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Die Erinnerung an die Kristallnacht ist auch eine Lektionen für die Gegenwart

Vor 82 Jahren, am 9. November 1938 fand in Deutschland und Österreich ein von den Nationalsozialisten geplanter und vorbereiteter Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung statt. 80 Jahre sind vergangen, seit Hunderte von Synagogen in Flammen aufstiegen und jüdische Häuser geplündert wurden. Zehntausende von Juden wurden in der berüchtigten Nacht, die in der Geschichte als „Kristallnacht“ bekannt ist, verhaftet und brutal geschlagen.

Brennende Synagoge in der Boemestraße, Frankfurt, Deutschland. Reichspogrom Kristallnacht, 10/11/1938. Foto: Yad Vashem

Feuerwehrleute standen in der Kristallnacht um die brennenden Synagogen – aber nur um sicherzustellen, dass die Flammen nicht den Besitz von Ariern beschädigten. Juden wurden in ihren Häusern, Geschäften und Wohnungen überfallen und gezwungen, ihre Wertsachen an den tobenden Mob aus SA-Männern und plündernden Zivilisten – viele davon Nachbarn – herauszugeben. Jüdische Krankenhäuser, Waisenhäuser und Altersheime wurden angegriffen und ihre Insassen misshandelt und bestohlen. SA-Schläger griffen Tausende von Juden an und die Gestapo verhaftete 20.000 bis 30.000 Juden und schickte sie in ersten Massendeportationen in sogenannte Schutzhaftlager, die ersten Konzentrationslager auf deutschem Boden.

Die „Nacht des zerbrochenen Glases“ war der schreckliche Höhepunkt von fünf Jahren voller Angst und Ungewissheit beim deutschen Judentum. Hitlers Aufstieg zur Macht im Jahre 1933 folgte eine Welle von antisemitischen Verordnungen, darunter das Verbot der shechitah und die Vertreibung von Juden aus öffentlichen Dienststellen. Im folgenden Jahr 1934 zog eine relative Ruhe ein und viele Juden die Deutschland verlassen hatten kehrten zurück und glaubten, dass sich die Dinge verbessern oder zumindest nicht schlimmer werden würden. Noch ein Jahr später – im Jahre 1935 – wurden ihre Hoffnungen mit der Umsetzung der Nürnberger Gesetze zerstört, die das Leben deutscher Juden zum Albtraum machten. 1936 war wieder ein Jahr der relativen Ruhe wegen der Tatsache, dass die Olympischen Spiele in Berlin inszeniert wurden. 1937 verschlechterte sich die Situation. Die Auswanderung wurde immer schwieriger, da das Ausland seine Türen für die zunehmend verzweifelten Juden schloss.

Was sich über fünf Jahre in Deutschland ereignete, geschah innerhalb weniger Monate in Österreich. Das Undenkbare war eingetreten. Früher freundliche Nachbarn und freundliche Geschäftspartner offenbarten sich als wilde Antisemiten. Nazis und ihre Sympathisanten waren überall. Eine Stadt, die eine relativ sichere Obdach für Juden gewesen war, wurde zu einer Löwengrube. Zwei Jahrzehnte nachdem sie während des „Großen Krieges“ gezwungen waren, aus ihren Städten und Gemeinden zu fliehen, fanden sich viele der in Wien niedergelassenen galizischen Juden wieder obdachlos, als die Nazis sie aus ihren Häusern vertrieben.

Während viele Länder in Europa vor den fliehenden Juden ihre Grenzen schlossen und die Vereinigten Staaten nur ihren Botschafter in Deutschland zurückbeorderten, beließen es die meisten Länder allein bei Worten des Protestes. Sogar nach der Kristallnacht wollte Präsident Franklin D. Roosevelt das Quotensystem nicht ändern, das so viele Juden daran hinderte, Visa in die Vereinigten Staaten zu bekommen, die ihr Leben retten konnten. Größtenteils wurden die Quoten nicht einmal gefüllt, weil amerikanische Beamte unzählige Ausreden benutzten, um den Juden die vor den Nazis fliehen wollten, die Visa zu verweigern oder auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

So war es damals, vor 78 Jahren und wie sieht es heute aus?

