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Vergessene Helden: Der jüdische Widerstand und die Geschichte der Exodus 1947

ZUSAMMENFASSUNG: Veteranen des jüdischen Widerstands in Frankreich beteiligten sich an der Rettung von Zehntausenden von Juden während des Zweiten Weltkriegs. Sie versorgten Abgesandte aus dem Land Israel mit lebenswichtiger Infrastruktur für heimliche zionistische Aktivitäten in Frankreich, einschließlich Geld, Arbeitskräften, gefälschten Dokumenten, Unterkünften und Kontakten mit den französischen Behörden. Von Juli bis August 1947 waren sie maßgeblich an der dramatischen Geschichte der Exodus beteiligt, dem Schiff voller Holocaust-Überlebender, die von den Briten zurückgeschickt wurden. Es ist bedauerlich, dass ihr Beitrag zur Schaffung des Staates Israel im kollektiven Gedächtnis fast gänzlich fehlt.

Im Juli und August 2019 jährt sich zum 72. Mal der Einsatz des Schiff Exodus (ursprünglich President Warfield genannt) im Jahr 1947, es war der vielleicht dramatischste Versuch nach dem Zweiten Weltkrieg, die britische Seeblockade zu durchbrechen und Holocaust-Überlebende in das britische Mandatsgebiet Palestina zu bringen.

Das jüdische Auswandererschiff „Exodus“ im Jahr 1947. Foto: Archiv

Das Schiff mit mehr als 4.500 Holocaust-Überlebenden verließ den französischen Hafen Sète am 11. Juli 1947. Es wurde von den Briten abgefangen und nach entschlossenem Widerstand, wurde das Schiff und seine Passagiere nach Port-de-Bouc in Frankreich zurückgeschickt. Die Überlebenden weigerten sich, die französische Küste zu verlassen und blieben unter schwierigen Bedingungen in der großen Augusthitze auf den Schiffen. Sie wurden schließlich von den Briten gewaltsam nach Hamburg geführt – in das Land, das gerade sechs Millionen ihrer Brüder abgeschlachtet hatte.

Die Affäre, die die Welt schockierte, erhielt umfangreiche Medienberichterstattung und war Gegenstand zahlreicher Nachforschungen und anschließender kreativer Bemühungen, darunter Romane und Filme. Es gab seinerzeit viel zu berichten: die Briha-Bewegung (heimliche Flucht von Europa nach Palestina), die Bewegung der heimlichen Einwanderung (Aliya Bet), die Überlebenden selbst, die Abgesandten aus dem Land Israel und die Besatzung des Schiffes. Es ist auch viel über die politischen Umstände der Angelegenheit und ihre Auswirkungen auf den Kampf um die Schaffung des Staates Israel geschrieben worden.

All diese Bemühungen waren völlig angemessen. Es ist jedoch bedauerlich – und historisch nicht zu rechtfertigen -, dass die große Beteiligung der Helden des französischen jüdischen Widerstands in den zahlreichen Veröffentlichungen und Gedenkzeremonien, die sich auf die Exodus-Affäre sowie auf den umfassenderen Kampf um die Schaffung Israels beziehen, fast gänzlich fehlt.

Die jüdische Widerstandsorganisation in Frankreich, zu der unter anderem zionistische Netzwerke wie die „jüdische Armee“ und die „zionistische Jugendbewegung“ gehörten, war an der Rettung von Zehntausenden von Juden in Frankreich während der nationalsozialistischen Besatzung beteiligt. Sie fälschte Dokumente, Versteckte jüdische Kinder und Erwachsene und schmuggelte die bedrohten Menschen in die Schweiz und nach Spanien.

