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Aus der Geschichte der amerikanischen B-52 Nuklearbomber: Abschreckung im Wandel der Zeit

Der Spielfilm „Bombers 52“, ein Hollywood-Schinken der 1950-er Jahre lockte nur wenige Besucher in die Kinos. Das amerikanische Lebensgefühl dieser Zeit war von einem unkritischen Vertrauen, in eigene Stärke geprägt, das sich auf die einfache Formel bringen ließ: Die Amerikaner gewinnen immer, und die Bösen sind immer die Verlierer. Für diese Haltung war typisch, dass ein anderer Film aus dem Jahre 1964 – „A Gathering of Eagles“ – , in dem Rock Hudson nur ein Ziel vor Augen hatte, Kommandeur des besten B-52-Geschwaders der Luftwaffe zu werden, zum Ziel hatte. Um diese Zeit hatte sich jedoch die Welt längst geändert trotz der Tatsache, dass Bombergenerale alle wichtigen Führungspositionen in der US Air Force besetzten.

Sehr bald aber sollten die Amerikaner den Glauben an ihre Allmacht verlieren. Zuvor hatten sie jedoch noch ein Desaster durchzustehen, bei dem eine ganze Generation im Dschungel Südostasiens unterging. Rückblick: Am 18. Juni 1965 begann die Operation „Air Light“ mit Kampfeinsätzen in Südvietnam. B-52F-Stratofortress der 7th und 320th Bomb Wing flogen die erste Mission gegen vermutliche Stellungen des Vietkong. Dabei stießen zwei Bomber in der Luft zusammen und stürzten ab. In den folgenden Jahren ließen B-52 ihre Bomben auf den Dschungel hageln, während die Jagdbomber sich Hanoi und Haiphong vornahmen.

Der legendäre B-52 und der B-2A-Tarnkappenbomber.  Foto: militry.com

Der legendäre B-52 und der B-2A-Tarnkappenbomber. Foto: militry.com

Von 1965 bis 1972 führten die Amerikaner einen konfusen Krieg, bei dem sich aber die B-52-Besatzungen tapfer schlugen. Doch die für strategische Aufgaben ausgebildeten Stratofortress-Piloten fühlten sich falsch eingesetzt und wollten endlich gegen „richtige“ Ziele fliegen. Die plötzliche Verwendung eines Atombombers für konventionelle Aufgaben war nicht vorgesehen. B-52-Fs, die völlich unvorbereitet mit konventionellen Waffen ins Gefecht geworfen wurden, offenbarten rasch ihre Unzulänglichkeit. Im Rahmen des Programmes „Big Belly“ modifizierte man eine größere Anzahl von B-52-Ds, so dass sie insgesamt 108.227-kg Eisenbomben mitführen konnten, davon 84 in Magazinbuchten des internen Bomberschachts.

Ab dem Jahre 1967, als General Joseph Nazarro Befehlshaber des „SAC“ war, begannen die „Big Belly“ Bomber die B-52-Fs zu ersetzen. Daraufhin stieg die tägliche Einsatzrate merklich. Dennoch durften die B-52-Besatzungen nach wie vor nicht in den Norden einfliegen – gegen Hanoi – oder andere strategische Ziele bekämpfen. Als die Verhandlungen gescheitert waren, entschied man sich für massive Angriffsoperationen gegen Nordvietnam, um Hanoi wieder an den Verhandlungstisch zu zwingen. Die folgende Luftoffensive ging als „The Eleven Days of Christmas“, bzw. „Operation Linebacker II“ in die Geschichte ein. Vom 18. bis 29. Dezember 1972 – außer am ersten Weihnachtstag – flogen B-52 von Stützpunkten auf Guam und Thailand aus pausenlos Einsätze gegen Nordvietnam.

Den Kern der konventionellen Angriffskräfte bildeten B-52-D-Verbände, die durch die neuere, aber nicht speziell auf konventionelle Waffen angepasste B-52-G unterstützt wurden. Die Piloten der B-52-G waren keineswegs davon begeistert, das gleiche Risiko für den Einsatz von 27 Bomben eingehen zu müssen wie ihre Kameraden in der B-52-D, die immerhin 108 Bomben an Bord mitführten. Diese in der Militärgeschichte einzigartige Luftoffensive prägte sich der Welt auch als Elf-Tage-Krieg ein. Der Führungsstab des „SAC“ (am allerwenigsten das Fliegeras aus dem Zweiten Weltkrieg, General John C. Meyer, seit dem 1. Mai 1972 Kommandierender General des „SAC“) wollte nie wahrhaben, dass die Entscheidung, die Hälfte ihrer B-52-Bomberkräfte mit konventionellen Mitteln gegen Hanoi einzusetzen, eine elementare Schwächung der nuklearen Angriffsfähigkeit des „SAC“ bedeutete.

