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#uploading_holocaust: Digitales Erinnern wider das Vergessen

Berlin (ots) – Am 9. November jährt sich die Reichspogromnacht zum 79. Mal. Wie bleibt die Erinnerung an den Holocaust wach, wenn die Möglichkeiten schwinden, mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen? Eine Antwort liefert #uploading_holocaust: Das interaktive Portal wurde von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der Deutschen Bank als „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“ prämiert. Das webbasierte Lerntool übersetzt Geschichte in die digitale Gegenwart – mit Fragen und Videos, die die Jugendlichen von heute ansprechen und berühren. Auch mehr als 70 Jahre nach dem Holocaust.

Quellenangabe: „obs/Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“/Gebrueder Beetz“

Wer sich mit dem Holocaust auseinandersetzt und diesen besser versteht, tritt stärker dafür ein, dass sich so etwas nicht wiederholt: Seit Jahrzehnten halten Gedenkstätten, Mahnmale, Ausstellungen, Berichte von Zeitzeugen und Fachunterricht in den Schulen die Erinnerung an den Holocaust in Deutschland lebendig. Doch wie gedenken Jugendliche von heute, die einen Großteil ihrer Zeit im Internet verbringen? „Nicht grundlegend anders als früher – aber digitaler“, sagt Georg Tschurtschenthaler, der bei der Gebrüder Beetz Filmproduktion Berlin verantwortlich für #uploading_holocaust ist. „Oft ist das, was Teenagern in der Schule vermittelt wird, sehr weit entfernt von ihrer eigenen digitalen Lebenswelt. Wichtig ist, dass wir sie ernst nehmen und ihnen auch in ihrem Umgang mit der digitalen Welt die Chance geben, eine eigene Perspektive zu finden.“

„71 Prozent haben wie du schon einmal ein ehemaliges Konzentrationslager besucht.“ [1]

So wie auf #uploading_holocaust. Das digitale Lerntool für Schulklassen ab Stufe sieben wurde in enger Zusammenarbeit mit Jugendlichen und Experten entwickelt. Die Erfolgsformel des kostenlosen Portals, das allen Interessierten offensteht: Die Plattform stellt Fragen rund um den Holocaust und spricht die Sprache ihrer Zielgruppe, ohne sich anzubiedern. „Warst du schon mal in einem ehemaligen Konzentrationslager? Wie fandest du es? Welches Gefühl löst das Wort Holocaust bei dir aus?“ – wer sich durchklickt, erfährt, was andere denken und hinterfragt die eigene Meinung. Tschurtschenthaler: „Wir wissen aus Projekten, dass es sehr motiviert, sich mithilfe einer Umfrage selbst einzuschätzen und mit anderen zu vergleichen. Diese Art von Wissensvermittlung im Netz birgt viel Potenzial.“

„61 Prozent finden: Der Besuch im ehemaligen Konzentrationslager hat mich bewegt.“[2]

Geschichte für Jugendliche verständlich und zeitgemäß vermitteln und dabei trotzdem pädagogisch korrekt bleiben: #uploading_holocaust zeigt einen Weg, wie Erinnern künftig funktionieren könnte – und nutzt dabei die Instrumente der Generation Z. Durch die Umfrage führt der 19-jährige Jakob, einer der wenigen deutschen YouTuber, die selbst Videos in Gedenkstätten gedreht und hochgeladen haben und glaubwürdig Haltung zeigen. YouTube-Videos israelischer Jugendlicher, die sich auf ihrer Klassenfahrt nach Polen gefilmt haben, begleiten die Reise in die Vergangenheit: Im ehemaligen Konzentrationslager suchen sie nach ihrer eigenen Familiengeschichte. Für deutsche Jugendliche sind das oft beklemmende Videos. „Viele haben sich gewundert, wie unbefangen die israelischen Schüler mit dem Thema umgehen. Bei uns wäre es ein Tabu, in einer Gedenkstätte laut zu lachen, zu tanzen oder zu filmen“, sagt Georg Tschurtschenthaler.

„Zwei Prozent aller Nutzer interessieren sich gar nicht für das Thema Holocaust.“[3]

Berührungsängste zwischen den Jugendlichen aus Deutschland und Israel gäbe es keine, so Tschurtschenthaler. „Als erste Generation haben sie die Chance, sich relativ normal zu begegnen – zum Beispiel über unsere Plattform, die auch den Dialog ermöglicht.“ Und welche Rolle spielt die Schuldfrage heute? „Unsere Umfrage zeigt, dass sich Schülerinnen und Schüler in Deutschland für den Holocaust interessieren und große Empathie für das Thema aufbringen“, so Tschurtschenthaler. „Sie spüren die Verantwortung, weil es hier in Deutschland passiert ist. Aber die Schuldfrage ist nicht mehr so relevant.“ Außerdem zeigt #uploading_holocaust: Jugendliche wünschen sich einen Geschichtsunterricht jenseits der Frontalvermittlung. Und fast alle finden Besuche von Gedenkstätten sehr hilfreich, um das Vergangene besser nachvollziehen und verstehen zu können.

Die konkrete Erfahrung vor Ort könne digitales Erinnern nicht ersetzen, ist Tschurtschenthaler überzeugt. „Aber genauso brauchen wir einen Raum im Netz, um zu verstehen, welche Prozesse zum Holocaust geführt haben. Dass ähnliche Entwicklungen jederzeit wieder möglich und Radikalisierungen gefährlich sind.“ Bei vielen Usern sei sofort der Bezug zur Gegenwart da gewesen: „Die Jugendlichen engagieren sich für Flüchtlinge, die in ihrer Klasse sind, und merken: Das ist jetzt wieder ein wichtiger Moment. Es passieren beunruhigende Dinge, die Fremdenfeindlichkeit nimmt zu. Was bedeutet das? Deshalb ist es unerlässlich, dass man die Vergangenheit wachhält und aus ihr für die Gegenwart und Zukunft lernt. “

[1 – 3]:Ergebnisse der Online-Umfrage auf uploading-holocaust.com, Stand: 11.10.2017

Deutschlands Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ “

Offen denken. Damit sich Neues entfalten kann“: Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank prämieren 2017 bundesweit die 100 besten Projekte, die zeigen, wie Offenheit für Neues unsere Gesellschaft voranbringen kann.

Weitere Infos zum Wettbewerb und zum Projekt #uploading_holocaust: www.ausgezeichnete-orte.de sowie http://uploading-holocaust.com.

Quelle: obs/Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“/Gebrueder Beetz“

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Von am 07/11/2017. Abgelegt unter Europa. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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