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Totes Meer – Yam HaMelach ים המלח– der tiefste Punkt der Erde

Dieser Binnensee, 428 m unter dem Meeresspiegel gelegen, mit einem Salzgehalt von etwa 33%, liegt zwischen Israel im Westen und Jordanien im Osten. Gespeist wird er durch den im Norden liegenden Jordan.

Die Oslo Verträge regeln unter anderem die Versorgung von Jordanien, Judäa und Samaria mit Süsswasser. Die dazu notwendige Ableitung von Wasser aus dem Kinneret, dem grössten Süsswasserspeicher Israels, regenarme Jahre und ein durch grosse Hitze bedingter hoher Verdunstungsgrad, tragen seit Jahren dazu bei, dass der Wasserstand unaufhaltsam sinkt.

Grau: Ehemals grösste Ausdehnung des Lake Lisan. Bau: Heutige Ausdehnung vom Toten Meer, © screenshot: www.frontiersin.org

Entstanden ist der Binnensee, welcher keinen Abfluss hat, durch das Auseinanderbrechen der Afrikanischen und Arabischen Platte vor etwa 18 Millionen Jahren. Durch das Auseinanderbrechen entstand der Jordangraben, der sich anschliessend mit Regenwasser und Flutwellen füllte und eine grosse Seenlandschaft bildete, die von der südlichen Negev Wüste bis zum Kinneret reichte. Während der letzten Eiszeit kam es zu einem deutlichen Klimawandel. Stärkere Regenfälle und ein vermehrter Zufluss in die Seenlandschaft des Jordangrabens liessen den Meeresspiegel ansteigen. Im Vergleich zu heute lag er damals etwa 260m höher. Der nördliche, grössere Teil ist wesentlich tiefer, als der südliche, viel flachere Teil. Die Teilung verläuft in etwa auf der Höhe der Felsenfestung Massada, wo sich die Halbinsel Lisam von Jordanien her in den See schiebt.

Durch die rigorose Ableitung von zufliessendem Wasser aus dem Jordan und die hohe Verdunstung verliert der nördliche Teil pro Jahr etwa einen Meter an Höhe. Um dem südlichen Teil, der künstlich in einzelne Becken unterteilt wurde ein ähnliches Schicksal zu ersparen, wird ihm über einen schmalen Kanal Wasser zugeführt. Der südliche Teil leidet unter einem anderen Problem.

Neben dem Tourismus, der dank mineralstoffreichem Wasser und Luft hier floriert, sind es die «Dead Sea Works» und die «Arab Potash Company» die im südlichen Bereich aktiv sind. Sie leiten das Wasser in Verdunstungsbecken, wo sie anschliessend Mineralstoffe und Salz gewinnen. Das ungenutzte Salz lagert sich auf dem Boden des Sees als wasserundurchlässige Schicht ab, was dazu führt, dass der Meeresspiegel hier ständig ansteigt.

Ein Phänomen, das sorgsam beobachtet werden muss, um den Schaden, der entsteht, möglichst klein zu halten.

2011 verpasste das «Tote Meer» nur knapp die Aufnahme in die neuen «7 Weltwunder». Ein Projekt der UNESCO.

Bereits 2012 gab es Bestrebungen, dem was von unserem vielleicht spektakulärsten und auf jeden Fall sensibelsten inoffiziellen Weltwunder übrig ist, endgültig den Todesstoss zu versetzen.

Modell des Masterplans © Safdie Architects

Mit dem zynischen Namen «Dead Sea Masterplan/ Dead Sea Preservation Masterplan» bewirbt das Architekturbüro «Safdie Architects» mit Hauptsitz in Boston und Jerusalem, auf Hochglanzbroschüren das Projekt. Moshe Safdie, der CEO des Unternehmens hat zahllose beeindruckende Projekte geplant und gebaut. Viele davon in Israel.

Offensichtlich ist es ihm gelungen, den in Israel sonst zu strikt eingehaltenen Naturschutz zu missachten. Es habe, so hat mir eine Hotelmanagerin aus Ein Bokek erzählt, schon einige Anfragen und auch Gerichtsverfahren gegeben. Aber schlussendlich sei das Projekt von der Regierung bewilligt worden.

Heute gibt es in Ein Bokek, dem grössten der drei Resorts, etwa 4.000 Zimmer in Hotels. Die ansonsten so geliebten «Zimmerim» oder gar Airbnb gibt es nicht. Seit Eröffnung der neuen «Dead Sea Mall», für meinen Geschmack weitaus überdimensioniert und eine Investition, die sich nicht rechnen wird, gibt es auch reichliche Möglichkeiten, Geld auszugeben. Steuerfrei, das ist das Hauptargument.

