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Zeitgeschichte in den Israel Nachrichten: Die Zionistische Rundschau berichtet im Jahre 1938

In der Ausgabe der „Zionistischen Rundschau“, Ausgabe vom 4. November 1938; – Wien, finden sich unter anderem mehrere kleine Hinweise und Anmerkungen, was Erez Israel anbetrifft. So zum Beispiel folgender Beitrag: Der Drang nach Übersee. Der steigende Anteil der Juden an der Wanderung von Mitteleuropa nach Übersee wird aus der soeben erschienenen neuen Ausgabe des „American Jewish Year Book“ deutlich. Die Statistik zeigt, dass für die Einwanderung nach USA Mitteleuropa immer mehr an die Stelle der osteuropäischen Länder tritt. Hierbei ist die Zahl der jüdischen Einwanderer in ständigem Anstieg. Im Quotenjahr 1937 sind insgesamt 11.352 Juden nach den Vereinigten Staaten eingewandert.

Zionistische Rundschau. Foto: Archiv/RvAmeln

Während bis zum Jahre 1931 zwei Drittel der jüdischen Einwanderung aus Osteuropa kam, lieferte 1937 Mitteleuropa und hiervon in der Hauptsache Deutschland nahezu 60 Prozent der jüdischen Amerikawanderer. Die jüdische Einwanderung trägt vorwiegend Familiencharakter. Für die jüdische Wanderung von Bedeutung ist auch der fünfte Erdteil Australien, dessen Einwanderungsbestimmungen eine mäßige und regulierte Einwanderung vorsehen. Nach dem vom Hilfsverein der Juden in Deutschland veröffentlichen Leitsätzen ist zur Einreise eine schriftliche Genehmigung der australischen Regierung erforderlich. Im Innenteil berichtet man über die Säuberung der Jerusalemer Altstadt – Der jüdische Polizeioffizier Silver – Jerusalem, Ende Oktober.

Einen hervorragenden Anteil an der Säubertungsaktion in der Altstadt von Jerusalem hatte der jüdische Polizeioffizier Aubrey H. Silver, welcher der älteste jüdische Polizeioffizier im Lande ist. Er kam seinerzeit mit der jüdischen Legion nach Palästina und ist seit 21 Jahren in Jerusalem. Seitdem er vor 17 Jahren in das Polizeikorps eintrat, ist er mit der Bewachung des jüdischen Viertels innerhalb der Altstadt betraut. Zum Dank für seine Umsicht, sein stets mutiges Eintreten für jüdische Interessen, seine nie versagende gute Laune, überreichten ihm die Bewohner des Haret el Jahud, wie das jüdische Viertel heißt, vor einem Jahr eine handgeschriebene Bibel.

Bei der Säuberungsaktion organisierte er den Sicherheitsdienst so ausgezeichnet, dass keine Verluste zu verzeichnen waren. Auf sein Anraten wurden zum Schutze der jüdischen Häuser an zahlreichen gefährdeten Punkten Sandsäcke aufgetürmt, die man bald nicht anders als „Silversandsäcke“ nannte. Unter seiner Leitung wurden Nahrungsmittel an die hungernde Bevölkerung verteilt. Innerhalb der Altstadt leben ungefähr 25.000 Menschen, von denen 12.000 Mohammedaner, 9000 Christen und 4000 Juden sind. Diese Bevölkerung stellt ungefähr ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Jerusalems dar. Die Mauer, die gegenwärtig die Altstadt umgibt, wurde 1538 von den Türken unter Sultan Suleiman erbaut. Sie hat einen Umfang von etwa zweieinhalb Meilen. Das von ihr umschlossene Gebiet zerfällt in vier Vierteln, das christliche (griechisch und lateinisch), das syrische und armenische, das moslemische und das jüdische. Das moslemische Viertel bedeckt einschließlich des jetzt viel genannten Harem esh Sharif mehr als ein Drittel der Gesamtfläche. Im jüdischen Viertel, dessen Bevölkerung sich stetig verringert, enthält zahlreiche Synagogen und Gemeindeeinrichtungen.

