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Prinz William in Israel: Eine diplomatische Leistung oder ein Höflichkeitsbesuch?

Der Besuch des britischen Prinzen ist ein historisches Ereignis, aber es ist zweifelhaft, ob er eine wirkliche Veränderung in den Positionen der königlichen Familie bedeutet.

Prinz William, der zweite Nachfolger auf den britischen Thron, wird anlässlich des 70. Jahrestags der Gründung des Staates Israel und des 100. Jahrestags der Balfour-Erklärung, einen offiziellen dreitägigen Besuch in Israel abhalten. Die Frage ist, warum diese plötzliche Änderung in der seit langem bestehenden Politik der königlichen Familie, keinen Fuß auf israelischen Boden zu setzen und weshalb wurde das jetzt geändert?

Die Ankunft des Thronfolgers erfolgte mit dem ganz eigenen Segen der Königin und der Besuch hat viel mehr Bedeutung als nur ein offizieller Staatsbesuch: Nämlich die Entscheidung, die jüdische Heimat mit britischer Unterstützung in Palästina zu errichten.

Der Besuch des Prinzen wurde von Erklärungen der britischen Premierministerin Theresa May begleitet, die darauf hinwies, dass die britische Regierung auch den 100. Jahrestag der Balfour-Erklärung feiern würde. Sie sei stolz auf die Rolle Großbritanniens beim Aufbau der jüdischen Heimat.

Prinz Philip, der Ehemann von Königin Elizabeth, besuchte 1994 Israel zu einem privaten Besuch, um das Grab seiner Mutter auf dem Ölberg zu besuchen. Prinz Charles, Kronprinz und Sohn der Königin, machte auch inoffizielle Besuche in der Region, um Shimon Peres und Yitzhak Rabin bei ihren Beerdigungen zu ehren.

Diese Besuche sind zwar keine offiziellen Besuche, geben jedoch einen Einblick in den Grund, warum seit der Gründung des Staates Israel kein Vertreter der britischen Königsfamilie nach Israel gekommen ist.

Rabin und Peres wurden von vielen auf der Welt als Symbole der Versöhnung und des Friedens betrachtet. Die Ehre, die Prinz Charles ihnen auf ihrem letzten Weg zuteil werden ließ, war hauptsächlich aus der Identifikation mit dem Weg und den Idealen begründet, die diese Männer symbolisierten, nicht notwendigerweise aus der Unterstützung für Israel.

Die britische Daily Mail veröffentlichte im November 2017 einen Brief von Prinz Charles, in dem er sagte, dass er begonnen habe den Koran zu lesen und dass er glaubte, dass der Grund für die Instabilität im Nahen Osten im Zustrom von Ausländern, also der Juden in die Region liegt. Er sprach auch über die jüdische Lobby und über die Tatsache, dass die Präsidenten der Vereinigten Staaten sich dagegen wehren müssen.

Zu diesen erstaunlichen Bemerkungen muss man die Äußerungen des ehemaligen britischen Botschafters Simon McDonald hinzufügen, der sagte, dass ein offizieller Besuch eines Vertreters der königlichen Familie in Israel, trotz Israels Willen, erst nach der Herstellung des Friedens stattfinden werde.

Auf der anderen Seite haben Vertreter der königlichen Familie, einschließlich der Königin selbst, keine offiziellen Besuche nach Saudi-Arabien und den Golf-Emiraten unternommen, wegen der schlechten Menschenrechts- und Bürgerrechtsbedingungen in diesen Ländern.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass die königliche Familie die Situation zunächst an einem als „problematisch“ eingestuften Ort „testet“. Im Fall von Irland zum Beispiel schickte die Königin zuerst Vertreter der königlichen Familie, um die Reaktionen auf diese Besuche zu untersuchen. Erst nach ein paar Jahren ist sie selbst dort hingereist. Dies führte zu einer Normalisierung der Besuche der königlichen Familie in Irland, die wahrscheinlich auch in Israel stattfinden wird.

Darüber hinaus ermöglichen ordentliche Beziehungen zwischen den Ländern, Besuche von Präsidenten oder in diesem Fall Vertretern der königlichen Familie in regelmäßigen Abständen ohne Überraschungen oder Aufregung. Der Besuch des Prinzen ist ein großes und ungewöhnliches Ereignis, das auf eine weniger normale Beziehung zwischen den beiden Ländern hindeutet.

