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Der 30. Januar 1933 – die Machtergreifung durch den größten Verbrecher aller Zeiten; ein Stück deutscher Geschichte

Im Jahre 1933 glaubten die national-konservativen Kräfte, Hitler und seine NSDAP durch eine Beteiligung an der Regierung zähmen und für ihre eigenen Interessen einsetzen zu können. Sie sollten sich alle irren. Hitler zielte auf weit mehr als auf den Posten des Reichskanzlers. Innerhalb kürzester Zeit setzte er dem Einfluss der Konservativen ein Ende.

Der Angriff, Das Deutsche Abendblatt in Berlin vom 30. Januar 1933. Foto: Archiv/RvAmeln

Der Angriff, Das Deutsche Abendblatt in Berlin vom 30. Januar 1933. Foto: Archiv/RvAmeln

Der neue Propagandaminister, Josef Goebbels, jubelte am späten Abend des 30. Januar 1933 in die Mikrofone der Rundfunkanstalten des Deutschen Reichs. Wie bekannt, war er d e r  Propagandachef der NSDAP, deren Führer, Adolf Hitler, an diesem Vormittag zum Reichskanzler ernannt worden war. Nicht nur Goebbels jubelte – er genoss am Fenster der Reichskanzlei in der Berliner Wiolhelmstraße den Fackelzug anlässlich der Machtübergabe, mit dem die SA, die paramilitärische Formation der Hitlerpartei, zusammen mit dem „Stahlhelm“, dem mitgliederstarken „Bund der Frontsoldaten“, zwischen Brandenburger Tor und Wilhelmstraße dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, in erster Linie jedoch ihrem Chef, dem neuen Kanzler Hitler, huldigte.

 

Diese Inszenierung war der Ursprung der Legende von der nationalen Revolution, von der „Machtergreifung“ Hitlers. Goebbels hatte diese Phrase unermüdlich verbreitet und damit davon abgelenkt, dass Hitler an die Spitze einer Koalitionsregierung berufen worden war, in der seine NSDAP nur eine Minderheit bildete, vertreten durch Wilhelm Frick, den neuen Innenminister, und Hermann Göring als Minister ohne Geschäftsbereich. Dem neuen Kanzler und seinen zwei Nationalsozialisten im Reichskabinett standen erfahrene und selbstbewusste Konservative gegenüber: der deutsch-nationale Superminister und Medienzar Alfred Hugenberg und als Vizekanzler und Reichskommissar für das Land Preußen der parteilose – ehemals der katholischen Zentrumspartei angehörende – Franz von Papen, der als Königsmaher dieser Regierung fungiert und vier Fachleute aus seinem früheren „Kabinett der Barone“ in die neue „Regierung der nationalen Konzentration“ eingebracht hatte.

"Vorsicht, kannste nicht lesen, Gally: "Frisch gestrichen"!" - "Nu, wie heißt  "Frisch gestrichen" - schreibst doch ooch "Frische Trinkeier" und haste schon stehen seit dem Versöhnungsfest"

„Vorsicht, kannste nicht lesen, Gally: „Frisch gestrichen“!“ – „Nu, wie heißt „Frisch gestrichen“ – schreibst doch ooch „Frische Trinkeier“ und haste schon stehen seit dem Versöhnungsfest“

Papen, der in dieser grandiosen Fehleinschätzung der politischen Dynamik den senilen 86-jährigen Reichspräsidenten überredet hatte, Hitler zu berufen, war sehr zufrieden mit diesem Triumph seiner „Staatskunst.“ Die Schlüssel der eigentlichen Macht schienen sicher in den Händen der Repräsentanten konservativer Werte, der Deutschnationalen Volkspartei, der Reichswehr und des „Stahlhelm“, zu liegen, während die Partei Hitlers nur fürs Grobe benutzt werden sollte. Viele Beobachter, auch im Ausland, glaubten wie Papen an das Zähmungskonzept; manche hofften, Hitler, der an der Spitze seiner „Bewegung“ stets die ganze Macht gefordert und an seinem Willen, dann Staat und Gesellschaft von Grund auf zu verändern, keinen Zweifel gelassen hatte, werde sich im hohen Amt vom Demagogen zum Staatsmann entwickeln. Andere vertrauten einfach darauf, dass „der Spuk“ nicht lange dauern könne. Über den radikalen nationalistischen Parolen der NSDAP vergaßen die einen die Sprengkraft der „Bewegung“, die zum Bürgerkrieg entschlossen war und dies seit Jahren in Saalschlachten und Straßenkämpfen demonstrierte; andere meinten, es werde schon nicht so schlimm kommen. Reichskanzler Hitler hatte bereits in den ersten 24 Stunden seiner Amtszeit einen Teil des Handlungsrahmens zerstört, als er die Auflösung des Reichstags und Neuwahlen bei seinen Koalitionspartnern durchsetzte.

