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Zeitgeschichte in den Israel Nachrichten: Der Dreimächtepakt; eine Allianz zur Aufteilung der Welt

Im Dreimächtepakt vom September des Jahres 1940 fanden die drei Angreiferstaaten Japan, Deutschland und Italien zusammen. Das Vertragswerk wurde von der Nazi-Propaganda der „Achse“ überschwänglich gefeiert. Im Nachhinein kam es jedoch nie zu einer koordinierten Kriegsführung. Nach einigen kurzen Verhandlungen in Tokio trafen am 27. September 1940 der japanische Botschafter Sakuro Kurosu und der italienische Außenminister Galeazzo Ciano bei Adolf Hitler in Berlin ein, um ein zehnjähriges Militärbündnis zwischen den drei Staaten abzuschließen. Damit wollten Nazi-Deutschland und Japan vor allem die USA von einem Eintritt in den Krieg abhalten und England weiter unter Druck setzen.

Unterzeichnung des Dreimächtepaktes. Foto: US/Archiv

Zwar hatten alle drei Länder bereits im Jahre 1936 den Antikominternpakt abgeschlossen, der sich vor allem gegen die Sowjetunion richtete und mehr eine Koordination in der Propaganda vorsah. Japan war natürlich sehr enttäuscht, als Hitler im August 1939 mit dem Erzfeind Stalin gemeinsame Sache machte, und sollte nun wieder besänftigt werden. Mit Erstaunen hatte Japan in den Monaten Mai bis Juni 1940 den deutschen Siegeszug im Westen verfolgt. Italien wiederum war mit den Siegen der Wehrmacht in Westeuropa ebenfalls in den Krieg eingetreten. Gemeinsam präsentierten sich Berlin, Rom und Tokio nun als neue „Achse“ oder „weltpolitisches Dreieck“. Und somit hatten sich drei Staaten zusammengefunden, welche die internationale Ordnung völlig zu sprengen drohten.

Die Deutschen litten unter den Regelungen nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg, Japaner und Italiener waren zwar auf der Seite der Entente gestanden, fühlten sich jedoch durch die Nachkriegsordnung nsach 1918 ebenfalls benachteiligt. Und so betrachteten sich die drei Staaten als „Habenichtse“ im internationalen System. In allen drei Ländern radikalisierte sich die innere Ordnung, bereits im Jahre 1922 übernahm Mussolini die Macht in Rom, 1933 folgte ihm Hitler in Berlin, und in Japan wurden extremistische Militärs tonangebend. Alle forderten sie Expansion – „§Lebensraum“ – oder Kolonien für die eigene Bevölkerung, die man als rassisch überlegen einstufte.

Das kaiserliche Japan machte den Anfang. Bereits im Jahre 1895 hatte es Korea und Formosa – das heutige Taiwan – von China übernommen und weitere wirtschaftliche und militärische Stützpunkte auf dem chinesischen Festland erhalten. Die in China stationierten japanischen Militärs wollten jedoch immer mehr; so provozierten sie 1931 ein militärisches Scharmützel, den Mukden-Zwischenfall, als Vorwand um die ganze Mandschurei unter ihre Kontrolle zu bringen. Diese firmierte nun als Marionettenstaat von japanischen Gnaden unter dem chinesischen Ex-Kaiser Pu-Yi. Bereits ein Jahr darauf dehnte sich der militärische Einfluss Japans auf weitere Teile Nordchinas aus. Der chinesischen Regierung unter Tschiang Kai-Shek blieb nichts anderes übrig, als tatenlos zuzusehen, da sie nicht über die notwendigen Mittel verfügten, um die Japaner zu vertreiben.

Die japanischen Militärs jedoch gingen noch einen Schritt weiter. Mit dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke in Peking eröffneten sie 1937 den großen Krieg gegen China. Die japanischen Truppen marschierten im Norden und Westen sehr schnell vor, dabei begingen sie oft extreme Kriegsverbrechen. Das angestrebte Ziel, ganz China als Marionettenstaat unter japanischer Ägide verfügbar zu machen, scheiterte jedoch. Vielmehr kam der Vormarsch 1939/40 kaum mehr voran und die japanische Regierung steckte in ihrem Vorhaben fest, ohne den Krieg beenden zu können. Nun richteten sich die begehrlichen Blicke immer mehr auf Südost-Asien, wo die Rohstoffe für eine dauerhafte Kriegsführung lagerten.

Hier traf man aber auf die Kolonialmächte. Frankreich, das im Juni 1940 eine militärische Niederlage erlitten hatte, musste die Japaner im Norden Indochinas gewähren lassen. Jede weitere Expansion wäre jedoch auf den Widerstand Englands und den USA gestoßen. Auch Italiens „Duce“ hegte hochfliegende Expansionspläne. Teile des Mittelmeerraums, aber auch das Horn von Afrika sollten von den Italienern unterworfen werden.So griff Mussolini 1935 das unabhängige Abessinien – heute Äthiopien – an und warf das Land in einem brutalen Vernichtungsfeldzug nieder. Im April 1939 marschierten dann die Italiener dann in Albanien ein, wo sie schon seit Langem über erheblichen Einfluss verfügten.

Zwar erklärte sich Mussolini nicht bereit, im September 939 an deutscher Seite in den Krieg einzutreten, holte dies jedoch im Jahre 1940 nach. Doch recht schnell scheiterte sein nächster Expansionsversuch. Der Angriff auf das britische Ägypten wurde zurückgeschlagen. Nicht viel anders erging es ihm, als er im Oktober 1940 Griechenland angriff. Durch diese beiden Feldzüge gelangte Mussolini immer mehr in die Abhängigkeit Adolf Hitlers. Der „Führer“ hatte sich ebenfalls verrechnet. Zwar ließ er bis Juni 1940 Dänemark, Norwegen und fast ganz Westeuropa erobern, der Versuch, auch in Großbritannien zu landen, scheiterte jedoch. Damit blieben dem Nazi-Diktator die Weltmeere versperrt und die USA drohten ebenfalls in den Krieg gezogen zu werden.

