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Alltagsleben und Organisationen im Reich der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler

Nach der „Machtergreifung“ im Januar 1933 versuchten die Naztionalsozialisten sowohl den ganzen deutschen Staat als auch die Gesellschaft „nationalsozialistisch“ zu durchdringen. Die Reichswehr konnte sich anfangs zwar noch eine gewisse Eigenständigkeit im „Dritten Reich“ behaupten, doch schon beim Tode Hindenburgs im Jahre 1934 wurde sie auf den „Führer“ vereidigt und nach der sogenannten Blomberg-Affäre 1938 gleichgeschaltet. Von Hitler selbst wurden auch die Kirchen mit dem Satz „Die Kirche, will sie wirklich Volkskirche sein, darf nicht bei den großen vaterländischen Ereignissen den uninteressierten Zuschauer spielen…Wir fordern die sinngemäße Gleichschaltung der Kirchen mit dem Volksstaat der nationalen Revolution..“ angegriffen.

Doch die Kirchen konnten vom Nationalsozialismus nicht wirklich unter Kontrolle gebracht werden. Mit den Katholiken kam es schon am 20. Juli 1933 zum Abschluss eines Konkordats. So hatte die katholische Bevölkerung für sich einen kleinen Freiraum gefunden, der ihnen von den Nazis nur in der Theorie zugestanden, jedoch faktisch im Laufe der Zeit mehr und mehr beschnitten wurde. Die Protestanten hatten sich als „bekennende Kirche“ sowohl mit dem nationalsozialistisch beeinflussten „Deutschen Christentum“ als auch mit Himmlers kruden mystisch-antichristlichen Glaubensvorstellungen auseinanderzusetzen. Doch letztendlich konnten sie ihre Integrität und Eigenständigkeit zu einem großen Teil behaupten. Den Juden wollten die Nazis von Anfang an gar keinen Raum in „ihrem“ Deutschland einräumen. Für die Kommunisten gab es ebenfalls keinen Platz in Hitlers Reich. Große Teile der Parteiführung wurden auf brutalste Art und Weise physisch niedergemacht.

Jugendarbeitsdienst. „Junge Nation“ 1937. Foto: Archiv/RvAmeln

Alle anderen Parteien wurden „gleichgeschaltet“, auch diejenigen, die durch ihre Koalition mit den Nationalsozialisten deren Herrschaft erst möglich gemacht hatten. Die NSDAP war nunmehr die einzige legale Partei im Deutschen Reich. Auch die übrigen Teile der öffentlichen Gesellschaft unterlagen dieser Gleichschaltung und fanden ihre Gliederungen in der NSDAP bzw. als einer von deren angeschlossenen Verbänden eine seltsame Wiederkehr; – wenn auch unter anderen Organisationsnamen. So wäre auf dem Gebiet der Arbeit für das „Dritte Reich“ noch der Reichsarbeitsdienst zu nennen, der zwar keine Parteigliederung war und auch nicht zu den angeschlossenen Verbänden der NSDAP zählte, der aber doch mit dieser Nazi-Partei aufs engste verbunden war. Am 16. Juni 1935 wurde ein Gesetz zur Arbeitsdienstpflicht erlassen. Es ging zurück auf die Bestimmungen des NS-Arbeitsdienstes, der bis dahin eine Untergliederung der NSDAP war. Durch dieses Gesetz wurde der NS-Arbeitsdienst zum Reichsarbeitsdienst, der fortan dem Reichsminiser des Inneren unterstand.

Nach der Ideologie der Nazis galt der Reichsarbeitsdienst als „Ehrenpflicht am deutschen Volke“, alle jungen deutschen Männer und Frauen waren verpflichtet, den Arbeitsdienst abzuleisten. Die männliche Jugend wurde auf die Dauer einer vom Reichsarbeitsdienstführer bekannt gegebenen Zeit zum Arbeitsdienst eingezogen. Ein entsprechendes Prinzip galt auch für junge Frauen, doch war zu Beginn des Nazi-Regimes der Arbeitsdienst für Frauen noch nicht völlig aufgebaut. Nach den Vorstellungen der Nazis hatte der Reichsarbeitsdienst zwei Aufgaben zu erfüllen: Eine erzieherische Aufgabe und eine wirtschaftliche Aufgabe. Die Erziehung wurde mit militärischem Drill in geschlossenen Lagern außerhalb von Städten vorgenommen. Als Ziele strebte man an: „Dass die Arbeitsdienstleistenden die <nationalsozialistische Arbeitsgesinnung> in sich aufnehmen; – und dass sie sich als Teil der <Volksgemeinschaft> fühlen.

Der Reichsarbeitsdienst arbeitete an der Urbarmachung und Verbesserung des Bodens. Brach liegende Flächen, Ödland und Moore sollten zu fruchtbarem Boden umgewandelt werden. Für die jungen Männer galt anfangs der Grundsatz: „Dadurch, dass der Arbeitsdienstmann innerhalb einer Gemeinschaft Arbeit für Deutschland leistet, ohne dafür Lohn zu erhalten, wird er zur Erkenntnis geführt, dass der eigentliche Sinn der Arbeit nicht in dem Verdienst liegt, den sie einbringt, sondern in der Gesinnung, mit der sie geleistet wird..!“ Im Arbeitsdienst gab es eine untere Führerlaufbahn mit den Dienstgraden: Truppführer, Obertruppführer, Unterfeldmeister, und eine mittlere und obere Führerlaufbahn, welcher die Führer vom Feldmeister an aufwärts angehörten. Bedingungen für die Annahme eines Antrages für Anwärter auf die Führerlaufbahn waren: 1. Das vollendete 17. Lebensjahr und Einwilligung der Eltern; gegebenenfalls auch des Vormundes. 2. Nachweis über arische Abstammung. 3. Unbescholtenheit.

Entsprechende Anträge mussten in schriftlicher Form an den Gauleiter gerichtet werden. Die endgültige Annahme als „Führeranwärter“ geschah – bei entsprechender Eignung – nach einer sechsmonatigen Dienstzeit als Arbeitsmann. Im Anschluss daran folgte eine Probedienstzeit; – zwei Jahre Wehrdienst inbegriffen – ..! Nach der Probezeit wurden die besten Kandidaten für den mittleren Führerdienst bestimmt, während die übrigen – bei zehnjähriger Verpflichtung – in der unteren Laufbahn verblieben. Doch erst wenn für diese eine Planstelle frei wurde, wurden sie endgültig in den Reichsarbeitsdienst als „planmäßiger Truppführer“ übernommen. Die weitere Fortbildung der Arbeitsdienstführer geschah in den Bezirksschulen bzw. der Reichsschule des Arbeitsdienstes; – es wurden aber auch andere Fachlehrgänge angeboten. Angehörige des Reichsarbeitsdienstes, die Mitglieder in der NSDAP waren, trugen das Parteiabzeichen auf der Krawatte. Die Dienstsauszeichnug für den Reichsarbeitsdienst war eine von einem Eichenkranz eingefasste ovale Medaille mit dem Zeichen des Arbeitsdienstes – Spaten mit Hakenkreuz und zwei Ähren, und die Rückseite trug die Aufschrift „Für treue Dienste im Reichsarbeitsdienst“.

Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe.

Von Rolf von Ameln

Rolf v. Ameln ist Buchautor, sowie IN_Korrespondent in Deutschland und Spezialist für Themen der Zeitgeschichte. Er schreibt seit 25 Jahren für die Israel-Nachrichten.

 

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Von am 10/10/2018. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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