Der US-Stützpunkt Andersen Air Base auf Guam war etwa mit dem Dreifachen der üblichen Bomberstärke belegt. Von hier aus strömten unaufhörlich B-52 in Dreier-Zellen nach Nordvietnam, um ihre Ziele bei häufig starker Gegenwehr durch MIG-21 und Boden-Luft-Raketen zu bombardieren. Nach acht Jahren Krieg in Nordvietnam ohne Verluste fielen bei dieser Operation nicht weniger als 18 B-52 feindlichen Boden-Luft-Raketen zum Opfer, während die Bomber mit ihren Bordkanonen nur zwei MIG-21 abschießen konnten. Die massiven Einsätze der B-52 hatten schwere Verwüstungen in Nordvietnam angerichtet, was am 27. Januar 1973 zum Waffenstillstandsabkommen führte. Somit war die B-52 wieder im „strategischen Geschäft“.

Und wieder einmal konzentrierte sich das „SAC“ aus sein Hauptproblem, wie die russische Luftabwehr zu überwinden sei. Es folgten in den nächsten Jahren Verbesserungen, Neuvorstellungen verschiedenster Baureihen und Typen, doch hier war am wichtigsten der Stealth-Bomber. Die Zukunft der „SAC“-Verbände war entscheidend vom Erfolg oder Misserfolg des Nurflügelbombers, der am 22. November 1988 in Palmdale, Kalifornien, öffentlich vorgestellt wurde. Der Jungfernflug des neuen Tarnkappenbombers sollte mit der Überführung des Prototypen von Palmdale nach Edwards Air Force Base verbunden werden. Das „SAC“ plante die Beschaffung von 132 Maschinen, und die ersten sollten einem Einsatzgeschwader auf dem Luftwaffenstützpunkt Whiteman AFB in Missouri zugewiesen werden.

Die B-2A war zu dieser Zeit das vermutlich teuerste Flugzeug, das je gebaut wurde. Genauere Zahlenangaben waren nie verfügbar, da die Finanzierung der Geheimhaltung unterlag. Selbst bei völlig problemfreier Serienfertigung wäre in Stückpreis von 500 Millionen US Dollar für diesen Bomber mit Sicherheit das unterste Limit..! Der Geheimnisschleier um die B-2A lüftete sich erstmals ein wenig mit der Skizze, welche die US Air Force im April 1988 freigegeben hatte. Der Rollout des Hochtechnologie-Bombers im November 1988 ließ schon ein klein wenig mehr von dem schwanzlosen Nurflügler mit den sägezahnartigen Strömungsabrisskanten und den oben liegenden Triebwerken erkennen.

Mit bestimmten wichtigen Einzelmerkmalen hielt man aber aus gutem Grund weiterhin zurück, zum Beispiel mit der Anordnung und Art der Schubdüsen. In gewisser Weise schloss sich in dieser Zeit der Kreis des amerikanisch-strategischen Bomberprogramms. Die XB-35- und die YB-49- Nurflügelbomber, die Ende der 1940-er Jahre flogen, waren die logischen Vorläufer des damaligen B-2A-Tarnkappenbombers. Die Zukunft der „SAC“-Bomberverbände des Kommandierenden Generals Jack T. Chain und die Zukunft des Northrop-B-2A-Bombers waren unweigerlich miteinander verbunden. Der damalige amerikanische Luftwaffenminister – unter Präsident Reagan -, Edward C. Aldridge, selbst kaum voreingenommen, meinte damals: „Der erste Flug der B-2A, die von Anfang an vom Kongress torpediert worden ist, stellt einen technologischen Riesenschritt nach vorn dar und ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Modernisierung unserer strategischen Waffensysteme.“

Die Indienststellung des Nurflügelbombers im 21. Jahrtausend wird die Zusammensetzung der US-Bomberflotte wohl auch noch den Rest der folgenden Jahre entscheidend beeinflussen.

Von Rolf von Ameln

 

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Von am 27/11/2016. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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