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Kommentar: Der Drohnenangriff auf die Ölraffinerie in Saudi-Arabien

Die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien brennt nach einem Terrorakt, dessen Ausgangspunkt nach derzeitigen (noch nicht belastbar verifizierten) im über Tausend Kilometer entfernten Jemen liegt.

Der Ölpreis reagiert daraufhin weltweit an den Börsen reflexartig negativ mit massiven Auswirkungen auf alle Volkswirtschaften, die aus Saudi-Arabien ihren Öl-Bedarf decken.

Jemen. Quelle Risk Intelligence, Bundesregierung, UNO

Dieser massive, von schiitischen Huthi- Rebellen oder auch von den schiitischen Kataib Hisbollah-Milizen im Irak verübte Terrorakt hat damit globale Dimensionen und wird in Deutschland und der EU trotz des erheblichen Konflikt-, ja sogar Kriegspotentials stiefmütterlich behandelt, erst ganz allmählich dreht sich die „Berichterstattung“, ergeht sich aber mehrheitlich in Spekulationen und Mutmaßungen. Einzig die USA, die die wahren Verursacher nicht in Sanaa sondern in Teheran und Qhom sehen, haben Saudi-Arabien militärische und logistische Hilfe zugesichert.

Nach eigenem Bekunden „bekannten sich die Huthi-Rebellen aus dem benachbarten Jemen (zu diesem Terrorakt, Anmerkung GWS). Der Angriff mit zehn Drohnen sei eine „legitime Antwort“ auf die anhaltende Militärkampagne Saudi-Arabiens im Jemen, sagte ein Militärsprecher der Huthis. „Wir versprechen dem saudischen Regime, dass unsere nächste Operation größer und schmerzhafter sein wird“, sagte Militärsprecher Jahia Saria am Samstag. … Es handele sich um den bislang größten Einsatz in Saudi-Arabien.“

„Saudi-Arabien führt im Jemen eine Militärkoalition an, die gegen die Huthis kämpft. Diese werden vom Iran unterstützt und halten große Teile des Nordjemens inklusive der Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle. In den vergangenen Monaten hatten die Huthis bereits mehrere Angriffe mit Drohnen auf Ölpipelines und Flughäfen in Saudi-Arabien durchgeführt.“ [Generalanzeiger Bonn, 14.09.19]

Der Krieg im Jemen, international als Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran auf dem Territorium Jemens bewertet, spielt tatsächlich medial keine Rolle in Europa. Es interessiert schlicht keine Regierung in der EU, obwohl die Dimensionen mit über 100.000 Toten gewaltig sind und seit 5 Jahren eine humanitäre Katastrophe die nächste ablöst.

Cholera und andere Epidemien sind ebenso an der Tagesordnung wie das verhungern und verdursten Tausender Menschen. Die Ursachen für dieses politische Desinteresse und das dröhnende Schweigen der Medien liegen auf der Hand. Die europäischen Regierungen wollen es sich weder mit Saudi-Arabien, als den weltweit größten Ölexporteur und größten Waffenimporteur anlegen, zu viel hängt davon ab, noch mit dem Iran, von dem man sich trotz dem Damoklesschwert -Herstellung und Besitz von Atomwaffen- zukünftig glänzende Geschäfte erhofft und dafür sogar die transatlantische Partnerschaft mit den USA opfert.

Das mit dem Faustpfand Atombombe die Ajatollahs ihrer Staatsdoktrin, die Vernichtung Israels, näher kommen interessiert in der EU und deren Kernländern keinen Politiker in Regierungsverantwortung. Ganz im Gegenteil, die größten Staaten der EU hintergehen die neuerlichen Sanktionen der USA und lassen diese im Tanz ums Goldene Kalb in Persien ins Leere laufen.