Die neue Promenade war sicher schon lange überfällig, die Zugänge zum Strand sind nun überall eben und auch für Kinderwagen und Rollstühle problemlos zu erreichen, Duschen und gepflegte WC Anlagen stehen ausreichend zur Verfügung. Es gibt noch einige Gebäude, die der dringenden Renovierung bedürften, vielleicht warten die Eigentümer/Verpächter aber auch ganz einfach ab, ob sich das angesichts der neuen Pläne noch rentiert.

Einige Hotels haben früh genug reagiert, um ihre Gäste nicht zu verlieren, es wurde renoviert, umgebaut, angebaut, erweitert und in einem Fall sogar ganz neu gebaut.

Also eigentlich doch alles paletti!?

Ja, wenn da nicht seit einigen Jahren seltsame Bautätigkeiten zu beobachten gewesen wären. Die nachfolgende Bildstrecke (alle Bilder von mir) zeigt deutlich die die Natur hier verändert und geschändet wurde.

Unmittelbar am Ortsanfang und neben dem Isrotel waren grosse Erdbewegungen zu sehen. Fragen, was dort gebaut werden sollte, wurden zunächst einmal nicht beantwortet. Vor wenigen Wochen zeichnete sich ein ganz neues Bild ab. An einer grossen künstlichen Insel im See mit einem damit verbundenen kleineren Inselchen wurde kräftig gearbeitet. LKW um LKW fuhr vor uns brachte neues Material, das die Basis der zukünftigen Gebäude werden wird. Auf dem grossen Grundstück gleich nebenan war terrassiert worden und eine neue Strasse war nicht mehr nur projektiert, sondern bereits teilweise asphaltiert. Langsam wurde das ganze Ausmass des ökologischen Desasters erkennbar.

Der israelische Bautycoon Yitzak Tshuva, Gründer und CEO der Ed Ad US Holding, einer der reichsten Israelis und mit einem Privatvermögen von mehr als 3 Milliarden US$ auf Platz 481 der Forbes Liste, erwarb im vergangenen Sommer das Baurecht auf die ersten zwei Grundstücke, um darauf zwei Hotels zu errichten. Beide Hotels sollen mit jeweils 200 Zimmern mittelgross werden.

Die Pacht der beiden Grundstücke läuft über 49 Jahre, mit der Möglichkeit, diese um weitere 49 Jahre zu verlängern. Die Kosten für ein Grundstück belaufen sich auf rund 9 Millionen NIS.

Der Beifall seitens der israelischen Regierung wollte gar nicht enden. Tourismusminister Yariv Levin «Wir setzen die touristische Revolution am Toten Meer fort und machen es zu einer modernen und attraktiven Tourismusdestination.» Der Direktor der “Israel Land Authority South Business Area” Eran Reuven fügte hinzu “Dies ist eine spezielle Versteigerung, die erste ihrer Art für Hotels, der Preis für die Grundstücke ist festgelegt und niedrig, und die Bewerbung dreht sich nur um die Entwicklungskosten. Der Staat wird, gemeinsam mit «Dead Sea Preservation Government Company» einen grossen Beitrag zu diesen Kosten beisteuern.»

Umweltfreundlich soll alles werden, Rücksicht genommen werden auf die besondere Topografie. Ein Kongresshaus und die geplanten neuen Einkaufszentren werden so weit von den Ferienhotels entfernt angesiedelt, dass die Ruhe der Touristen nicht gestört wird.

Hier gibt es alle Informationen, Auflagen und Vorschriften auf Iwrith und Englisch.

Noch sind erst zwei Grundstücke verkauft, ich weiss noch von einem dritten. Isrotel plant eine 43 Suiten Hotel, wo derzeit noch die Autos der Gäste parken. Bis 2022 soll auch dieser Neubau stehen. Er ist nicht Teil des «Mastersplans».

Insgesamt soll es, wenn die Vorstellungen der Planer gut laufen, 4.000 neue Gästezimmer geben, eine glatte Verdoppelung des derzeitigen Angebotes.

Es steht nicht zu befürchten, dass einem der derzeitigen Unternehmer das Geld ausgeht. Aber vielleicht gibt es nicht genug weitere potentielle Bewerber, um die noch ausgeschriebenen Grundstücke zu ersteigern.

Oder vielleicht hat die neue, hoffentlich wirklich neue (!) Regierung ein Einsehen und stoppt diesen Wahnsinn. Vielleicht lässt sich ja doch noch das eine oder andere ein wenig modifizieren.

Und wenn nicht, dann dürfen sich alle Autofahrer an Spitzentagen auf einen Stau entweder von Jerusalem oder von Arad aus bis Ein Bokek freuen, die Strassen sind für dieses Verkehrsaufkommen nicht gebaut!

Von Esther Scheiner

Esther Scheiner ist Journalistin und Redakteurin der Israel Nachrichten. Sie lebt und arbeitet in Israel und der Schweiz.

 

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Von am 11/06/2019. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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