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Was ich gelernt habe als ich Auschwitz auf Facebook folgte

Ich folge Auschwitz auf Facebook. Es ist für mich immer ein komisches Gefühl und oft denke ich, wenn Facebook existiert hätte als Auschwitz in Betrieb war, wäre die Geschichte vielleicht anders gewesen.

Heute hat die Auschwitz-Gedenkseite mehr als 250.000 Follower auf Facebook.

Am heutigen Sonntag den 27. Januar, ist Internationaler Holocaust-Gedenktag. Am vergangenen Sonntag veröffentlichte das Auschwitz Memorial eine ernüchternde Erinnerung. Es war der 77. Jahrestag der Wannsee-Konferenz, die am 20. Januar 1942 stattfand und 15 hochrangige Beamte und SS-Offiziere zusammenbrachte, um die geplante technische, logistische und rechtliche Umsetzung der „Endlösung“, der Massenvernichtung des jüdischen Volkes zu besprechen.

Der Beitrag enthielt einen Link zu den Protokollen der Konferenz. Auch das wurde über das soziale Netzwerk zur Verfügung gestellt. Ich fand eine Tatsache in dem Dokument besonders auffällig. Zur Vorbereitung der Wannsee-Konferenz stellte Adolf Eichmann eine Liste aller europäischen Juden zusammen. Er zählte nicht nur die Juden Deutschlands. Er zählte die Juden von Polen (2,2 Millionen), die Juden der Ukraine (2,9 Millionen), die Juden von Spanien (6.000), die Juden der Türkei (55.500) und mehr. Insgesamt gab es 11 Millionen Juden in den von den Nazis besetzten Ländern und in europäischen Ländern, die gegen die Achse waren.

Eichmann sagte den Konferenzteilnehmern, dass sie auf der Grundlage der vorherigen Genehmigung Hitlers sofort mit der „Evakuierung“ der Juden in den Osten beginnen sollten, wo sie Zwangsarbeit verrichten würden, wobei gehofft wurde, dass die meisten von ihnen sterben würden. Er deutete auch an, dass jene Juden, die nicht „durch natürliche Reduktion“ starben, nicht am Leben bleiben sollten, da diese körperlich widerstandsfähigeren Juden das Potenzial hatten, eine „Keimzelle einer neuen jüdischen Wiederbelebung“ zu werden.

Die Zahl, die mir in Eichmanns Inventar auffiel, war die geringste: Die Anzahl der in Albanien lebenden Juden. In Albanien gab es nur 200 Juden. Warum wurde Eichmann durch die Existenz einer so kleinen jüdischen Gemeinde in Albanien gestört? Warum gab ihm die Tatsache ihrer Existenz keine Ruhe?

Auflistung der Juden in europäischen Ländern für die Wannseekonferenz (Auschwitz Memorial / Muzeum Auschwitz, Facebook)

Im Abschnitt der Torah, Yitro, erzählen die Juden die Geschichte der Annahme der Thora. Nach dem Auszug aus Ägypten stand das gesamte jüdische Volk am Berg Sinai und hörte zum ersten Mal die Gebote, die Teil unserer spirituellen DNA werden sollten. Der innere Puls schlug in uns. „Ich bin der Herr, dein Gott.“ „Du sollst nicht morden.“ „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ „Du sollst nicht Ehebruch begehen.“ „Denk an den Sabbattag und halte ihn heilig.“ „Du sollst dir keine Götter schaffen.“

Dieser Ethos hat uns zu einem Volk gemacht. Seitdem haben wir ihn überall hin mitgenommen, in alle Länder unserer Zerstreuung. Wir haben es auch auf europäischem Boden mitgenommen. Was wurde uns eingeflößt, als uns die Torah am Sinai gegeben wurde, was Eichmann so sehr störte?

Eichmanns Bestandsaufnahme fordert uns auch auf, in den Spiegel zu schauen und uns zu fragen: Was bedeutet das für uns? Was vertreten wir? Stellt die Zählung der Juden in Albanien Forderungen an uns? Was lehrt uns die Besessenheit, jeden Juden bis zum letzten zu töten, über die Verbindung, die wir mit jedem Juden fühlen sollten, egal wie weit sie von uns entfernt sein mögen?

Bestandsaufnahme der Juden in europäischen Ländern für die Wannseekonferenz (Auschwitz Memorial / Muzeum Auschwitz, Facebook)

Von Sivan Rahav-Meir (JNS)

Die Autorin dankt Shira Pasternak Be’eri für ihre Hilfe bei diesem Beitrag.

Sivan Rahav-Meir ist eine israelische Nachrichtenreporterin und Fernsehmoderatorin. Sie ist eine gefragte Rednerin in Israel und Übersee.

 

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Von am 27/01/2019. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

Ein Kommentar zu: Was ich gelernt habe als ich Auschwitz auf Facebook folgte

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