Eine gemischte Geschichte

Im Konflikt zwischen Arabern und Juden scheint die königliche Familie ein Bild von Frieden und Gerechtigkeit zu vermitteln und ist daher nicht bereit, Israel zu besuchen, solange die Parteien [Israelis und Palästinenser] keine Lösung gefunden haben. Aber es gibt diejenigen, die behaupten, dass die Wurzeln der mangelnden Bereitschaft, Israel zu besuchen, tiefer gehen.

Die britische Zeitung „Sun“ veröffentlichte ein Video, das die aktuelle Königin Elizabeth im Alter von sieben Jahren zusammen mit ihrer Mutter und Schwester (und mit der Ermunterung des Onkels der Königin, König Edward VIII.) zeigte, der den Arm zum Hitlergruß erhob. Edward, so sagen viele Historiker, galt als Anhänger des Nazi-Regimes. Er selbst traf Hitler 1937 in Deutschland (Edward dankte später ab und heiratete eine geschiedene amerikanische Frau). Ein weiterer berüchtigter Vorfall war der mit Prinz Harry, der ein Nazi-Kostüm trug und sein Bild wurde in den Medien veröffentlicht.

Der Verdacht, dass König Edward VIII. ein Nazi-Anhänger war wird durch die Tatsache verstärkt, dass die königliche Familie deutsche Wurzeln hat. Ihr Nachname war bis 1917 Von Sachsen-Coburg-Gotha, ein deutscher Name, bevor er in den britischen Namen Windsor geändert wurde.

Auf der anderen Seite gibt es die Geschichte des deutschen Familienmitglieds Prinzessin Victoria Alice Elizabeth Julia Marie von Battenberg, Enkelin von Königin Victoria, die 1885 geboren wurde. 1903 heiratete Alice Prinz Andreas von Griechenland (ihr Sohn, Philip, wurde später der Herzog von Edinburgh und, wie gesagt, der Ehemann von Königin Elizabeth II).

Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Prinzessin Alice für das Rote Kreuz im besetzten Athen. Die Prinzessin war zwischen zwei Welten hin- und hergerissen: Ihre Töchter lebten in Deutschland und ihre Schwiegersöhne dienten in der deutschen Wehrmacht, während ihr Sohn Prinz Philip in die britische Armee eingezogen wurde.

Während des Krieges versteckte Prinzessin Alice jüdische Freunde der Familie – Mutter Rachel, ihren Sohn und Tochter Matilda – und erhielt später den Titel des Gerechten unter den Völkern. Sie ist heute auf eigenen Wunsch auf dem Ölberg in Jerusalem begraben. Während der Beerdigung von Peres besuchte Prinz Charles heimlich ihr Grab, da der Ölberg seiner Meinung nach ein umstrittener Ort ist.

Jetzt, zum ersten Mal seit der Gründung des Staates Israel, kommt ein offizieller Vertreter der königlichen Familie in Israel an. Prinz William, der im Königreich und im Ausland enorm populär ist und allgemein als der wahre Erbe der Königin gilt (nicht sein Vater, Prinz Charles). Ein solcher Besuch gilt als reales Statement, aber man muss abwarten, ob dieser Besuch auch eine Veränderung in der Position der königlichen Familie bedeutet.

Die Vorbereitungen für den Besuch wurden begleitet von Forderungen nach einer Annullierung durch linke Politiker in Großbritannien, insbesondere Mitglieder der Labour Party und pro-palästinensischer Aktivisten, um gegen die jüngsten Ereignisse entlang der Gaza-Grenze zu protestieren. Der Sprecher des Palastes kündigte jedoch an, dass der Besuch wie geplant stattfinden werde.

Während des Besuchs wird der Herzog Yad Vashem besuchen und Holocaust-Überlebende treffen, die während des Zweiten Weltkriegs nach England geflohen sind, Mitglieder des Kindertransports – jüdische Kinder in Europa, die zwischen 1938 und 1940 nach Großbritannien geschickt wurden, um den Nazis zu entkommen. Leiter dieses Besuchs, wird der britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis sein. Es wird erwartet, dass Prinz William sich mit dem israelischen Premierminister in seiner Jerusalemer Residenz und von dort aus mit dem Präsidenten trifft. Schließlich wird William an einem Fußballspiel zwischen jüdischen und arabischen Kindern in Jaffa teilnehmen und sich mit dem Bürgermeister von Tel Aviv und israelischen Unternehmern treffen.

