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Die Schweizer Regierung am Gängelband von Terroristen? Teil 1/2

Unter diesem Titel fand am 8. März 2016 eine Podiumsveranstaltung in Zürich statt. Organisiert hatte sie der Verein „Freundschaft Schweiz-Israel“. Moderiert von Sacha Wigdorovits diskutierten Marcel Gyr, Autor des Buches „Schweizer Terrorjahre“ und Redakteur der NZZ, Alfred Heer, Nationalrat SVP und GPK Präsident, Prof. Dr. iur. Marcel Niggli, Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie und Prof. Dr. med. Franco Cavalli, Alt NR SP über die Hintergründe des Geheimabkommens zwischen der Schweiz und der PLO und darüber, ob es in der beschriebenen Form tatsächlich existiert.

Welches Thema kann auch nach 47 Jahren noch so brisant sein, dass ein Buch, das versucht, Hintergründe aufzudecken und Fakten zu finden derartig hohe mediale und politische Wellen schlägt?

Teil I: Ein kurzer Blick zurück in die Jahre 1969 und 1970

Am 18. Februar 1969 eröffneten vier Terroristen der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) auf dem Vorfeld des Flughafens Kloten das Feuer auf eine EL-AL-Maschine. Ziel des Anschlages war es, das Flugzeug in ihre Gewalt zu bringen und zu sprengen. Während das Flugzeug mit einem Sprengsatz vor dem Bugrad gestoppt wurde, eröffneten die Terroristen das Feuer auf das Cockpit. Dabei wurde der Co Pilot des Flugzeuges erschossen. Einem israelischen Sky Marshal, Mordechai Rachamim, gelang es, einen der Terroristen zu erschiessen, bevor er weitere Menschen töten und den Auftrag, das Flugzeug zu sprengen, erfüllen konnte. Die drei überlebenden Terroristen wurden festgenommen in einem nach Winterthur ausgelagerten Prozess wegen vorsätzlicher Tötung zu je zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Mordechai Rachamim wurde wegen Totschlages angeklagt, letztendlich aber erkannte das Gericht auf Notwehr und sprach ihn frei. (blob:http://db.dodis.ch/9c3b4c64-3042-47d3-879c-01aabcbaae8d). Seine Freilassung blieb in den arabischen Staaten nicht unbeachtet, sie bezichtigten die Schweiz, Israel gegenüber zu positiv eingestellt zu sein. Zu viele offene Fragen konnten während des Prozesses nicht geklärt werden. Warum war das Rollfeld, das die EL-AL Maschine benutzte nicht ausreichend gesichert? War der von Rachamim erschossene Terrorist bereits entwaffnet oder nicht? Die Schweiz hatte sich in diesem Fall als zu wenig vorbereitet auf derartige Notsituationen gezeigt und schien auch nicht in der Lage zu sein, besonnen und effektiv zu handeln.

Sonderausgabe der NZZ

Sonderausgabe der NZZ

Am 21. Februar 1970 wurden 47 Menschen an Bord der Swissair 330 auf dem Weg von Zürich nach Tel Aviv Opfer eines Terroranschlages, der eigentlich einer EL-AL Maschine galt. Die aus München kommende Maschine hatte jedoch so viel Verspätung, dass die Postsäcke, die zugeladen werden sollten, in den Frachtraum der Swissair kamen. Der in einem Paket installierte luftdruckabhängige Zünder löste wenige Minuten nach dem Start die Explosion aus. Der Pilot versuchte, die Maschine nach Zürich zurückzufliegen, verlor jedoch innert kürzester Zeit aufgrund von überaus starker Rauchentwicklung, die auch das Cockpit betraf, die Orientierung. Die Maschine explodierte, kurz bevor sie in einem Waldstück bei Würenlingen, nur etwa 30 Kilometer vom Flughafen Zürich entfernt, auf dem Boden zerschellte. Die letzten an den Tower in Zürich gerichteten Worte waren: „I can’t see anything, 330 is crashing. Goodbye everybody!“ Als Verantwortlicher für den Terrorakt bekennt sich George Habash (geb. 1926 in Lod, gestorben 2008 in Amman), zu der Zeit Generalsekretär der PFLP und möglicherweise ehemaliger Kinderarzt am Kinderspital in Zürich. Wie kam das Paket nach Zürich? Am Tag vor dem Flugzeugabsturz wurde in München von Sufian Radi Kaddoumi ein Paket an eine nicht existierende Adresse in Jerusalem aufgegeben. Weil die Flughöhe zwischen München und Zürich nicht sehr hoch ist, reagierte der Zünder nicht.

