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IMH: Minderheitenmedien in Frankreich am stärksten benachteiligt

Wer denkt, dass es allein in asiatischen, lateinamerikanischen oder afrikanischen Staaten mangelnde Pressefreiheit gibt, irrt. Auch in Frankreich existieren deutliche Defizite. Die Minderheitenmedien der Elsässer, Bretonen oder Korsen werden systematisch benachteiligt. Ihnen werden Fördergelder vorenthalten, die in anderen EU-Ländern üblich sind. In Ostfrankreich versuchen staatliche Stellen auch mit verschiedensten Mitteln zu verhindern, dass die über 1 Mio. deutschsprachigen Elsässer rein muttersprachliche Medien publizieren. Bis vor kurzem war dies sogar noch verboten. Insbesondere Sport- und Jugendnachrichten sollen nicht auf Deutsch erscheinen. Das Ziel der Maßnahmen ist klar. Frankreich erkennt offiziell nicht an, dass es in seinen Grenzen sprachliche Minderheiten gibt. Deshalb hat die Pariser Zentralregierung auch bis heute nicht die Europäische Minderheitencharta sowie die Europäische Charta der Regionalsprachen ratifiziert. Die Situation der Elsässer ist damit erheblich schlechter als die von Minderheiten in Rumänien, Polen oder Ungarn, wo die jeweiligen Regierungen beispielsweise komplett deutschsprachige Zeitungen und Schulen finanzieren.

Gibt es leider nicht mehr: die alte deutschsprachige Tageszeitung der Elsässer. Foto: IMH

Erst kürzlich hat die repressive französische Sprachpolitik zwei weitere Opfer gefordert: Das elsässischsprachige Radioprogramm „France Bleu Elsass“ verlor seine Frequenz und die letzte weitgehend deutschsprachige Zeitung in Ostfrankreich musste ihr Erscheinen einstellen. Ihre Auflage ging immer weiter zurück. Kein Wunder! Sie konnte nicht komplett in der Muttersprache der Leser erscheinen. Die Redaktion hatte sich bis zuletzt nicht getraut, auch Sportnachrichten, Jugendseiten oder Familienanzeigen auf Deutsch zu veröffentlichen. So verprellte man gezwungenermaßen neue junge Leser, anstatt sie langsam heranziehen zu können. Die eingegangene Tageszeitung wurde 1877 unter dem Titel „Straßburger Neueste Nachrichten“ gegründet und hieß zuletzt „DNA-Dernieres Nouvelles d’Alsace“ (Elsässische Neueste Nachrichten). Ihr Tod ist eine kulturelle Tragödie. Die Tragweite dieses Ereignisses wird in Anbetracht der Tatsache deutlich, dass Straßburg die Wiege der deutschsprachigen Presse war. 1605 gründete der Drucker Johann Karolus in der elsässischen Hauptstadt die „Relation“. Es war die erste Zeitung in deutscher Sprache und zugleich die erste Zeitung der Welt.

Quelle: Internationale Medienhilfe (IMH)

 

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Von am 21/05/2017. Abgelegt unter Europa. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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