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Juden in Hong Kong: Die Ohel Leah Synagoge

Die Inseln von Hong Kong, die nach den Opium Kriegen von 1839 bis 1842 vom Chinesischen Kaiser Daoguang an Großbritannien abgetreten wurden, wurden abwertend als “nutzlose Insel, auf der kaum ein Haus steht” bezeichnet.

Immerhin, dank der Politik des freien Handels und der ausgeprägten Schutzmassnahmen gelang es den Briten sehr schnell, ausländische Händler aus der ganzen Welt anzuziehen. Darunter waren auch jüdische Händler aus dem Irak und aus Indien.

Eingang in das Gemeindegebäude. Foto: E. Scheiner

Ende des 19. Jahrhunderts blühte das jüdische Leben in Hong Kong, es war schnell klar, dass es eine Infrastruktur mit einer Synagoge brauchte. In diesen frühen Jahren war die jüdische Gemeinde überwiegend sephardisch. Die meisten Mitglieder gehörten zur Familie und zu den Mitarbeitern der Unternehmen D. Sassoon Sons & Company und E.D. Sassoon & Company. Irakische Handelshäuser hatten ihre Stammhäuser in Bombay. Drei Enkel von David Sassoon, dem Patriarchen der Familie, kauften Land an der Robinson Strasse oberhalb der Stadt.

Sie schenkten das Land, zusammen mit dem neuen Gemeinde- und Synagogengebäude der jüdischen Gemeinde von Hong Kong. Ihr Wunsch war, die Synagoge nach ihrer Mutter, Leah Gubbay zu nennen.

Die Synagoge wurde von den Architekten Leigh & Orange aus Hong Kong im edwardianischen Barock erbaut, einer Stilrichtung, die damals im britischen Empire sehr beliebt war. Die Aussenmauer bestand aus roten Ziegelsteinen mit weissen Detaileinlagen. Der Innenraum folgte weitgehend dem sephardischen Stil.

Im Mai 1901 wurde der Grundstein gelegt, die formale Eröffnung der neuen Ohel Leah Synagoge fand am 8. April 1902 statt.

Im Jahr 1905 finanzierte Familie Kadoorie die Errichtung eines jüdischen Freizeitklubs auf dem Gelände der Gemeinde, um dort sozialen Aktivitäten der wachsenden jüdischen Gemeinde zu ermöglichen. Der Klub bestand aus einer grossen Halle, einem Restaurant und einer Bar, dazu einer Bibliothek und einem Billardraum. Ein Tennisplatz und davor eine grosse Grünfläche erlaubten einen unverbaubaren Blick auf den Victoria Hafen.

Der Zustrom aschkenasischer Juden aus Russland und Osteuropa liess die Mitgliederzahlen der Gemeinde während der Jahre 1880 bis 1890 und ein zweites Mal von 1930 bis 1937 stark ansteigen.

1937 schenkte J.E. Josef der Gemeinde das Grundstück unterhalb der Liegenschaft. Er gab dem neuen Grundstück zu Ehren seiner Mutter den Namen Beth Simcha.

Einerseits hatte er den Grund erworben, um den Blick auf den Hafen zu erhalten, aber auch, um dort ein Haus für den Rabbiner mit einer Mikwe im Erdgeschoss zu errichten.

Während des Zweiten Weltkrieges besetzten die Japaner das Gebiet und zahlreiche Gemeindemitglieder wurden in Kriegsgefangenenlagern interniert. Die Synagoge selbst wurde von den Japanern beschlagnahmt, die Torahrollen konnten hinaus geschmuggelt und an einem sicheren Ort aufbewahrt werden. Die Synagoge selber erlitt keinen nennenswerten Schaden, der Freizeitklub hingegen wurde völlig zerstört. 1949 wurde der Wiederaufbau ein zweites Mal von Familie Kadoorie finanziert.

Im Jahrzehnt nach dem Krieg wuchs die Bevölkerungszahl in Hong Kong ständig. Im gleichen Ausmass wuchs auch die Zahl der Gemeindemitglieder. Ein Grund dafür waren die Familien, die vor den politischen Turbulenzen in China aus dem Land flohen und sich in Hong Kong niederliessen. Die Stadt erlebte einen wirtschaftlichen Boom. Das Gebiet rund um die Synagoge und den Klub entwickelte sich zu einem sehr gefragten, teuren Wohngebiet.
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In Folge der Bautätigkeit in der Nachbarschaft wurde die Mauer zwischen der Liegenschaft und der Robinson Strasse instabil. Nach einigen Hangrutschen in den späten 80er Jahren schrieb die Stadtverwaltung vor, dass die Mauer auf der gesamten Länge saniert und stabilisiert werden musste. Diese Sicherungsmassnahme war mit hohen Kosten, die allein von der Gemeinde gezahlt werden mussten, verbunden.

Nach ausführlichen Überlegungen entschied der Vorstand, die Liegenschaft gleichzeitig weiter auszubauen. Eine geplante Verpachtung des Landes wurde zurückgestellt und stattdessen wurden, in Zusammenarbeit mit einem lokalen Planer zwei Wohntürme für Appartements gebaut. Die Synagoge blieb unangetatst komplett erhalten. Die einzige Bedingung bei den Bauarbeiten war, dass die bestehende Mauer entsprechend den Bauvorschriften stabilisiert wurde.

Der weitgehend dem Originalzustand entsprechende Innenraum. Foto E. scheiner

Ein jüdisches Gemeindezentrum wurde innerhalb des neuen Hochhauses errichtet. Es umfasst heute eine jüdische Schule, einen koscheren Supermarkt, milchige und fleischige Restaurants, ein Hallenbad, Konferenzräume und Büros.

Gleichzeitig erhob sich innerhalb der Gemeinde eine Diskussion darüber, ob man das Synagogengebäude erhalten oder durch ein neues ersetzen sollte. Letztlich wurde entschieden, die Originalsynagoge zu erhalten und sie an moderne Ansprüche anzupassen.

Dabei sollte aber das Ambiente des Gebäudes erhalten bleiben.

1997 begann die mühsame Arbeit, die Bausubstanz und die Möbilierung sorgsam zu restaurieren. Die bunten Glasfenster, Fensterläden, Türen und die aus Teakholz gezimmerten Bänke mussten unbedingt erhalten werden. Eine neue, abgestufte Sitzanordnung, besseres Licht und eine Klimaanlage wurden in der Frauensektion eingebaut. Die Bimah wurde zugunsten einer besseren Akustik erhöht und versetzt.

Innerhalb eines Jahres war die Arbeit fertiggestellt und am 18. Oktober 1998 fand die erneute Einweihung statt.

Im Jahr 2000 anerkannte das UNESCO Asia ­Pacific Heritage Award Komitee die “Erhaltung und Restaurierung der Ohel Leah Synagoge in Hong Kong” als erwähnenswert für ein aussergewöhnliches Projekt innerhalb der Preisvergabe für die Erhaltung von Kulturgütern.

Heute ist die Ohel Leah Synagoge das Zentrum des religiösen und sozialen jüdischen Lebens für das lebhafte und blühende Leben der jüdischen Gemeinde von Hong Kong.

Die Gemeinde umfasst mehr als 200 Familien aus 17 verschiedenen Staaten. Sie verfügt über eine beachtliche Sammlung von teilweise antiken Torah-­ und Haftorahrollen, die teilweise aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen.

Von Esther Scheiner

 

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Von am 23/01/2017. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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