Am Mittwoch wird erwartet, dass Prinz William mit Abu Mazen [Abbas]Judäa und Samaria, Ramallah (oder gemäß den britischen Ansichten die „besetzten palästinensischen Gebiete“) besuchen wird und dann zum Ölberg reist, um die Altstadt von Jerusalem aus einer palästinensischen Perspektive zu betrachten. Der Prinz soll auch die Klagemauer und das Grab seiner Urgroßmutter, Prinzessin Alice, besuchen.

In Bezug auf die Briten, die Jerusalem als „besetztes palästinensische“ Territorium“ bezeichnen, sagten israelische Beamte, dass sie dies nicht positiv sehen, aber „da wir wollen, dass der Besuch gelingt, werden wir dies nicht in eine Krise verwandeln.“

Der Minister für Jerusalemangelegenheiten, Ze’ev Elkin, sagte jedoch: „Es ist bedauerlich, dass Großbritannien beschlossen hat, den königlichen Besuch zu politisieren. Das Vereinigte Jerusalem ist seit über 3000 Jahren die Hauptstadt Israels und keine Verzerrung durch die offizielle Presseerklärung wird die Realität verändern. Ich erwarte vom Stab des Prinzen, der während des gesamten Besuchs betont hat, dass der Besuch auf der einen oder anderen Seite unpolitisch sein wird, diese Verzerrung zu korrigieren.“

Der britische Botschafter in Israel, David Quarry, bemerkte, dass der Herzog ein Gefühl für die israelische Kultur bekommen möchte und dass dies kein politischer Besuch ist. Laut dem Botschafter ist der Zweck des Besuches, die Partnerschaft zwischen Israel und Großbritannien zu fördern. „Wir hoffen, dass wir dies dem Herzog zeigen und diese Verbindungen in Zukunft verstärken können“, fügte er hinzu.

Premierminister Benjamin Netanyahu sagte, dass dies ein historischer Besuch wäre und dass William herzlich willkommen sei. Diese Aussage wurde im März nach der Ankündigung des Besuchs des Prinzen und etwa eine Woche nach Trumps Ankündigung der Verlegung der amerikanischen Botschaft nach Jerusalem gemacht.

Eine diplomatische Renaissance

Die königliche Familie sieht, wie auch der Rest der Welt, wie in den letzten zwei Jahren politische Führer aus aller Welt nach Jerusalem pilgerten und hochrangige israelische Beamte zu gegenseitigen Besuchen einluden. Unter ihnen sind der Führer Chinas, der Premierminister von Indien, die Präsidenten Russlands, Japans, Südkoreas, Afrikas, Mittel- und Südamerikas und natürlich der amerikanische Präsident Donald Trump und sein Stellvertreter Mike Pence.

Zusammen mit Trumps Unterstützung und Netanyahus Führung, erleben wir eine Renaissance der diplomatischen Beziehungen zu Israel. Von der Einweihung der US-Botschaft in Jerusalem (ein Schritt, der von vielen anderen kopiert wird) bis zur Teilnahme des Premierministers an der Siegesparade des Zweiten Weltkriegs in Russland neben Putin und die außergewöhnliche Koalition, die zwischen Israel und Saudi-Arabien geschaffen wurde.

Im Jahr 2017 stattete Premierminister Netanyahu offizielle Besuche in China und Indien ab und flog erst kürzlich nach Afrika und Lateinamerika, wo er herzlich empfangen wurde. Israels Stärke steigt auch wirtschaftlich, als Teil der florierenden diplomatischen Beziehungen und des internationalen Handels.

Israel ist zu einer regionalen Macht geworden und im Moment wird es immer stärker. Mit dieser Stärkung und diplomatischen Renaissance kommen auch die Prinzen in unser kleines Land.

Von Daniela Traub (MiDA)

Daniela Traub war stellvertretende Botschafterin Israels in Irland und absolviert derzeit ihren Master in Diplomatie und Sicherheit an der Universität Tel Aviv.

Übersetzt aus dem Hebräischen von Dr. Dean Grunwald

 

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Von am 26/06/2018. Abgelegt unter Featured. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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