Europa sieht sich mit einem stetig wachsenden Antisemitismus konfrontiert, zu den einheimischen Antisemiten stoßen Migranten aus den arabischen Ländern, die ihren Antisemitismus mitbringen und verbreiten, gegen Juden und gegen den jüdischen Staat Israel. Im Juli dieses Jahres sprach der Führer der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas vor dem EU-Parlament und verkaufte dort die alte Lüge der jüdischen Brunnenvergifter als Wahrheit und er bekam dafür stehenden Applaus. Abbas sagte am Rednerpult: „Erst vor einer Woche haben israelische Rabbiner eine deutliche Erklärung abgegeben: Sie verlangten von ihrer Regierung, das Wasser zu vergiften um Palästinenser zu töten.“ Es ist nicht irgendeine Lüge die Abbas wiederholte, sondern eine, die in der Vergangenheit in Europa zu Mord und Totschlag an Juden führte. Was Abbas ohne Widerspruch vor den EU-Abgeordneten behauptete, wurde auch in den Sozialen Medien weiterverbreitet und hat sich dort festgesetzt. Genau so war es geplant, so sollte es sein!

Offenbar hat es keine Konsequenzen, im Jahr 2016 im Europäischen Parlament judenfeindliche Lügen auszubreiten. Laut aktuellen Umfragen erwägen 57 Prozent der Juden in Frankreich, in ein anderes Land auszuwandern. Einer Statistik der Londoner Polizei zufolge wuchs im Jahr 2015 die antisemitische Kriminalität um 61 Prozent und in vielen europäischen Ländern sieht es nicht anders aus, die jüdischen Gemeinden leben in Angst und immer mehr Juden denken darüber nach auszuwandern. Hitlers Lebensziel, ein „judenfreies Europa“, droht 73 Jahre nach dem Ende des Naziführers wahr zu werden.

Im Jahr 2016 fanden die amerikanischen Präsidentschaftswahlen am Jahrestag der Kristallnacht statt und der neugewählte Präsident der USA, Donald Trump, könnte für die Juden in den USA – auch dort steht die jüdische Gemeinde vor Herausforderungen in Bereichen der Religionsfreiheit, die vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wären – der Welt und Israel zu einem Hoffnungsschimmer werden. Sein Schwiegersohn ist Jude und seine Tochter Ivanka ist im Jahr 2009 zum Judentum konvertiert und es ist von Bedeutung zu bemerken, dass Trumps Politik der von Präsident Barack Obama und seiner Regierung diametral entgegengesetzt ist. Jason Greenblatt, Trumps Berater für Israel sagte im Gespräch mit IDF-Radio, dass “Mr. Trump die Siedlungen [Israelische Gemeinden in Judäa und Samaria] nicht als ein Hindernis für den Frieden sieht.“ Und was den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem betrifft sagte Greenblatt: “Ich denke, wenn er es sagte, wird er es tun. Trump ist ein Präsident der für Israel ist und ich denke, er ist ein Mann, der sein Wort hält. Er ist anders für Israel als jeder bisherige amerikanische Präsident es war.”

Doch, angesichts der schrecklichen Ereignisse der Reichsprogromnacht vor 80 Jahren sollten wir uns daran erinnern, dass wir nichts für selbstverständlich halten sollen. Wir sind sehr dankbar, hier in Israel in einem Land zu leben das es uns ermöglicht, unserem Schöpfer in Frieden und Ruhe zu dienen. Trotzdem, wir leben in einer Epoche politischer Umwälzungen und großer Ungewissheit für alle Menschen in der Welt, nicht nur für uns Juden. Es ist Zeit für uns alle unsere Augen zu öffnen und zu erkennen, dass nur Yah Ribbon Olam weiß, was der nächste Tag bringen wird. Wie unsere Geschichte uns wiederholt und schmerzlich gelehrt hat, kann das, was an einem Tag undenkbar sein mag, morgen schon Realität werden. Das Einzige was wir sicher wissen, ist, dass wir uns letztlich nur auf uns selbst und unsere Stärke verlassen können und das unsere Schicksale von der unendlichen Barmherzigkeit des Shomer Yisrael abhängig sind.

IN-Redaktion

 

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Von am 09/11/2020. Abgelegt unter Featured. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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