So wandte sich Hitler seit Juli 1940 insgeheim dem nächsten und größeren Ziel zu, dem Krieg gegen die Sowjetunion. Insbesondere Hitlers Außenminister Joachim von Ribbentrop versuchte jedoch, einen anderen Weg einzuschlagen: Er strebte eine Allianz mit dem vierten „Habenichts“, der Sowjetunion, an. Ribbentrop schwebte ein gigantischer „Kontinentalblock“ vor, von der Atlantikküste bis nach Ostasien. Aber auch die Sowjetunion verfolgte expansionistische Ziele. Stalin dehnte seinen Machtbereich mit der Annexion Ostpolens und den baltischen Staaten in den Jahren 1939-1940 aus. Der Angriff auf Finnland führte jedoch nicht zum völligen Sieg über das Nachbarland. Offiziell bemühte sich Hitler weiter um seinen Verbündeten Stalin.

Auf Einladung Hitlers kam im November 1940 der sowjetische Außenminister Molotow nach Berlin und zeigte nun seinerseits einen großen Appetit auf weitere Expansion und neue Einflusssphären, bis zum Bosporus und nach Indien. Dies wieder bestärkte Hitler noch mehr in seiner Absicht, die Sowjetunion anzugreifen. Die Japaner hingegen glaubten an einen deutsch-sowjetischen Ausgleich und schlossen im April 1941 sogar ein Neutralitätsabkommen mit Stalin ab. Der Dreimächtepakt wurde in weiterer Folge um kleinere Staaten erweitert, die schon unter Hitlers Einfluss standen, zuerst Ungarn, Rumänien und die Slowakei, dann schließlich Bulgarien.

Auch die jugoslawische Regierung sah sich solchem Druck ausgesetzt, dass sie beitrat. Unmittelbar danach wurde die Regierung jedoch gestürzt. Dies wiederum bot Hitler einen willkommenen Vorwand, um im März 1941 den Krieg in Südosteuropa zu eröffnen und Jugoslawien zu erobern. Welche Bedeutung hatte nun eigentlich der Dreimächtepakt? Die japanische Regierung drängte bald auf zusätzliche geheime Absprachen, die das Bündnis eher verwässerten. Vermutlich wollte man den Pakt sogar als Verhandlungsmasse für die Gespräche mit den USA verwenden, maß ihm also von Vornherein keine substanzielle Bedeutung bei. US-Präsident Roosevelt ließ sich daher ohnehin nicht beeindrucken.

Tatsächlich verstärkte er seine Hilfe für das überfallene China und drohte mit ernsten Konsequenzen, falls Japan auch im Süden Indochinas vorrücken würde. Man kann heute sogar davon ausgehen, dass die Drohungen der „Achsenmächte“ Roosevelt eher geholfen haben, den Isolationismus in den USA zurückzudrängen und die Wahlen Ende 1940 zu gewinnen. Letztlich wurde keinem der Mitgliedstaaten des Dreimächtepakts der Krieg erklärt, vielmehr griff Japan selbst die USA an und dann verkündeten auch Deutschland und Italien ihren Kriegseintritt. Während die Wehrmacht Hitlers zunehmend für die italienische Armee in den Krieg eingriff, kam es mit Japan zu keinen richtigen Absprachen.

Hitler hegte tiefe Ressentiments gegen die „gelbe Rasse“ und wollte die Sowjetunion auf eigene Faust ohne japanische Beteiligung niederwerfen. Lediglich für kurze Zeit, Anfang 1942, wurde ernsthaft über eine Abgrenzung der deutschen und japanischen Interessensplänen im Nahen- und Mittleren Osten nachgedacht. Italien schied ohnehin im August 1943 weitgehend aus dem Krieg aus. Der Dreimächtepakt blieb also letztendlich nur eine Propaganda-Veranstaltung, bei der jedoch Goebbels frohlockte: „Der Dreimächtepakt ist das große Ereignis in der gesamten Weltöffentlichkeit“. In seinem Tagebucheintrag vom 29. September 1940 überschüttet er England und die Vereinigten Staaten mit Häme: „Gegen diese beiden Staaten ist der Beistandspakt vor allem gerichtet. Der Pakt soll eine neue Mächte-Koalition begründen, deren Einflusssphären wechselseitig anerkennen und zu gegenseitiger militärischer und wirtschaftlicher Unterstützung verpflichten für den Fall, dass eine der drei Mächte von einer Macht angegriffen wird, die gegenwärtig nicht in den europäischen Krieg oder in den chinesisch-japanischen Konflikt verwickelt ist.“

Damit waren vor allem die USA angesprochen. Goebbels huldigte weiters dem „Führer“, der einen großen diplomatischen Sieg erfochten habe. Hitler habe „Wieder mal den gordischen Knoten durchhauen! Die USA werden sich hüten, aktiv sich in den Konflikt einzumischen, denn ansonsten stehen sie der japanischen Flotte gegenüber.“

Was an Genugtuung bleibt, ist die Tatsache, dass Nazi-Deutschland den Krieg verloren hat und Goebbels sich selbst das Mundwerk gestopft hat.

Von Rolf von Ameln

Rolf v. Ameln ist Buchautor, sowie IN-Korrespondent in Deutschland und Spezialist für Themen der Zeitgeschichte. Er schreibt seit 25 Jahren für die Israel-Nachrichten.

 

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Von am 24/10/2018. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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