Während des Vietnamkrieges gingen Hunderttausende Menschen, insbesondere in den USA und in Europa auf die Strasse. Die Proteste prägten eine ganze Generation. Den Golfkrieg 1 (Iran / Irak 1980-1988) sowie die Golfkriege 2 und 3 (Irak-Kriege 1 und 2) interessierten dann kaum noch irgend jemand, wenn nicht die TV Stationen spektakuläre Bilder ausstrahlten. Spätestens aber seit 9/11 und dem nachfolgenden Krieg in Afghanistan schaltete die Presse faktisch ab.

Das mediale Interesse an den großen Nachkriegs-Konflikten, wie dem Genozid in Ruanda 1994 und die „ethnischen Säuberungen“ im ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren, nahm von Krieg zu Krieg ab und die wirklichen Verantwortlichen wurden entweder gar nicht oder nur halbherzig zur Rechenschaft gezogen, im Falle des Ruanda-Genozides wurde der damals persönlich verantwortliche UN-Beamte Kofi Annan vom Afrika-Beauftragten zum UN-Generalsekretär befördert und bekam gar noch den Friedens-Nobelpreis.

„Für König Salman von Saudi-Arabien steht fest, wer schuld ist: die Milizen der Huthi-Volksgruppe aus dem Nordwesten des Landes. Die Huthi-Milizen seien Terroristen, die vom Iran unterstützt würden, sagte der Monarch jüngst auf einer Konferenz. Sie trügen die Verantwortung für die Lage im Jemen, ebenso wie der Iran. … Das sunnitische Königreich fühlt sich von einer Art schiitischem Halbmond bedroht: Im Irak wird die Regierung von Schiiten dominiert, die von Iran unterstützt werden. In Syrien hat Iran zusammen mit Russland den Sturz von Bashar al-Assad verhindert. Im Libanon ist die schiitische Hisbollah mächtig, die ebenfalls von Iran unterstützt wird. Riad Kahwaji von der in Dubai ansässigen Denkfabrik INEGMA: „Vertreter des Iran prahlen damit, dass Teheran heute vier arabische Hauptstädte kontrollieren würde: Bagdad, Beirut, Damaskus sowie Sanaa, die Hauptstadt des Jemen. … Hafez Albukari zählt auf, was die Huthis seitdem unter anderem vom Iran erhielten: „Berater, technische, politische und auch militärische Unterstützung. Etliche Male wurden Waffen entdeckt, die aus dem Iran stammen. Hauptsächlich bekommen sie diese
Unterstützung über die Hisbollah. Auch beim strategischen Denken dient den Huthis die Hisbollah als Vorbild … „es ist sehr offensichtlich, dass die Huthis sich immer mehr eben als Teil dieser Iran-Libanon-Syrien-Bashar-al-Assad-Achse verstehen.“ [Deutschlandfunk 15.03.19]

Die politischen Eliten aus Deutschland und der EU wollen die wirklichen Hintermänner dieses Angriffs auf die weltweit größte Ölraffinerie nicht expressis verbis nennen oder sich an der Aufklärung aktiv beteiligen, ebenso wie sie bis heute Al Quaida ausschließlich in Afghanistan verorten und die Stammesgebiete des Atomwaffenlandes Pakistans in diesem Kampf ignorieren. Sie weigern sich anzuerkennen, dass die Hisbollah eine vom Iran gestützte Terrororganisation ist und diese für einen Krieg gegen Israel, mit Tausenden vom Iran produzierten oder vom Iran finanzierte Raketen sowie Rüstungsgüter von höchster Qualität und Präzision ausgerüstet werden. Gleiches gilt für den NATO-Partner Türkei, als langjährigen, diskreten Unterstützer des IS (Daesh) in Syrien. Die Stärke dieser Terrororganisationen liegt neben ihrem religiösen Fanatismus und der Anhäufung von Waffen und Geld eben auch im Schweigen und der verfehlten Appeasement-Politik der europäischen Demokratien.

