Meine Seite

Abonnieren

  • Subscribe via Email
  • Facebook
  • Twitter

Hitlers mörderische Pläne für den Nahen Osten

Die Deutschen im Zweiten Weltkrieg: Die Ausweitung des Holocaust und die Frage arabischer Kollaboration

Mit den Eroberungen in Nordafrika planten die Nazis auch die Umsetzung des Holocaust im arabischen Raum. Unterstützt wurden die deutschen Pläne zum Judenmord von fanatischen arabischen Antisemiten.

In seiner Reichskanzlei zu Berlin empfing Hitler am 28. November 1941 mit Hadsch Amin el-Husseini, dem Mufti von Jerusalem, den wohl fanatischsten Antisemiten und Bewunderer des Nationalsozialismus unter den Arabern des Nahen Ostens. In Palästina war er seit den frühen 1920er Jahren für immer neue Gewalteskalationen im arabisch-jüdischen Verhältnis, für ungezählte Morde und für das faktische Ende aller Hoffnungen für ein friedliches Zusammenleben beider Konfessionen verantwortlich gewesen.

Schon im Jahre 1933 ein erklärter Anhänger Hitlers, musste der Mufti 1937 nach der Provozierung neuer Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung und die englische Mandatsmacht aus Palästina fliehen. Doch selbst noch aus dem Exil gelang es ihm, seine Machtstrukturen und seinen verhängnisvollen Einfluss in der Heimat aufrechtzuerhalten. Nach einem von den Nationalsozialisten unterstützten, aber letztlich fehlgeschlagenen antibritischen Putsch im Irak, an dem er maßgeblich beteiligt war, gelangte der Mufti über den Iran und Italien im Herbst 1941 nach Berlin, wo er alsbald vom „Führer“ empfangen wurde.

Bei dieser ersten persönlichen Begegnung der beiden radikalen Judenhasser wurde Klartext gesprochen. El-Husseini versicherte, die gesamte arabische Welt sehe sich mit Deutschland im gleichen Kampf gegen „…die Engländer, Die Juden und die Bolschewisten“

Anschließend stellte er arabische Kollaborateure in großer Zahl in Aussicht, die auf Seiten der deutschen Wehrmacht kämpfen würden. Hitler seinerseits betonte, das „Dritte Reich“ führe … einen kompromisslosen Kampf gegen die Juden, dazu gehört auch selbstverständlich der Kampf gegen die jüdische Heimstätte in Palästina“

Deutschland selbst habe keine eigenen strategischen Interessen in der Region, sondern wolle lediglich „die Vernichtung des im arabischen Raum unter der Protektion der britischen Macht lebenden Judentums“ sichern. Solche düsteren Ankündigungen markierten einen bemerkenswerten Prioritätenwechsel, der von der nationalsozialistischen Führung zuvor vollzogen worden war. Noch in den ersten Jahren der Nazi-Diktatur war das außenpolitische Interesse Berlins im Nahen Osten gering. Unzweifelhaften Vorrang hatte eine Politik der militärischen Aufrüstung um jeden Preis, für die jeglicher Konflikt mit den Engländern – immerhin Mandatsmacht in jener Region – tunlichst vermieden werden sollte. Darüber hinaus setzten die Nazis bis Ende der 1930er-Jahre noch auf eine Vertreibung der Juden aus Deutschland und favorisierten dabei auch Palästina als eines der Zielländer.

Erbitterter arabischer Protest gegen die jüdische Einwanderung und die von vielen Arabern gleichzeitige Begeisterung und Bewunderung für den Nationalsozialismus lösten spätestens nach der Kriegserklärung Englands 1939 gegen Nazi-Deutschland ein Umdenken aus, das bald finanzielle Unterstützung und Waffenlieferungen für Araber in ihrem Kampf gegen Briten und Juden sowie ausgedehnte Propaganda in Richtung der arabischen Welt zur Folge hatte. Als dann noch eine Niederlage des italienischen Achsenpartners in Nordafrika gegen die Engländer drohte, entschloss sich Hitler zur direkten Intervention im nahen Osten.

So landete im Februar des Jahres 1941 das „Deutsche Afrikakorps“ mit seinen 25.000 Soldaten unter dem Kommando von Generalleutnant Erwin Rommel im lybischen Tripolis. Diese neue, anfangs nur zur Unterstützung Mussolinis realisierte strategische Option löste auf Seiten der Nazi-Führung bald schon weitreichende eigene Zielvorstellungen aus.

Am Abend des 25. Oktober 1941 ließ Hitler mit Heinrich Himmler, dem Chef von SS und deutscher Polizei, sowie mit Reinhard Heydrich, dem Leiter des Reichssicherheits-Hauptamtes, zwei seiner berüchtigsten Gefolgsleute zu sich kommen. Im Rahmen der Besprechung fielen folgende denkwürdigen Sätze: „Es ist gut“, betonte Hitler, „wenn uns der Schrecken vorangeht, daß wir das Judentum ausrotten. Der Versuch, einen Judenstaat zu gründen, wird ein Fehlschlag sein.“

