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Die Deutschen im Zweiten Weltkrieg: Was „Der Westen“ am Sonntag, 7. Dezember 1941 für Lügen verbreitete

Die Schlagzeile an diesem Tag lautet: Massenangriffe der Sowjets am Donez“ und berichtet, dass das Vordringen der Roten Armee am heldenmütigen deutschen Widerstand gescheitert sei. Weiter informiert das Blatt den Leser: Luftangriff auf Moskau: Während deutsche Kampfflugzeuge zum zweiten Male in dieser Woche das Flugzeugwerk Rubinsk mit Bomben belegten und im Tiefflug die Werkshallen mit schweren Kalibern trafen, unternahm ein anderer Verband in der Nacht zum 6. Dezember einen Angriff auf Moskau. Mehrere Tonnen Spreng- und einige hundert Brandbomben wurden auf die befohlenen Ziele abgeworfen. Die Besatzungen konnten Treffer in militärischen Zielen, beim Brjanskei-Bahnhof und südlich des Kreml beobachten! (?)

Der Westen – Titelblatt 7.12.1941. Foto: Archiv/RvAmeln

Danach wird der Ton schärfer und man titelt weiter: Ultimatum auch an Finnland und Rumänien; – scharfe Ablehnung der frechen britischen Forderungen. Berlin, 6. Dezember. Wie aus Helsinki und Bukarest mitgeteilt wird, hat die englische Regierung über die amerikanischen diplomatischen Vertretungen auch den Regierungen Finnlands und Rumäniens ultimative, bis zum 5. Dezember befristete Forderungen übermitteln lassen, in denen die Einstellungen der Kampfhandlungen gegen die Sowjets verlangt wird und bestimmte Modalitäten über die Einstellung der Feindseligkeiten vorgeschrieben werden. Im Falle der Ablehnung droht die britische Regierung den Ländern mit Eröffnung des Kriegszustandes.

Auch die Regierungen Finnlands und Rumäniens haben diese frechen Forderungen gestern abgelehnt. Ein gleiches Ultimatum war an Ungarn gerichtet worden. Die bolschewistischen Machthaber hatten es vor allem auf eine englische Kriegserklärung an Finnland abgesehen. Ungarn und Rumänien hielt man für weniger wichtig, mit einer Kriegserklärung an Finnland wollte Stalin jedoch die Briten zwingen, vor aller Welt Farbe zu bekennen. Wenn man bedenkt, welche Sympathien das tapfere finnische Volk vor allem auch in der amerikanischen Bevölkerung genießt, kann man die Hemmungen verstehen, die Churchill bisher vor einem solchen Schritt zurückhielten, zumal die verschiedentlichen Ablehnungen Helsinkis von Forderungen nach Einstellung des Kampfes gezeigt hatten, dass die Finnen auf alle Fälle bis zu dem von ihnen gestreckten strategischen Ziel kämpfen würden.

Und weiter heißt es in dem Blatt: Sowjetdampfer „Josef Stalin“, der mit 6000 Gefangenen in Hangö erbeutet wurde: Durch eine kühne Tat haben zwei Vorpostenboote bei Hangö den 12000 Tonnen großen sowjetischen Dampfer „Josef Stalin“, das modernste Schiff der Sowjets in der Ostsee, nachdem es durch Minentreffer beschädigt worden war, erbeutet. Obwohl das Schiff schwer bewaffnet und noch in vollem Verteidigungszustand war, konnten die 80 Mann auf den kleinen Vorpostenbooten nicht nur das Schiff, sondern auch darauf befindliche 6000 Mann Sowjetsoldaten in einen deutschen Stützpunkt einbringen. – Unser Bild zeigt den Dampfer „Josef Stalin“, der in Amsterdam gebaut und erst im Frühjahr 1940 in Dienst gestellt worden war.

Nachdem man sich auf den Folgeseiten mit anti-englischer und anti-bolschewistischer Hetze beschäftigt hatte, wird man auf Seite vier zahmer, denn die deutschen „Volksgenossen“ müssen ja auch anderweitig informiert werden, und so beginnt man mit „Unsere Sonntags-Unterhaltung“. Briefe an unbekannte Soldaten. Was kleine Mädchen schreiben / von Wilhelm Hammond-Norden: Breife an unbekannte Soldaten werden mehr geschrieben, als man denkt. Offenbar ist die Absicht, ein bißchen „Freude und Heimat“ nach „draußen“ zu schicken, weit verbreitet; außerdem hat ja so ein Brief, der gewissermaßen eine Fahrt ins Blaue unternimmt, etwas Abenteuerliches an sich.

