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Die Rolle der Frau im Reich der Nationalsozialisten – IV. Folge

In seinem Buch „Mein Kampf“ schrieb Hitler unter anderem: So wie unsere Vorfahren den Boden, auf dem wir heute leben, nicht vom Himmel geschenkt erhielten, sondern durch Lebenseinsatz erkämpfen mußten, so wird auch uns in Zukunft den Boden und damit das Leben für unser Volk keine göttliche Gnade zuweisen, sondern nur die Gewalt des siegreichen Schwertes. Denn nicht in einer kolonialen Erwerbung habe wir die Lösung dieser Frage zu erblicken, sondern ausschließlich im Gewinn eines Siedlungsgebietes, das die Grundfläche des Mutterlandes selbst erhöht. Damit ziehen wir Nationalsozialisten bewußt einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit.

Frauen im Nationalsozialismus. Foto: Archiv

Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten! Hitler war der festen Überzeugung, das deutsche Volk habe Anspruch auf diese Gebiete und habe sich diese historisch verdient. In seinem Befehlsbunker in der Ukraine sinnierte der Diktator weiter: Bei unserer Besiedelung des russischen Raumes soll der „Reichsbauer“ in hervorragend schönen Siedlungen hausen. Die deutschen Stellen und Behörden sollen wunderbare Gebäulichkeiten haben, die Gouverneure Paläste. Was für England Indien war, wird für uns der Ostraum sein.

Wenn ich dem deutschen Volk nur eingeben könnte, was dieser Raum für die Zukunft bedeutet. Kolonien sind ein fraglicher Besitz. Diese Erde ist uns sicher. Europa ist kein geographischer, sondern ein blutsmäßig bedingter Begriff..! Nach 1933 wurde die Verbreitung von „Mein Kampf“ von den Nazis weiter gefördert. So musste das Werk auch im Schulunterricht verwendet werden, um selbst den Kindern Wdas Wesen der Blutsreinheit“ nahe zu bringen. Und bei der Eheschließung gab es ein besonderes Geschenk des „Führers“: Jedes deutsche Paar bekam eine Ausgabe von Hitlers Hetzschrift. Als Polen im September 1939 nach dem deutschen Überfall besiegt war, wurden mehrere tausend deutsche Frauen zum Arbeitsdienst verpflichtet und mit Nachdruck dazu ermuntert, in Polen Urlaub zu machen! Die Propaganda der NS-Frauenschaft weckte wieder imperiale Phantasien und verkündete im Jahre 1942 großspurig: „Immer größer werden die Räume, die unsere Truppen im Osten kämpfend und siegend durchmessen, immer größer wird damit aber auch die Zahl der deutschen Menschen, die zusammen mit der Zivilverwaltung in den Osten gehen.

Stets folgen den kämpfenden Truppen schon bald auch die deutschen Frauen. Mit der Zeit wurde erwartet, dass jede deutsche Frau, die eine höhere Position in der Partei anstrebte, zumindest einen Teil ihrer Ausbildung in den Ostgebieten absolvierte. So gingen im Jahre 1943 mehr als 3.000 junge Frauen nach Polen, um sich dort auf ihre berufliche Laufbahn vorzubereiten. Sie kümmerten sich als Lehrerinnen und Krankenschwestern um „volksdeutsche “ Flüchtlinge, die aus Rumänien und der Ukraine in spezielle polnische Dörfer strömten, wo die „Großdeutsche Wehrmacht“ die Polen brutal aus ihren Häusern vertrieben und ihnen sämtliches Hab und Gut weg genommen hatten. In der Vorstellung der Nazi-Führung war der „Lebensraum im Osten“ ein Grenzraum, in dem alles möglich war; ein Ort, wo man neben Kolonien nur für Deutsche auch Einrichtungen für den fabrikmäßigen Massenmord – an den Juden – bauen konnte.

