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Aus der Geschichte der Luftfahrt: Ein schwarzer Tag für die Buffalo

Die Farnborough Air Show galt einst bei Flugzeugherstellern auf der ganzen Welt als äußerst werbewirksame Veranstaltung, die zu bedeutenden Geschäftsabschlüssen führen konnten. Die Testpiloten standen daher unter dem Druck, ihre Maschinen im besten Licht erscheinen zu lassen. Sie mussten die wichtigsten technischen Eigenschaften ihrer Flugzeuge gegenüber der Konkurrenz hervorheben. Auf der Farnbourough Show im Jahre 1984 stellte de Havilland Canada ihre drei wichtigsten Maschinen vor: Die DHC-5 Buffalo, die neuere Dash-7 und Dash-8 – eine Transportmaschine mit STOL-Eigenschaften (Short Take Off and Landing).

Höhepunkt der Vorstellungen aller drei Typen sollte natürlich eine Kurzstreckenlandung sein. Der Starpilot der letzten Show – 1982 – flog die Buffalo. Am 4. September 1984 herrschte ein starker, böiger Wind. Andere Piloten der Air Show hatten bereits berichtet, dass sie die Landeanflugpunkte nicht mehr exakt einhalten konnten. Die Maschinen wurden in Richtung der Zuschauer abgedrängt. Als der Pilot der Buffalo zum Endanflug ansetzte, befand er sich bereits zu nahe an der Startbahnschwelle, um noch einen normalen Landeanflug durchführen zu können. Statt etwas später auf der Landebahn aufzusetzen, entschied er sich für einen steileren Anflug und zog die Drosseln über die normale Leerlaufstellung zurück.

Er glaubte, das mit einer Buffalo riskieren zu können, denn die Maschine war schließlich für sichere Landungen nach schwierigen Anflugmanövern bekannt. Beim Auskurven zum Endanflug bemerkte er jedoch, dass die Maschine über die Mittellinie der Landebahn hinaus in Richtung der Zuschauermenge schob. So musste er nicht nur den Anflug-, sondern auch noch den Querneigungswinkel erhöhen. Um die Geschwindigkeit zu regulieren, regelte er die Propeller kurzzeitig in Bremsstellung – Reverse, ein nicht gerade empfehlenswertes Verfahren – ! Der Pilot der Buffalo verlor teilweise die Kontrolle über die Maschine, als er die Leistungshebel wieder in Leerlaufstellung vorschob.

Dadurch begann das Flugzeug zu rollen und nach rechts zu gieren, rutschte seitlich ab und sank sehr schnell. Der Pilot hatte immer noch das Gefühl, dass der Steuerbord-Propeller noch in Umkehrstellung stand. Wahrscheinlicher war jedoch, dass die asymmetrische Leistungsabgabe entweder durch unterschiedliche Reaktion der Triebwerke auf die Eingabe der Gashebel entstand oder aber durch eine ungleichmäßige Regelung der Leistungshebel selbst. Unmittelbar bevor die Maschine den Boden berührte, steigerte der Pilot die Leistung und reduzierte die Sinkgeschwindigkeit von 13,75 m/sek auf ungefähr 9 m(sek. Das Flugzeug setzte so hart auf, dass das Fahrgestell zusammenbrach.

Die Tragflächen lösten sich vom Rumpf und klappten zurück, während die Maschine die Landebahn entlang schleuderte. Die Propeller brachen ab, sobald sie den Boden berührt hatten und flogen in Einzelteilen durch die Luft. Aus den aufgerissenen Tanks in den Tragflächen floss Kerosin aus. Feuer loderte auf, verlöschte aber bald wieder, bis die Maschine zum Stillstand kam. Der Pilot, der Copilot und der Justiziar der Gesellschaft, der auf dem Notsitz saß, wurden unsanft durchgeschüttelt, blieben aber unverletzt und konnten das Wrack ohne Hilfe verlassen. Nur einer der Zuschauer wurde durch herumfliegende Propellerteile leicht verletzt, drei abgestellte Flugzeuge und vier Fahrzeuge beschädigt; – Glück im Unglück.

Viele Zeugen hatten den Unfall gesehen, fotografiert oder auf Video gefilmt. Im Unfallreport, veröffentlicht im Februar 1986, wurde dem Flugkapitän eine Fehleinschätzung angelastet. Der psychische Druck, seine Vorführung beenden zu müssen, und der ungünstige Wind hatten ihm zugesetzt. Er schätzte den Landeanflug falsch ein, die viel zu harte Landung war die Folge. Technische Mängel der Maschine wurden zwar eingeräumt, man sagte jedoch gleichzeitig, dass diese bei erfahrenen Piloten nicht zu einem solchen Unfall hätten führen dürfen. Die technischen Schwierigkeiten, die vom normalen und erprobten Flugleistungsbereich dieses Typs abwichen, wurden auf jeden Fall von seinem unsachgemäßen Gebrauch der Kontrollsysteme des Flugzeuges hervorgerufen.

Von Rolf von Ameln

 

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Von am 01/06/2017. Abgelegt unter Spiegel der Zeit,Video. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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