 

Wahlkampf bedeutete in dieser Zeit Auseinandersetzung bis hin zum Bürgerkrieg und die NSDAP, nunmehr Regierungspartei, war bereit, alle Möglichkeiten – auch Terror und Gewalt – zu nutzen, um die Machtposition auszubauen, die sie gerade erhalten hatte. Das hieß Kampf gegen alle Parteien, gegen das demokratische System, gegen die kommunistische Linke und auch gegen die deutschnationale Konkurrenz, deren parlamentarische Basis (52 von 584 Mandaten oder 8,3 Prozent der Stimmen) schwach war. Hitler setzte sich durch. Reichspräsident Paul von Hindenburg löste am 1. Februar 1933 das Parlament auf. Neuwahlen wurden für den 5. März angesetzt. Diese fünf Wochen wurden genutzt. Gestützt auf den Artikel 48 der Weimarer Verfassung, der dem Reichspräidenten die Vollmacht zu Notverordnungen gab, wurden andere Parteien behindert, wurde die Presse- und Meinungsfreiheit eingeschränkt und wurden Beamte entlassen. Das nannte sich „Säuberung der staatlichen Verwaltung“ – Opfer waren vor allem Sozialdemokraten und andere Anhänger des parlamentarischen Systems – und „Sicherung nationaler Belange“. 

Zeitungsverkäufer mit "Der Angriff" und "Reichswart". Foto: Archiv/RvAmeln

Zeitungsverkäufer mit „Der Angriff“ und „Reichswart“. Foto: Archiv/RvAmeln

Tatsächlich war es der Auftakt zur Errichtung eines diktatorischen Systems und zur Demontage des Rechtsstaates. Der Begriff „Machtergreifung“ sollte die Machtübertragung an das Bündnis von NSDAP und Konservativen am 30. Januar 1933 als revolutionären Akt darstellen und die Rolle der Partner marginalisierten. Für die Entstehung der Regierung Hitler trifft der Ausdruck „Machtergreifung“ nicht zu; für den Prozess der Durchsetzung und Konsolidierung der Macht unter Verdrängung der Konservativen bis Mitte des Jahres 1934 hat er eine gewisse Berechtigung. Bemerkenswert ist sowohl die Geschwindigkeit, mit der die Machteroberung erfolgte, als auch das Fehlen jedweden bürgerlichen Widerstandes bei der Ausschaltung des Parlaments und anderer Verfassungsorgane, der Auflösung von Gewerkschaften und Parteien, der Gleichschaltung der Länder mit der Reichsregierung und der Organisationen mit der NSDAP sowie die Etablierung eines Macht- und Terrorapparates – SS, Gestapo, KZ – außerhalb der Norm.

 

Der Prozess war abgeschlossen mit der verfassungsrechtlich illegalen Vereinigung der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten nach dem Tod Paul von Hindenburgs im August 1934, wonach Hitler als „Führer und Reichskanzler“ firmierte. Bezeichnend war auch, dass die Reichswehr als potentiell stärkstes und einziges Gegengewicht dem Diktator  freiwillig mit einer neuen Eidesformel Gehorsam bis in den Tod gelobte!

 

Von Rolf von Ameln

 

Redaktion Israel-Nachrichten.org

 

 

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Von am 22/04/2014. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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