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Nazihetze und Lügen in der Berliner Ausgabe des „Angriff“ am Freitag, den 24. März 1933

Auf der Titelseite beschäftigt sich „Der Angriff“ mit „internationalen“ Pressestimmen, die von den Schriftleitern wohl „erfunden“ wurden? Lobhudeleien auf Hitler quer durch Europa und den USA.

Und auf Seite zwei schreibt ein Mitarbeiter des Blattes mit dem Kürzel P.H.: Der Sieger:

Sportpalast Berlin – Führer befiehl… Foto: screenshot

Nun stand Adolf Hitler gestern den prominentesten Vertretern des verflossenen Systems Auge in Auge gegenüber. Ein Augenblick voll ungeheurer dramatischer Spannung und Wucht. Ein Augenblick, wie ihn die Geschichte selten herbeiführt. Ein Schweigen voll fieberhafter Erregung liegt über dem Haus. Dort stehen die Männer, die jetzt ihren Abgang haben sollen. Man denkt es: Wenn in all ihrem Tun und Handeln auch nur ein Schein von persönlicher Größe lag, dann ist jetzt die Stunde gekommen, in der sie es beweisen könnten. Die Stunde schlägt an, der SPD-Führer Wels spricht. Und schon ist die Stunde entschieden. Es sind keine Worte, die wir hören, es ist leeres Gerede, das vorüberrauscht. Der Marxismus hat seine letzte Stunde verpaßt, hat die letzte Chance, die ihm vom Schicksal geboten wurde, nicht mehr ausgenutzt. Klein und jämmerlich, wie er sich immer schon darbot, ist er abgetreten. Die harten Worte des Kanzlers schlagen ihn für immer entscheidend zusammen. Ein letztes dummfreches Aufbäumen noch… „Schweigen Sie, und hören Sie sich das jetzt an!“ Mit diesem einzigen Satz duckt der Reichtagspräsident den Zwischenrufer, duckt eine ganze Kamarilla von Menschen, die „Führer“ sein wollten, die einst unumschränkt herrschen konnten, die ihre Macht willkürlich gebrauchen durften, die sich mit Worten eine Stärke gaben, die innerlich nie bestand. Die „eiserne“ Front muß schweigen, muß ihre eigene Schande anhören… Und der Sieger Adolf Hitler spricht!

Eine große Stunde. Das Größte daran: Es liegt nicht ein Funken von Hohn oder billigem Spott in der Art, mit der man die Verantwortlichen für 14 Jahre deutscher Not und Schande jetzt behandelt. Nur bitterböse und tiefe Verachtung. Wir denken zurück: Wie oft hat man uns vor die Gerichte gezerrt, in die Gefängnisse geworfen. Wie oft hat man uns mit Spott- und Schmähworten unseren Männern die braunen Hemden und Hosen vom Leibe gerissen. Wir hielten ihnen noch die gefesselte Faust unter die Nase! Und schon damals war Adolf Hitler der Sieger. Denn die Männer, die unter Spott und Hieben, unter Schimpf und Terror dennoch dem Gegner ihre Verachtung ins Gesicht spien, die marschierten unter seiner Fahne.

Die einst spotteten, die einst über uns lachten, als sie noch an der Macht saßen, die einst mit Hundepeitschen drohten, sie stehen heute da und finden kein mannhaftes Wort mehr. Die meisten von ihnen sind feige entflohen, und die wenigen, die blieben, stottern verlegene Worte. Schrien sie es jetzt hinaus: „Macht, was Ihr wollt, wir kennen trotz allem kein Vaterland, das Deutschland heißt, wir sind trotz allem gegen die Wehrfähigkeit des Staates und wollen die internationale Verbrüderung der Proletarier! Ja, wir wollen den Klassenkampf, trotz allem!“ Schrien sie es jetzt hinaus, sie würden sich vielleicht ein Fetzchen persönlicher Achtung von uns erzwingen. Aber sie tappen wie die Katze um den heißen Brei, und der Kanzler muß mit Worten wie Peitschenhiebe diesem schmählichen Spiel ein Ende bereiten. S

ie springen zurück, jeder Zoll riesengroße Jämmerlichkeit. Und der Sieger Adolf Hitler spricht! Mit überwältigender Mehrheit stimmt der Reichstag dem Ermächtigungsgesetz für die Regierung Hitler zu, legt damit den letzten Stein für das gewaltige Fundament auf dem nun der Neubau des Reiches getürmt werden soll. Jede Ja-Stimme aber ist gleichzeitig ein Spatenstich am Grabe des Marxismus. Sang- und klanglos wird er zugescharrt. Denn es ist kein Leidtragender da, der ihm nachweinte. Das Spiel ist aus. Es endete unter finsterem Schweigen. Denn der Ernst der Stunde ist groß. – Wäre es umgekehrt, das tolle Gelächter, das Gekeife und Gewieher im Reichstag wäre nicht auszudenken. Sie haben es früher oft und oft so getrieben. Und nu haben sie sich selbst zu Tode gelacht. Adolf Hitler aber, der Sieger, beherrscht die Stunde und die Zukunft.

Und weiter schreibt das Hetzblatt: Neue Verhaftungen. Wie die Telegraphen-Union mitteilt, ist der frühere Ministerialrat im Preußischen Innenministerium, Dr. Hirschfeld verhaftet worden. Vor der Landwirtschaftskammer in Wiesbaden erschienen eine Anzahl Bauern und verlangten den Rücktritt des Präsidenten Hepp und den der Direktoren Eisinger und Löwe. Hepp und Eisinger wurden in Schutzhaft genommen. Durch die Wachsamkeit der Hilfspolizei in Lemkenhaven ist es geglückt, den gefährlichen kommunistischen Agitator Paul Fröhlich vor seiner Flucht nach Dänemark zu verhaften. Fröhlich hatte die Absicht, unter Führung eines ortskundigen Begleiters mit einem Boot nach Dänemark zu entfliehen. Nach einer Durchsuchung der Wohnungen von etwa 55 Mitgliedern des „Bundes der Freunde der Sowjetunion“ in Beuthen, wurden 49 Personen, zumeist Juden, verhaftet. Das bei der Durchsuchung beschlagnahmte Material ist, wie der Regierungspräsident mitteilt, zum Teil sehr belastend. In Andreasberg konnten 20 Personen, davon 15 Juden, die mit den kommunistischen Umtrieben in Verbindung stehen, festgenommen werden.

Mit Fettdruck informiert man die Leser gleich rechts neben dem Beitrag: Heute um 19.20 Uhr: Regierungserklärung noch einmal im Rundfunk. Die Regierungserklärung, die Reichskanzler Adolf Hitler gestern im Reichstag abgegeben hat, wird am heutigen Freitag von 19.20 Uhr bis 20.10 Uhr vom deutschen Rundfunk noch einmal auf allen deutschen Sendern übertragen!

Und Millionen deutscher Bürger hatten dieser Rede zugehört; – Proteste gab es keine.

Von Rolf von Ameln

 

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Von am 15/06/2017. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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