Anscheinend werden gerade jetzt wieder viele Briefe an unbekannte Soldaten geschrieben, allein in der letzten Woche erhielt unsere Kompanie 17 Stück. Und weil ich mir denke, daß es auch in der Heimat interessieren kann, was in solchen Briefen steht und wie sie aussehen, darum habe ich meine Kameraden gebeten, mir diese Briefe doch einmal zu leihen. Jetzt liegen sie also vor mir, und ich benutze eine Mittagspause, um einen kleinen Querschnitt durch diese zu uns geflatterten Grüßen zu ziehen. Das die Absender ausnahmslos – Absenderinnen sind, versteht sich wohl von selbst, es liegt sozusagen in der Natur der Sache.

Es handelt sich insgesamt um zehn Briefe und sieben Postkarten. Eine Karte zeigt einen unbekannten Rosenbusch und darunter steht das Soldatenlied, in dem es vielversprechend heißt: „Schön ist das Küssen und das Kosen!“ Und da wir gerade vom Küssen sprechen, so sei hier der Text eines verblüffend kurzen und an Deutlichkeit nichts zu wünschen lassenden Briefes wiedergegeben: „Lieber Soldat, es grüßt und küßt Dich Liselotte. Schreibe mir bitte nur einmal!“ – Tja, Liselotte, mit dem Küssen hat es ja einstweilen seine Schwierigkeiten – aber schreiben wird Dir mein Kamerad.

Die Postkarten haben meistens sachlich-kurzen Text: „Viele Grüße aus meiner Heimat sendet eine Saarländerin“ (folgt der Name). „Die besten Grüße aus dem Odenwald schickt..“ Eine schreibt: „Viele Grüße aus Weilburg sendet Ihnen ein unbekanntes Mädel.“ Und dann folgt die volle Anschrift. Auch in den Briefen halten sich einige Absenderinnen an das gute alte Sprichwort: „In der Kürze liegt die Würze.“ Immerhin stellen sich manche doch schon recht plastisch vor: „Lieber unbekannter Soldat! Sie werden sicher erstaunt sein, von einem Mädel Post zu erhalten. Wenn Sie mir schreiben, schicke ich Ihnen ein Bild. Das andere werde ich das nächstemal schreiben. Ich bin achtzehn Jahre alt, dunkelbraune Haare, blaue Augen. Sehr schlank und gelenkig. Es grüßt herzlich..“

Der Westen – 07.12.1941. Foto: Archiv/RvAmeln

Der Empfänger hat bereits geantwortet, er ist erstens „auf das andere“ gespannt, das für den nächsten Brief versprochen ist, und auch dem Bild der gelenkigen Maid sieht er mit Spannung entgegen. Diese jungen Damen haben bemerkenswerten Humor, besonders wenn man die beträchtliche Leistung ihres Alters bedenkt. Und das, so möchte ich abschließend einen Rat an eventuelle freundliche Briefschreiberinnen an unbekannte Soldaten erteilen, das ist vielleicht doch empfehlenswert: Seid heiter, ihr Mädchen! Schreibt nicht so ernst, denkt nicht gleich an „Zank und Streit“, sondern nehmt diese Brieflein zunächst als nichts anderes als einen freundlichen Scherz. Wenn aus dem Scherz später Ernst wird – um so besser.

Wie konnte man einen solchen Schmonzes nur auf deutscher Seite für bare Münze nehmen?, die Frage stellt sich, wenn man ein wenig weiter liest: Was koche ich? Gemüsesuppe – Makkaroni mit pikanter Soße. Eine gute Suppe ist die Grundlage für ein sättigendes Mittagessen. Zu Makkaroni mit pikanter Soße schmeckt die beliebte Knorr-Gemüsesuppe vorzüglich. Die Zubereitung aller Knorr-Suppen ist denkbar einfach. Sie werden nur mit Wasser gekocht – alle anderen Zutaten enthält bereits der Knorr-Suppenwürfel. Makkaroni sind ein wohlschmeckendes fleischloses Gericht. Man muß sie nur richtig kochen: In reichlich gesalzenes kochendes Wasser schütten, umrühren – und vor allen Dingen nicht zu weich kochen. Aber hauptsächlich hängt es doch von der Soße ab, wie das Mittagsmahl mundet. Wie man ohne Fett und ohne Fleisch eine gute Soße bereitet, sagt Ihnen das folgende Rezept: Den Knorr-Soßenwürfel fein zerdrücken, glattrühren und mit 1/4 Liter Wasser, 1/2 Lorbeerblatt, einer Prise Zucker und Essig nach Geschmack unter Umrühren 3 Minuten kochen. Fertig!

Folgender „wichtiger Hinweis“ ist zu entnehmen: Rezept ausschneiden und aufbewahren! Sie können es immer verwenden – auch wenn Sie heute mal keinen Knorr- Würfel bekommen haben!

Durchaus verständlich, da es für die Deutschen bereits Lebensmittelmarken gab.

Von Rolf von Ameln

Rolf v. Ameln ist Buchautor, sowie IN-Korrespondent in Deutschland und Spezialist für Themen der Zeitgeschichte. Er schreibt seit 25 Jahren für die Israel-Nachrichten.

 

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Von am 12/01/2020. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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