Weiter geht es mit der Meldung „Schüsse von den heiligen Stätten“: Hohe militärische Offiziere inspizierten heute Nachmittag in Begleitung des Bezirkskommissärs und anderer Beamten den Bezirk im Umkreis der Omar-Moschee, aus der die Banditen geflohen waren. Zahlreiche leere Patronenhülsen wurden gefunden, insbesondere auf den Altanen von Minaretten, woraus ersichtlich ist, dass die Banditen von den heiligen Stätten auf die Truppen gefeuert hatten. Das Ausgehverbot in der Neustadt von Jerusalem wurde am 29. Oktober gemildert. Es beginnt nunmehr um Mitternacht und endet um fünf Uhr früh.

„Schändung der Klagemauer“: Juden, die am 29. Oktober zum ersten Mal nach dem Ausgehverbotes die Klagemauer aufsuchten, fanden zu ihrem Entsetzen, dass die Stätte entheiligt worden war. Innerhalb der Räume bei der Mauer, in denen verschiedene rituelle Sachen aufgehoben werden, waren die Kanzel, die Lampe, die Aufbewahrungsstätte der Thora und ein Bücherschrank mit 200 Gebetbüchern und Psalmbüchern verbrannt. Der Waad Leumi wurde bei den Behörden vorstellig und drang darauf, dass Nachforschungen angestellt werden. Die Mauer wurde, als ungefähr 150 Juden dort beteten, besonders bewacht.

„Die Militäraktion außerhalb Jerusalems“: Truppen, die am 25. Oktober die Bezirke von Nazareth und Haifa nach Banditen durchsuchten, töteten zwei Araber, die Rauchsignale abgaben und zerstörten eine Anzahl von Beduinenhütten, deren Bewohner verdächtigt werden, an Schießereien beteiligt gewesen zu sein. In Galiläa führten vier Bataillone, unterstütz von Flugzeugen, umfassende Operationen auf der Suche nach Terroristenbanden aus. Fünf Banditen wurden getötet und Gewehre samt Munition wurden erbeutet.

Ein Militäroffizier, zwei Soldaten und ein jüdischer Chauffeur wurden am 27. Oktober bei der Explosion einer Landmine unter einem Militärlastwagen verwundet, der zwischen Evan Jehuda und Kfar Sirkin fuhr. Der verwundete Jude ist der 26jährige Wily Nadel aus Deutschland. Am 29. Oktober umzingelten Truppen ein Araberdorf in der Nähe von Meggido und verhafteten sechzig Personen. Ferner wurden Waffen und Munition gefunden und beschlagnahmt.

Die „Reichskristallnacht“ im Jahre 1938 brachte auch das Ende der jüdischen Presse in Nazi-Deutschland mit sich. Aus diesem Grunde ist es nicht möglich, jüdische Zeitungen zu finden, die über die Vorgänge der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 berichten. Nach dem Novemberpogrom wurden zahlreiche jüdische Zeitungen eingestellt. Später sollten die Nazis eigene Zeitungen herausgeben, die sich direkt an die Juden wandten, um die jüdische Bevölkerung über die Nazi-Politik und die zu dieser Zeit noch geförderte Auswanderung zu informieren. Es zeigte sich aber bereits deutlich, dass man sich nur noch mit einem Fall befasste: Die Flucht aus Deutschland.

Die in Wien einst erschienene „Zionistische Rundschau“ war ein Organ des Zionistischen Landesverbandes für Deutsch-Österreich, eines der zahlreichen zionistischen Vereine in Wien. Gerade in einem zionistischen Blatt verwundert es nicht, dass sich die Titelseite der Situation in Palästina widmet. Schließlich sollte dort auf historischem Boden der neue Judenstaat entstehen. Wie schwierig jedoch die Bewältigung des jüdischen Alltags bereits war, zeigten auch die Berichte über die „Jüdische Winterhilfe“, zum Besipiel „Ausspeisungsküchen“. Der weitere Verlauf ist geschichtlich verzeichnet.

Liest man jedoch die „militärischen“ Berichte, so stellt man fest, dass sich gegenüber 1938 und 2017 nicht viel an Gewalt gegenüber Juden in Erez Israel geändert hat.

Oder sollte ich mich irren,,?

Von Rolf von Ameln

 

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Von am 10/07/2017. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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