eingestellten Österreichischen Sozialdemokratie zurück und war ursprünglich auf die böhmischen Länder begrenzt. Die Parteibezeichnung hatte sie von der Tschechoslowakischen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei entlehnt. Den Hintergrund bildete der Nationalitätenkonflikt in der Habsburger Monarchie. Die theoretische Basis des österreichischen Pendants hatte der Eisenbahn-Ingenieur Rudolf Jung mit seinem 1919 publizierten Werk „Der nationale Sozialismus“ gelegt. Die früheren bayrischen Nationalsozialisten übernahmen einiges aus Jungs Werk und adaptierten anderes in ihrem Sinne.

Die ersten nationalsozialistischen Parteien gab es jedoch im böhmischen Raum bereits um das Jahr 1904. Dass die DAP Drexlers sich 1920 in Nationalsozialistische Arbeiterpartei umbenannte, war eher zufällig und stand im Zusammenhang mit Überlegungen, sich mit der österreichischen Partnerin zusammenzuschließen. Es war bemerkenswert, dass Adolf Hitler ursprünglich erwog, den Namen „Nationalrevolutionäre Partei“ vorzuziehen. Er erkannte jedoch rasch, dass das Schlagwort vom „nationalen Sozialismus“ für propagandistische Zwecke besser geeignet war. So schrieb er in „Mein Kampf“ in Bezug auf die von ihm entworfene Parteifahne: „Als nationale Sozialisten sehen wir in unserer Fahne ein Programm.

Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im Weiß den nationalistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes für den sieg des arischen Menschen und zugleich auch mit ihm den Sieg des Gedankens der schaffenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch war und antisemitisch sein wird.“ Hitler ging es bei seinen Überlegungen nicht darum, an bestehende Traditionen anzuknüpfen, sondern er verfolgte ausschließlich agitatorische Ziele. Das war auch der Beweggrund, der ihn veranlasste, eine Fusion mit anderen Rechtsparteien zu verhindern und 1921 mit Hilfe seiner Münchener Clique die Alleinherrschaft über die Partei zu erzwingen.

Die Umformung der frühen NSDAP in eine faschistische Massenpartei und die Durchsetzung des Führerprinzips bedeuteten zugleich die Ablösung von der völkischen Bewegung, aus der viele der „Alten Kämpfer“ hervorgegangen waren. Die vielfältigen Varianten der völkischen Bewegung büßten in dem Maße, in dem sie in der NSDAP aufgingen, ihre spezifische weltanschauliche Prägekraft ein. Es nahmen zwar einige Vertreter der völkischen Bewegung zunächst noch Spitzenstellungen im Nazi-Regime ein, aber sie verloren nach und nach ihren bestimmenden Einfluss. Zugleich entpuppte sich die sozialistische Programmatik als bloße Fassade, und der sozialistische Flügel verließ 1930 mit Otto Strasser die Partei.

Daher wurde vor allem auf Betreiben Adolf Hitlers, der die Erörterung programmatischer Fragen für überflüssig hielt, der Begriff des „Nationalsozialismus“ von der völkisch-nationalen Tradition gelöst und degenerierte zu einer bloßen propagandistischen Formel. Die von ihm im Jahre 1925 neu gegründete NSDAP nahm nun endgültig faschistische Züge an, deren Selbstzweck in der Durchsetzung des Führerprinzips auf Kosten innerparteilicher Willensbildung und in der propagandistischen Mobilisierung bestand. Kern der von Hitler herausgestellten „nationalsozialistischen Idee“ war die Vision rassischer Homogenität, die Gewinnung von „Lebensraum“ und die Eliminierung des Judentums. Und keine Verbindungslinie führte zu den national-sozialen Ideen der Vorkrieges-Epoche zurück.

Im Jahre 1939 schrieb der Jude Marcus Eli Ravage einen satirischen Text, den die Nazis als „Parole der Woche“, einer Wandzeitung übelster Machart, verarbeiteten. Ravage war 1900 aus Rumänien in die USA eingewandert, studierte hier an renommierten Universitäten – Universitiy of Missouri, University of Columbia – und unterrichtete anschließend am Kansas State Agricultural College. Parallel dazu schrieb Ravage, der seinen Namen in den USA mit Max Ravitch ans Englische angepasst hatte, für Magazine wie „Nation“, „New Republic“ oder „Harper´s“. Sein sarkastischer Text „A real Case Against the Jews“, der im Jahre 1928 im „Centuriy Magazine“ erschien, wird bis in die heutigen Tage von Antisemiten als Beleg verwendet um zu bewiesen, dass die Juden für alles Unglück dieser Welt verantwortlich seien – und das auch noch selbst behaupteten.

Es ist kaum nachvollziehbar, dass die Nazis, denen Ironie scheinbar fremd war, mit derartigen Methoden das Volk auch wirklich überzeugen konnten; – oder???Ravage schrieb: „Ihr habt noch nicht einmal angefangen, die wirkliche Größe unserer Schuld zu begreifen. – Wir sind Eindringlinge. Wir sind Zerstörer! Wir sind Umstürzler! Wir waren die tiefste Ursache des letzten Großen Krieges nicht nur, sondern von nahezu allen euren Kriegen, und wir waren auch die Ursache nicht nur der russischen Revolution, sondern auch jeder anderer großen Revolution eurer Geschichte. – Wir haben Uneinigkeit und Wirrwar in euer persönliches und öffentliches Leben gebracht. Und wir besorgen das noch weiter. – Keiner vermag zu sagen, wie lange wir das noch tun werden.“

Und die Propagandamaschine von Großmaul Goebbels schlachtete das aus mit dem Zusatz: „Wie lange noch?“ – „Nur so lange, als es auf der Welt noch Völker gibt, die sich im Namen der Humanität die Wahrheit vorenthalten lassen über das jüdische Gaunertum. Genau so lange noch – und keinen Tag länger.“

Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe.

Von Rolf von Ameln

 

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Von am 03/04/2017. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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