Die bedrohliche Absichtserklärung sollte bald noch weiter konkretisiert werden. Nur wenige Wochen nach seiner Besprechung mit Hitler besuchte el-Husseini SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, den bei der SS für die „Judenfrage“ zuständigen Referenten. Dem interessierten organisatorischen Vollstrecker des Holocaust berichtete der Araber, er habe von Himmler bereits die Zusage erhalten, dass nach dem militärischen Sieg im Nahen Osten einer der Männer aus Eichmanns Referat, die ihrerseits in Europa Deportation und Vernichtung vorbereiten, mit nach Jerusalem kommen solle, um eben auch in Palästina Maßnahmen gegen die mehr als 500.000 dort lebenden Juden einzuleiten. In der Folge trafen sich beide Männer noch mehrere Male; außerdem konferierte der Mufti auch mit dem unter Eichmann speziell für „Judenangelegenheiten“ zuständigen Sturmbannführer Friedrich Suhr. Abgesehen davon lösten die spektakulären militärischen Erfolge der „Großdeutschen Wehrmacht“ in Nordafrika weitere Vorbereitungen für eine Ausweitung des Holocaust in den Nahen Osten aus.

Hadsch Amin el-Husseini und Adolf Hitler. Foto: Archiv/RvAmeln.

Hadsch Amin el-Husseini und Adolf Hitler. Foto: Archiv/RvAmeln.

Rommel und seine Truppen war am 21. Juni 1942 die Eroberung der strategisch höchst bedeutenden Festung tobruk gelungen. Zehn Tage später erreichten deutsche Panzer bei El Alamein die vermeintlich letzte Frontstellung der Briten in Ägypten. Alexandria war nun kaum mehr 100 Kilometer entfernt und es schien möglich, Kairo in kürzester Zeit zu besetzen und selbst den Übergang über den Suezkanal innerhalb weniger Tage zu realisieren. Die Engländer ihrerseits verlegten bereits ihre Schiffe von Alexandria ins Rote Meer und begannen in der ägyptischen Hauptstadt damit, in Erwartung der Deutschen ihre Akten zu vernichten. In dieser Situation fiel in Berlin Anfang Juli die Entscheidung, Rommels Panzerarmee ein SS-Einsatzkommando aus dem Reichssicherheitshauptamt beizuordnen. Ein entsprechender Befehl, der den bevorstehenden Einsatz der Todesschwadron nach dem Vorbild früherer Einsätze in Polen und der Sowjetunion zwischen SS und Wehrmacht regelte, ging Rommel in Ägypten am 13. Juli zu.

In dem entscheidenden Satz des Dokuments steht, das Einsatzkommando „ist berechtigt, im Rahmen seines Auftrages in eigener Verantwortung gegenüber der Zivilbevölkerung Exekutivmaßnahmen zu treffen.“

Genau diese Formulierungen hatten die Verantwortlichen einfach aus einem Befehl aus dem Vorjahr übernommen, der die Verwendung der Einsatzgruppen für die Sowjetunion geregelt und letztlich die Ermordung von einer halben Million Juden allein in den ersten sechs Monaten des Krieges ausgelöst hatte. Nicht zuletzt weist mit Walther Rauff auch die Person des Kommandeurs der SS-Truppe auf deren vorgesehenen Einsatzbereich hin. Der damals 36-jährige Obersturmbannführer war im Reichssicherheits-
Hauptamt bis dahin unter anderem für die Entwicklung und den Einsatz der so genannten Gaswagen zuständig gewesen. Diese als mobile Gaskammern eingesetzten Lastkraftwagen waren eigens konstruiert worden, um durch die Einleitung von Fahrzeugabgasen in die geschlossenen Kastenaufbauten den Mord an den Juden „effizienter“ zu gestalten. Im Verlauf des Krieges wurden in den Gaslastwagen Schätzungen zufolge 500.000 Menschen ermordet.

Hadsch Amin el-Husseini und Muslimische SS-Freiwillige Foto: Archiv/RvAmeln.

Hadsch Amin el-Husseini und Muslimische SS-Freiwillige Foto: Archiv/RvAmeln.

Mit Rauff flog am 23. Juli 1942 der Verantwortliche für dieses Mordprogramm nach Tobruk, um mit Rommels Stabschef den bevorstehenden Einsatz seines Kommandos zu besprechen. Beide schienen an diesem Tag grundsätzliches Einvernehmen erzielt zu haben. Das Kommando schlug derweil sein Quartier in Athen auf, um nach dem bald erwarteten Sieg bei El Alamein schnell zu den deutschen Truppen stoßen und das Mordprogramm beginnen zu können. Dass diese grössliche Option und eine wahrscheinlich damit einhergegangene Mithilfe arabischer Kollaborateure beim Massenmord nie Wirklichkeit wurden, ist letztlich allein den Soldaten der 8. britischen Armee unter dem Befehl von Bernard Montgomery zu verdanken. Ihnen gelang es zuerst, den Vormarsch der Achsenmächte bei El Alamein zu stoppen.

Von Rolf von Ameln

Redaktion Israel-Nachrichten.org

 

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende, oder werden Sie Mitglied der Israel-Nachrichten.

Von am 30/12/2014. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

Durch einen technischen Fehler, ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet!

Leserkommentare geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Wie in einer Demokratie ueblich achten wir die Freiheit der Rede behalten uns aber vor, Kommentare nicht, gekuerzt oder in Auszuegen zu veroeffentlichen. Anonyme Zuschriften werden nicht beruecksichtigt.