Wie in der Rechtsprechung, gilt es nun für Saudi Arabien als Ankläger eine schlüssige und im SR der Vereinten Nationen belastbare Beweisführung gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft vorzulegen – Actori incumbit probatio – , um den Iran als Drahtzieher dieses hinterhältigen Terroraktes gegen Saudi Arabien und als Lieferant der 10 Drohnen an seine Vasallen im Jemen zu identifizieren. Bei derartigen schwerwiegenden Beweisen ist die Weltöffentlichkeit seit dem Massenvernichtungswaffen-Fake von Bush jun., der zum letzten Irakkrieg führte, höchst sensibel. Hier geht es nicht um eine lapidare Schuldzuweisung im Stile eines reißerischen Journalismus, sondern möglicherweise entwickelt sich dies zu einer Conditio sine qua non für einen großen Waffengang der USA gegen den Iran, dem sich dann gegebenenfalls auch europäische Staaten via Beistandsverpflichtung der NATO nicht entziehen könnten.

Vermutlich ist dieser letzte Drohnenangriff der schiitischen Huthi-Rebellen aus dem Jemen in seinem Gefahrenpotential für die Welt mit 9/11 vergleichbar. Das Ziel des Iran ist klar, er will die schiitische Sichel vom Hindukusch bis zum Mittelmeer vollenden und dabei auch die Eliten der sunnitischen Welt treffen. Der jetzt noch auf den Jemen beschränkte Konflikt könnte ganz schnell zu einem direkten Schlagabtausch der arabischen Welt und der USA mit dem Iran führen.

Über die wirtschaftlichen Deformationen der vom saudischen Öl abhängigen Volkswirtschaften lässt sich nur spekulieren, die schon jetzt nachweisbare Preisexplosion lässt aber keine optimistischen Schlüsse zu. Berufsoptimisten von Rot bis Grün sehen statt dem saudischen Öl genügend Alternativen in den OPEC-Ländern oder wollen gar diese fossilen Roh- und Brennstoffe ohne Rücksicht auf die finanziellen Möglichkeiten der Bevölkerung komplett gegen erneuerbare Energien austauschen, verkennen aber die Position des Iran im weltweiten Öl-Export-Ranking. 2017 exportierte Saudi-Arabien 346 Millionen Tonnen Erdöl, weit vor Russland und dem Irak. Der Iran belegt Platz 6 und dürfte durchaus ein veritables Interesse haben, die Exportmengen an Öl substantiell zu erhöhen.

„Laut Angaben der US-Administration erreichten nicht alle Geschosse Abkaik. Ein Teil der Drohnen oder Marschflugkörper wurde geborgen und dürfte in diesen Stunden untersucht werden. Bald wird man zumindest in Washington und Riad Beweise haben, um den Verantwortlichen für die Attacke zu benennen. Ob dieses Wissen jedoch mit der Weltöffentlichkeit geteilt wird, wird davon abhängen, ob ein solches Vorgehen den strategischen Interessen
Saudi-Arabiens und der USA dient, wie etwa um einen riskanten und umstrittenen Vergeltungsangriff auf den Iran zu rechtfertigen. Oder ob es sich nicht vielleicht mehr lohnt, den wahren Täter geheim zu halten, um nicht zu einer Reaktion gezwungen zu sein, deren Folgen man kaum absehen kann.“ [Welt.de]

Egal wie die Ergebnisse aussehen werden, die Angriffe auf Saudi-Arabien mit Drohnen und Marschflugkörpern berühren massiv und direkt die Sicherheitsinteressen Israels. Weder die USA noch Russland werden diese Tatsachen ignorieren oder dulden, dass sich der Iran wie bisher hinter „plausible deniability“, also der Fähigkeit, die direkte Verantwortung für Attentate auf plausible Weise abstreiten zu können, verstecken darf.

Von Gerhard Werner Schlicke

Herr Schlicke ist Autor und Freier Mitarbeiter bei den Israel-Nachrichten, er lebt und arbeitet in Deutschland.

Kommentare spiegeln die Meinungen der jeweiligen Autoren wieder und nicht unbedingt die Meinung des Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion.

 

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Von am 18/09/2019. Abgelegt unter Naher-Osten. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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