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Ehemalige Mitglieder der SS-Einsatzgruppen leben unbehelligt in Deutschland

Zwei mutmaßliche Mitglieder der mobilen SS-Einsatzgruppen die vom Simon-Wiesenthal-Zentrum (WSC) identifiziert wurden, sind in einem Fernsehbeitrag von deutschen Reportern befragt worden, verweigerten aber die Teilnahme an Kriegsmassakkern.

SS- und Polizei Einsatzgruppe beim Massenmord. Foto: Yad Vashem

Die Einsatzgruppen waren Sondereinheiten die sich aus SS- und Polizeipersonal zusammensetzten, die während der Invasion der Sowjetunion im Jahre 1941 den regulären deutschen Truppen folgten. Sie hatten die Aufgabe die politischen Feinde des NS-Regimes, meistens Juden, zu töten.

Die beiden Verdächtigen, die im Rahmen des Politikmagazin Kontraste der ARD befragt wurden, erscheinen beide in den Listen einer SS-Einheit, die der Einsatzgruppe C angeschlossen war.

Die Einsatzgruppe C war verantwortlich für eines der berüchtigsten Holocaust-Massaker, der Erschießung von fast 34.000 Juden bei Babi Yar, einer Schlucht nordwestlich der ukrainischen Stadt Kiew, am 29.-30. September 1941.

Die beiden älteren Männer waren beide auf einer Liste von 80 ehemaligen Einsatzgruppen Mitgliedern, die Ende 2014 vom Wiesenthal-Zentrum an deutsche Behörden übermittelt wurde in der Erwartung, dass sie noch am Leben sein könnten.

„Überrascht“ über den Holocaust zu hören

Ein Verdächtiger, der 94-jährige Kurt Gosdek, erzählte Kontraste in einem Interview in seinem Haus im Nordwesten Deutschlands, dass er, obwohl er 1941 Teil der Einheit in der Ukraine war, hinter den Linien gearbeitet hätte und die Fahrzeuge reparierte. Er behauptete, nichts von irgendwelchen Massakern zu wissen.

„Als ich dem Werkstattdienst zugeteilt wurde war es relativ ruhig, man hatte nur eine Arbeit“, sagte er. „Nicht das Schießen.“

Nach den Einsatzgruppen-Massakern eröffneten die Nazis die Konzentrations- und Todeslager und töteten insgesamt etwa 6 Millionen Juden und andere sogenannte Feinde des Reiches. Gosdek sagte, er sei „überrascht“ gewesen, als er nach dem Krieg über den Holocaust hörte.

„Es ist einfach unglaublich, dass so etwas passiert ist“, sagte er.

Herbert Wahler, 95, bestätigte, dass sich sein Name auf der Einsatzgruppen-Liste befindet, verweigerte aber jeden Kommentar.

„Wenn Sie mich fragen möchten, dann haben Sie kein Glück“, sagte er in seinem Haus in Mitteldeutschland. „Ich habe auch nichts zu verbergen und von mir erfahren Sie nichts.“

Jens Rommel, Leiter des besonderen deutschen Staatsanwaltsbüros in Ludwigsburg, der Nazi-Verbrechen untersucht, bestätigte der AP, dass ihm das Justizministerium die Liste des Wiesenthal-Zentrums übermittelt hat.

Er sagte, die Liste sei auf acht Personen eingegrenzt worden von denen man glaubte, dass sie noch am Leben wären. Darunter auch die beiden im Bericht von Kontraste vorgestellten von der Einsatzgruppe C, aber die Staatsanwälte hätten noch nicht genügend Beweise dafür gesammelt, um Anklagen zu erheben.

„Wir müssen wenigstens bestätigen, in welche Zeitspanne jemand in einer Einheit war und welche Verbrechen von der Einheit begangen wurden, der er angehörte“, sagte er der Agentur AP.

„Jeder, der die SS unterstützte war verantwortlich“

Efraim Zuroff, der Nazi-Jäger des Wiesenthal-Zentrums fragte, wie viel mehr Beweis noch notwendig wäre. Er sagte, ein neuer Präzedenzfall im deutschen Recht besagt, dass Verdächtige die der Nazi-Maschinerie des Völkermordes geholfen haben – wie die Todeslagerwachen – als Unterstützer beim Mord verfolgt werden können, auch wenn es nicht bewiesen werden kann, dass sie selbst getötet haben.

„Jeder, der in irgendeiner Form den Mord unterstützt hat, ist verantwortlich“, sagte Zuroff in einem Telefoninterview aus Jerusalem. „Auch wenn dieser Kerl damit beschäftigt war Autos zu reparieren, transportierten diese Autos die Menschen an die Stätten, an denen die Massenmorde an Juden verübt wurden … Bringt diese Leute endlich vor Gericht, bevor es zu spät ist!“

Staatsanwalt Rommel sagte, sein Büro arbeite „so schnell wie möglich“ auf die Einsatzgruppen bezogen, habe aber auch Untersuchungen in sieben Konzentrationslagern, darunter Buchenwald, Sachsenhausen und Bergen-Belsen, gegen ehemalige KZ-Wächter eingeleitet. Dort wäre es leichter zu beweisen, dass Verdächtige zum Zeitpunkt der spezifischen Tötungen anwesend waren.

Wie er sagte erwartet er, dass die Staatsanwälte bis zum Jahresende 30 Fälle gegen Verdächtige zur Anklage bringen werden. Er warnte aber, dass sich die Zahl wegen ihres Alters schnell ändern könnte.

„Jedes Jahr ist es schwieriger, weil so viele sterben“, sagte er.

Hier ein Link zu dem Film-Bericht von ARD-Kontraste…

 

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Von am 02/10/2017. Abgelegt unter Europa. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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