Bild: Anschlag auf die AUA Maschine OS 402

Bild: Anschlag auf die AUA Maschine OS 402

Nahezu zeitgleich verlief ein ähnlich geplanter Anschlag auf die AUA Maschine OS 402, die sich auf dem Weg von Frankfurt nach Wien befand. An Bord befand sich ein „Wertpaket“, das in Frankfurt an die ebenfalls imaginäre Adresse eines Geschäftes in Jerusalem aufgegeben worden war. Darin ein Wecker mit einem Höhenmesser, der die Bombe bei einer Flughöhe von 3.000 m zur Explosion brachte. Dem Piloten gelang es, das Flugzeug sicher nach Frankfurt zurückzufliegen und zu landen. Ob der Anschlag der AUA galt, oder ob die Terroristen davon ausgingen, die Postsäcke würden in eine von Wien nach Tel Aviv fliegende EL AL Maschine umgeladen, blieb bis heute ungeklärt. Der Mann, der das Paket aufgegeben hatte, wurden rasch identifiziert: der jordanische Staatsbürger Mousa Jawher.

Als Mastermind hinter diesen beiden Anschlägen wird von Kennern der Terrorszene Ahmed Jibril vermutet, obwohl der direkte Zusammenhang nirgendwo unmittelbar zutage tritt. Aber, es ist Jibrils Handschrift, der nur ein Ziel hat: die Vernichtung Israels.

Obwohl die tatverdächtigen Terroristen namentlich schnell bekannt waren, gab es in diesem Fall nie eine an die Untersuchung anschliessende Verhandlung. Der Leiter der Untersuchungskommission und Bezirksanwalt von Bülach, Robert Akeret hat nach eigenen Angaben den Abschlussbericht bereits Ende 1970 der Bundesanwaltschaft übergeben. Dort scheint ihn etwas unwiederbringlich geschluckt zu haben. Bis heute gab und gibt es keine strafrechtliche Verfolgung, geschweige denn ein Urteil. Die 47 Morde blieben bis heute ungesühnt und die Hinterbliebenen der Opfer wissen bis heute nicht, wer die Mörder ihrer Anverwandten sind.

Am 6. September 1970, zur Zeit des „Schwarzen Septembers“ in Jordanien kommt es zum dritten und letzten Terroranschlag gegen die Schweiz. Die Swissair Maschine SR 100, die sich auf dem Weg nach New York befindet, wird von zwei Terroristen nach Damaskus entführt. Nahezu zeitgleich sollten vier weitere Maschinen unterschiedlicher Fluglinien, u. a. auch der EL-AL, ebenfalls dorthin entführt werden. In einer der Maschinen befindet sich die Terroristin Leila Khaled. Ihr Versuch misslingt und sie wird in London inhaftiert. Die Passagiere der anderen Maschinen warten in der jordanischen Wüste auf ihr weiteres Schicksal. Ziel der Verhandlungen zwischen den Entführern und den Schweizer Behörden ist die Freipressung der drei dort inhaftierten Terroristen des Anschlages auf die EL-AL in Kloten vom 18. Februar 1969.

Für die Schweizer Behörden gestalten sich die Verhandlungen zu einer Zerrreissprobe. Auf welcher rechtlichen Basis sollen die ausgesprochenen Haftstrafen gegen die drei Terroristen aufgehoben und diese freigelassen werden? Der Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartements, Ludwig von Moos, sowie Pierre Graber, Chef des politischen Departements geben den Forderungen nur zögernd statt. Grosses Unverständnis zeigte auch Bezirksanwalt Robert Akeret, der auch in diesem Fall die Voruntersuchungen geleitet hatte. Für ihn ist es nicht erklärbar, warum die einsitzenden Terroristen freigelassen wurden, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits keinerlei Notwendigkeit mehr dazu bestand. Alle an Bord der Maschinen befindlichen Passagiere hatten die Flugzeuge einige Zeit vor deren Sprengung verlassen und waren in Sicherheit.

Mit dieser Flugzeugentführung endete der palästinensische Terror gegen die Schweiz, während er weltweit bis heute fortgesetzt wird.

In den letzten Jahren kam verstärkt der Verdacht auf, dass es zwischen der Schweiz und den Palästinensern ein Abkommen geben könnte, das diesen Terrorstopp ermöglicht hat. Doch wo sind die Belege für ein solches Abkommen? Wer hatte es in wessen Namen abgeschlossen?

Von Esther Scheiner

Foto: Eine baugleiche Maschine der Swissair

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Von am 14/03/2016. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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