Die deutsche Maschinerie der Eroberung bestand aus einem gemeinsamen Angriff von Wehrmacht, SS, SD und Polizei, zivilen Verwaltungsbehörden und Unternehmen für die Besiedelung. Der nach Hitler zweitmächtigste Mann im Reich, Reichsführer-SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler, kontrollierte sowohl den Sicherheitsapparat als auch das Siedlungsprogramm. Laut seinem „Generalplan Ost“ sollten 30 bis 50 Millionen slawische „Untermenschen“ über einen Zeitraum von zwanzig Jahren umgebracht oder deportiert werden, um Platz für deutsche Siedler zu machen, während die „glücklichen“ Leibeigen bleiben und ihren neuen deutschen Herren dienen sollten.

Das Rasse- und Siedlungshauptamt und andere Organisationen der Germanisierung schwärmten in den besetzten Ostgebieten aus und suchten nach „rassisch akzeptablen“ Volksdeutschen und geeigneten Sklaven. Himmler gab an seine Schergen die Weisung aus, staatlich sanktionierte Entführungsaktionen durchzuführen, etwa die sogenannte „Heuaktion“! Erblickte ein SS-Mann in einem polnischen, ukrainischen oder weißrussischen Dorf ein hübsch aussehendes blondes, blauäugiges Kind, durfte er sich den Jungen oder das Mädchen schnappen. SS-Rasse-Experten sollten dann bestimmen, ob das Kind über ausreichend deutsches Blut verfügte, und wenn das der Fall war, wurde das Kind zur Adoption freigegeben. Deutsche Frauen, die keine Kinder bekommen konnten oder eine Fehlgeburt hatten und die unbedingt ihren „Rassewert“ beweisen wollten, kamen am ehesten in Frage, gestohlene Kinder von der SS zur Adoption zu erhalten. Kinder, die „rassisch wertlos“ waren, kamen in Heime und Arbeitslager oder dienten bei medizinischen Experimenten als Versuchskaninchen.

Die Einstufung und Verteilung von Kindern stellte so einen weiteren Bereich dar, in dem deutsche Frauen sich am staatlich betriebenen Völkermord des „Dritten Reiches“ beteiligten. In ihrer Rolle als Ansiedlungsbetreuerinnen und „Rasseprüferinnen“ begleiteten Frauen „gutrassige Kinder fremden Volkstums“ aus den besetzten Ostgebieten ins Reich und sorgten dafür, dass sie in Pflegefamilien und staatlichen Kinderheimen untergebracht wurden. In der für die Nazis typischen Klassifizierung galten diese Kinder als „Waisen“, auch wenn in Wahrheit deutsche SS- und Wehrmachts- sowie Polizeitruppen im Zuge der Partisanenbekämpfung die Väter erschossen und die Mütter in Konzentrationslager deportiert hatten.

Aber welche Wege nahmen deutsche Männer und Frauen in den Osten, und wie viele Deutsche waren beteiligt? Im Gefolge der deutschen Truppen stationierten die Reichsregierung und andere Nazi-Organisationen mindestens 35.000 „Kolonisatoren“ in den besetzten Gebieten der Sowjetunion. Auch das von den Deutschen besetzte Polen zog politische Abenteurer, Unternehmer, soziale Aufsteiger und ehemals „Straffällige“ an; insgesamt waren in der Verwaltung des Generalgouvernements, wie die besetzten und nicht ins Reichsgebiet eingegliederten Polens hießen, über 14.000 deutsche Männer und Frauen tätig.

Etwa 19.000 junge deutsche Frauen, die in die annektierten polnischen Gebiete geschickt wurden, damit sie bei den dortigen Umsiedlungsaktivitäten halfen, waren nicht nur bei der Post oder der Reichsbahn beschäftigt. Nicht genau zu beziffern der dokumentierten Krankenschwestern, Sekretärinnen, Lehrerinnen, Ehefrauen von SS-Männern, Aktivistinnen der NSDAP und Ansiedlungsbetreuerinnen. Die meisten von ihnen akzeptierten bewusst ihre Verlegung in Richtung Osten.

Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe der Israel Nachrichten.

Von Rolf von Ameln

Rolf v. Ameln ist Buchautor, sowie IN-Korrespondent in Deutschland und Spezialist für Themen der Zeitgeschichte. Er schreibt seit 25 Jahren für die Israel-Nachrichten.

 

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Von am 10/03/2019. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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