Am Ende des Krieges ernannte David Ben-Gurion einen Führer des jüdischen Widerstands in Frankreich, Avraham Polonski, zum Kommandeur der Hagana in Frankreich und Nordafrika. Die Freiwilligen, die sich der Organisation anschlossen, hauptsächlich Veteranen des jüdischen Widerstands, nahmen an vielen kritischen Aktivitäten teil: der Briha; illegale und legale Einwanderung; das Fälschen von Dokumenten; die Übergabe der Waffen an die Yishuv; und die Einrichtung von Kommunikationssystemen, Einwanderungslagern und militärischen Trainingslagern.

Sie versorgten die Abgesandten aus dem Land Israel mit Geld, Arbeitskräften, Zertifikaten, Unterkünften und Kontakten zu französischen Behörden. Diese Kontakte waren besonders wichtig, da die französischen Sicherheitsbehörden aus menschlichen Überlegungen oft die „illegale“ Einwanderung von Holocaust-Überlebenden ignorierten. Später machten viele Veteranen des Widerstands aliya und nahmen am israelischen Unabhängigkeitskrieg teil.

Mitglieder der Hagana in Frankreich und Nordafrika unter Polonskis Kommando, waren von Anfang an an der Exodus-Operation beteiligt: ​​Sie fälschten Reisedokumente, halfen beim Transport von Überlebenden an die Straßburg-Mülhausen-Grenze, rekrutierten Medizinstudenten und organisierten die Aufnahme von Flüchtlingen vom Roten Kreuz und begleitete die Flüchtlinge auf ihrer Reise von den Grenzbahnhöfen nach Marseille.

Auch die Mitglieder der Hagana in Frankreich spielten unter der Führung von Polonski eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung von Unterkünften für die Flüchtlinge. Indem sie ihre Kontakte nutzten und Bestechungsgelder ausgaben, gelang es ihnen sogar, das Hindernis eines Lkw-Fahrerstreiks in Marseille zu überwinden, indem sie die Zustimmung ihrer Führer einholten, die Flüchtlinge zu ihrem Ziel in Sète zu transportieren. Nach dem Eintreffen der drei britischen Deportationsschiffe mit den Exodus-Passagieren in Port-de-Bouc half das Team von Polonski, die Briten daran zu hindern, die Passagiere zum Aussteigen zu zwingen.

Das Team verfolgte britische Agenten an der Küste, suchte Hilfe bei französischen Gewerkschaften und versorgte die Überlebenden auf den Schiffen. Während des gesamten Vorgangs ermöglichte ein zentrales Kommunikationssystem in Paris den Kontakt zwischen allen Akteuren.

Es ist eine große Ungerechtigkeit, dass der enorme Beitrag der Veteranen des französisch-jüdischen Widerstands zur Schaffung des Staates Israel, fast vollständig aus dem kollektiven Gedächtnis Israels entfernt wurde. Eine mögliche Erklärung für ihre Beseitigung aus der Geschichte über die Exodus-Affäre, könnte die bevormundende Haltung der Abgesandten aus dem Land Israel und die Betonung ihres eigenen Beitrags sein. Dies könnte auch mit der Tendenz jüdischer Widerstandskämpfer zusammenhängen, ihre Nachkriegsaktivitäten geheim zu halten, was viele von ihnen jahrelang taten.

Diese Ungerechtigkeit sollte korrigiert werden. Der Beitrag des französisch-jüdischen Widerstands – nicht nur zur Exodus-Affäre, sondern zur Erschaffung Israels – verdient es, seinen Platz als integraler Bestandteil des historischen Pantheons Israels einzunehmen.

Von Dr. Tsilla Hershco (BESA)

Dr. Tsilla Hershco, eine leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin am BESA-Zentrum, ist die Autorin des Buches: Der jüdische Widerstand in Frankreich während des Holocaust und der Erschaffung Israels, 1940-1949.

BESA Center Perspectives Paper No. 1,252, August 12, 2019
Begin-Sadat Center for Strategic Studies
Bar-Ilan University, Ramat Gan, Israel.
Übersetzung: Dr. Dean Grunwald

 

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Von am 13/08/2019. Abgelegt unter Featured. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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